Bahnverkehr zwischen Italien und der Schweiz ab Donnerstag unterbrochen
Tessiner Regierung wehrt sich gegen Bahnunterbrechung

Das Tessin wehrt sich gegen die ab Donnerstag geltende Unterbrechung des Bahnverkehrs mit Italien. Offenbar herrscht zwischen den beiden Ländern Streit darüber, in Zügen Temperaturen zu messen, wie dies ein italienisches Dekret vorsieht. Keine Seite kommt dem nach.
Publiziert: 08.12.2020 um 20:10 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 04:06 Uhr
Die Tessiner Regierung stemmt sich gegen die bevorstehende Unterbrechung des Zugverkehrs von und nach Italien.
Foto: Francesca Agosta

Die Tessiner Regierung wehrt sich gegen die Unterbrechung des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs. Italien führe anscheinend keine Gesundheitskontrollen in den Zügen durch, schiebe aber die «heisse Kartoffel» der Schweiz zu, kritisiert der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi (43).

Die ab Donnerstag geplante Unterbrechung des Bahnverkehrs zwischen dem Tessin und Italien müsse unter allen Umständen abgewendet werden, sagte Gobbi auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die vorübergehende Einstellung des Bahnverkehrs zwischen der Schweiz und Italien hätte «grosse Auswirkungen auf den Verkehr und die Lebensqualität in der Grenzregion.» Die meisten Grenzgänger würden für ihre Arbeit per Zug ins Tessin fahren. Im Falle einer Unterbrechung der grenzüberschreitenden Züge müssten sie auf ein Auto umsteigen.

Züge exklusiv für Grenzgänger?

Eine wichtige Rolle bei der Suche nach einer Lösung könnte der Präsident der Region Lombardei Attilio Fontana spielen, erklärte Gobbi weiter. Auch Fontana kritisiere die von der italienischen Regierung verhängten Massnahmen und habe gegenüber der Tessiner Regierung mit dem Gedanken gespielt, exklusiv für die Grenzgänger Züge fahren zu lassen - und auf diesen die vorgeschriebenen Gesundheitskontrollen durchzuführen.

Dies wäre für das Tessin aber höchstens eine Notlösung: «Für uns hat die Wiederherstellung aller Verbindungen Priorität», hält Gobbi fest. In Italien sei man von der Entscheidung der SBB «überrascht», sagte Italien-Korrespondent Philipp Zahn in der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens SRF von Dienstagabend. In Rom und Mailand spreche man von einem «Schweizer Alleingang».

Gegenüber der italienischen Wirtschaftszeitung «Il sole 24» zeigte sich das italienische Verkehrsministerium besorgt: Die italienische Regierung müsse eine Lösung mit der Schweiz finden. Ziel müsse es sein, wenigstens die wichtigsten Zugverbindungen zwischen den beiden Ländern aufrechtzuerhalten.

Sommaruga drängt auf Lösung

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga erklärte ihrerseits am Dienstagabend vor den Medien in Bern, die Schweiz stehe in Kontakt mit den italienischen Behörden und Bahnen. Es würden Lösungen gesucht in den betroffenen Kantonen insbesondere in Bezug auf die «Grenzgänger-Thematik». Die Verkehrsministerin will den Gesamtbundesrat am Freitag über den Stand der Dinge informieren.

Die SBB hatten am Dienstagvormittag mitgeteilt, dass die grenzüberschreitenden Zugverbindungen zwischen der Schweiz und Italien ab Donnerstag (10. Dezember) auf unbestimmte Zeit eingestellt würden.

Grund für den Entscheid sei ein kürzlich verabschiedetes Dekret der italienischen Regierung. Dieses sehe unter anderem Temperaturmessungen in den Zügen vor. Die SBB könnten diesen Anforderungen nicht nachkommen, hält es in ihrem Communiqué fest.

Baden-Württemberg will Grenze zur Schweiz offen halten

Während an der Südgrenze der Schweiz Streit um Bahnverkehr herrscht, sind an der nördlichen Grenze der Schweiz zu Deutschland noch keine ähnlichen Schritte geplant. Das versichert Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (72) laut deutschen Medienberichten.

Demnach soll die Grenze zur Schweiz soll trotz hoher Zahlen im Nachbarland offen bleiben. Kretschmann betont: «Die Grenzschließungen in der ersten Welle im Frühjahr haben zu ziemlichen Verwerfungen und zu großem Verdruss geführt.» Jetzt müsse dafür gesorgt werden, dass die Vorschriften auf beiden Seiten der Grenze ähnlich seien. (SDA/kes)

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