Kurz vor dem Hochfahren der Wirtschaft steht das Schutzkonzept für die Beiz. Tagelang rangen Gastrosuisse, Hotelleriesuisse und der Catering-Verband mit den Behörden um die Feinheiten. Herausgekommen ist ein Plan, der strenge Auflagen an jeden einzelnen Betrieb stellt. Und der in den Details die Handschrift der Verwaltung trägt.
Das Schutzkonzept sieht vor, dass alle Gastronomen die Gästedaten erfassen müssen. Heisst: Vorname, Nachname, Telefonnummer, Datum, Zeit, Tischnummer. Diese Daten müssen 14 Tage lang aufbewahrt werden, damit ein allfälliger Ausbruch des Coronavirus genau zurückverfolgt werden kann. Danach müssen die Daten «vollständig» gelöscht werden.
Keine Angaben gibt es aber dazu, wie der Betrieb diese Daten sammelt. Der Wirt kann dies handschriftlich machen. Oder er führt eine Liste auf seinem Computer. Wichtig ist einzig, dass er diese Daten dem kantonsärztlichen Dienst bei Bedarf zugänglich machen kann.
Service ohne Maske
Ein Gastro-Betrieb muss ausserdem Auskunft darüber geben können, welcher Kellner welche Tische bedient hat. Auch diese Info muss über zwei Wochen gespeichert sein. Der Wirt ist auch angehalten, den Tisch nach jedem Besuch zu desinfizieren. Gleiches gilt für Menü-Karten und Tischtuch. Maximal vier Personen dürfen zusammenhocken. Davon ausgenommen sind Eltern mit Kindern. Live-Musik, Billard, Dart und andere Unterhaltungsangebote sind verboten. Das gilt wohl auch für das Piano in der Hotel-Bar.
Alle Gäste müssen sitzen. Zwischen zwei Tischen gilt ein Mindestabstand von zwei Metern. Gibt es eine Trennwand, darf auch enger gestuhlt sein. Das Konzept erlaubt dabei explizit diverse Materialien für die Trennwand – nicht nur Plexiglas. Allerdings gibt es klare Angaben darüber, welche Grösse die Trennwand mindestens haben muss. Hier ist der Einfluss der Behörden deutlich zu spüren.
Das Personal darf ohne Maske bedienen. Es gibt keinen Zwang zum Mundschutz. Aber eine «dringende» Empfehlung, ähnlich wie beim öffentlichen Verkehr, sofern keine Alternative wie Service-Tische oder Service-Wagen möglich sind. Der Mindestabstand gilt übrigens auch für das WC. Notfalls müssen Pissoirs abgesperrt werden.
Ende von Maggi und Aromat
Der direkte Kontakt mit dem Gast ist verboten. Da ist das Konzept klar. Es ist sogar untersagt, den Mantel eines Restaurant-Besuchers aufzuhängen. Gegenstände, die von mehreren Personen geteilt werden, dürfen auch nicht mehr rumliegen. Dazu zählen unter anderem Magazine und Zeitungen. Zum Kaffee gibt's künftig nur noch das eigene Smartphone. Oder die Nachrichten auf dem iPad. Aber Achtung: «Der Betrieb», so heisst es im Schutzkonzept, «verzichtet entweder auf Touchscreens für Gäste, desinfiziert diese nach jedem Gast, oder stellt Desinfektionsmittel und Einwegtücher zur Verfügung.»
Das bedeutet auch das vorläufige Aus für einen Klassiker der Schweizer Gastronomie: Der Gewürzständer mit Maggi, Aromat, Pfeffer, Salz und Zahnstocher steht nicht mehr auf dem Tisch. Oder er wird nach jedem Gast gründlich desinfiziert.
Das ist aber immer noch nicht alles. Das Schutzkonzept sieht schliesslich auch noch vor, dass am Eingang Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt wird. Immerhin darf sich der Beizer hier etwas kreativ zeigen, solange die Lösung sicher ist. Und wenn wegen der Knappheit kein Desinfektionsmittel zur Verfügung steht, reicht auch etwas Wasser und Seife.
Wirt muss Masken kaufen
Die Umsetzung des Schutzkonzeptes ist zwingend. Alle Betriebe haben sich daran zu halten. Die Polizei kann die Einhaltung notfalls durchsetzen. Dem Gastronomen kommt bei der Umsetzung eine entscheidende Rolle zu. Er muss das Verbrauchsmaterial selbst zur Verfügung stellen. Weder der Verband, noch der Bund, noch der Kanton oder die Gemeinde versorgt die hiesigen Beizer mit Masken oder mit Desinfektionsmittel.
Das dürfte diverse Betriebe vor eine schwierige Aufgabe stellen. An vielen Orten ist beides ausverkauft. Und sind doch Masken und Desinfektionsmittel erhältlich, sind diese oft teuer. Eine Standard-Masken-Packung à 50 Masken kostet um die 50 Franken. Ungefähr gleich viel kostet der Liter Desinfektionsmittel. Das sind zusätzliche Auslagen, die das ohnehin schon gebeutelte Wirte-Portemonnaie nochmals belasten.
Kommt dazu: Die Öffnung könnte schnell in ein Personalproblem führen. Besonders gefährdete Personen bleiben der Arbeit weiter fern. Mitarbeitende mit Hygienemasken müssen mindestens alle zwei Stunden eine Pause einlegen. Und kranke Angestellte müssen «sofort nach Hause» geschickt werden. Ein Husten – und weg ist der Koch.
Und doch. Viele Wirte sind froh, dass sie öffnen dürfen. «Bei allen Einschränkungen überwiegt doch die Freude», sagt Thomas von Matt vom Zürcher Lokal Yardbird, «wir wollen schliesslich arbeiten.» Unter welchen Bedingungen auch immer.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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