Für die Saläre und Honorare von Topmanagern und Verwaltungsräten schien es in den letzten Jahrzehnten nur eine Richtung zu geben: Sie stiegen in schwindelerregende Höhen. Die Corona-Krise dürfte diesen Trend vorerst brechen, schreibt der «Tages-Anzeiger». Eine Umfrage gibt einen Einblick auf die Lohnverzicht-Massnahmen in den Teppichetagen namhafter Schweizer Unternehmen.
Laut Einschätzung von Vergütungsexperte Stephan Hostettler (53) belaufen sich die Kürzungen der Topsaläre in grossen Schweizer Firmen im Schnitt auf 10 bis 20 Prozent. In diesem Mittelfeld spielt auch Magdalena Martullo Blocher (51). Sie hat die Saläre und Honorare der Konzernleitung um 15 Prozent gekürzt. Die gleiche Reduktion gilt auch für den Verwaltungsrat.
Ermotti verzichtet auf 50 Prozent
Für Schlagzeilen sorgten «Spenden- und Solidaritätsaktionen» der UBS und Credit Suisse. Am weitesten geht die UBS. Die gesamte Geschäftsleitung verzichtet sechs Monate lang auf die Hälfte des fixen Salärs. Auch Konzernchef Sergio Ermotti (60), der 2019 ein Grundgehalt von 2,5 Millionen Franken bezogen hat. Das Geld soll «Opfern» der Corona-Krise zugutekommen.
Die Kürzungen wurden in der Regel nicht vorgenommen, um die Liquidität des Unternehmens zu schonen. «Wichtiger war, dass die Mitarbeiter auf allen Ebenen ein solidarisches Handeln wahrnehmen und die Besserverdienenden typischerweise mehr reduzieren», sagt Hostettler. Angesichts der Opfer, welche die Beschäftigten bereits erbracht haben, hätte niemand verstanden, wenn sich die Leute an der Spitze weiter bedienen würden wie bisher.
Boni noch mit Fragezeichen
Für das nächste Jahr geht der Experte nicht davon aus, dass es im Spitzenlohnsegment zu generellen Gehaltserhöhungen kommt. Viel entscheidender seien in dieser Einkommensklasse die Boni. Dazu hätten die meisten Unternehmen noch nichts entschieden. Sie wollen erst den Geschäftsgang abwarten. (buo)