Nach den singenden Biobauern setzt Coop nun auf Grilleure in der Midlife-Crisis. Die sogenannte BBQrew produzierte für die Coop Sommer-Werbekampagne den Song «Grill'n'Chill», der momentan im Schweizer Fernsehen rauf und runter läuft.
«Pack dis Fleisch us, zeig was hesch»
Im neuen Song wird das Coop-Motto «Tsch-Tsch» aufgegriffen und zum «Tschillieren» animiert - das soll eine Kombination von Chillen und Grillieren sein. Hauptthema des Songs ist aber das Fleisch - und zwar nicht nur auf dem Grill.
Zweideutige Zeilen wie «I lege mini Wurscht a dini Pouletbruscht», «Pack dis Fleisch us, zeig was hesch» und «obe es Blonds, unger ume dunkel» werden zum Besten gegeben.
Vom Lecken und Spritzen
Dazu tanzen junge Frauen und ältere Männer nicht immer ganz im Takt, eine Frau im Bikini wird hemmungslos von der BBQrew angestarrt. Nahaufnahmen von einem saucenverschmierten Frauenmund sind zu sehen, eine junge Schönheit leckt sich explizit die Finger. In einer anderen Szene spritzt sich eine Frau Mayonnaise in und vor allem um den Mund, später wirft sie verführerische Blicke in die Kamera mit einer Bratwurst zwischen den Lippen.
Laut Coop Mediensprecher Ramón Gander laufen diese Andeutungen unter «Sommerthemen». «Die Werbung wird der Saison angepasst und damit auch der Ton. Im Sommer sind natürlich andere Themen aktuell als im Winter», erklärt Gander. «Das Ganze muss mit einer Prise Humor verstanden werden.» Coop-Chef Joos Sutter meint dazu: «Beim Thema Grillieren verträgt es schon ein bisschen Spass.»
Das sagt Caroline Fux über den Clip
«Sex sells – das wissen die Werber seit vielen Jahren und Coop gibt hier natürlich ziemlich Gas. Schwer vorstellbar, dass sich Kundinnen mit so einem Spot besonders willkommen fühlen», sagt Blick-Sexberaterin Caroline Fux zum Werbefilm. «Grundsätzlich sollte man derart plumpe Anspielungen nicht zu ernst nehmen und die Sache auch mit Humor nehmen. Man sollte kein Drama aus so einem Spot machen - aber eigentlich ist es eher traurig, wenn Werbung nicht mehr zu bieten hat.»
Wo bleibt das Augenzwinkern und die schönen Männer?
«Alles in allem vermisse ich im Clip ein bisschen das Augenzwinkern. Dann würden auch die sexuellen Anspielungen weniger schal wirken», sagt Fux. «Auch schade: Die wenigsten der gezeigten Männer scheinen Modeltypen zu sein. Ganz im Gegensatz zu den Frauen, die lasziv in Würste beissen und sich mit Mayo bekleckern. Das wäre ein nettes 'Friedensangebot' gewesen, wenn die weiblichen Zuschauerinnen optisch auch mehr geboten bekommen hätten.»
Sex sells?
Grillieren ist offenbar nach wie vor eine Männerdomäne. Verantwortlich ist die Firma Hitmill um Star-Produzent Roman Camenzind. Bereits 2012 produzierte sie das Naturaplanlied «I Love» mit den Bio-Bauern Sons of Nature und vergangenes Jahr dessen Remake mit Lennon und Maisy. «Grill'n'Chill» ist seit Anfangs Mai in den Schweizer Charts und aktuell auf Rang 67.
«Der aktuelle Grillsong kam bei vielen Kundinnen und Kunden sehr gut an und sorgt beim Grillieren für eine positive und animierende Stimmung. Damit ist das Ziel erreicht», sagt Gander. Zu was animiert werden soll, bleibt der Fantasie überlassen.
Der Bio-Song hatte sehr viel mehr Erfolg: Er landete auf Platz eins der Hitparade und gewann eine Goldene Schallplatte. Die Werte Natur und Familie kommen beim Kunden anscheinend besser an. (kra)