Coop lanciert Bio-Verpackungen aus Gras
Das ist nicht von Pappe

Mit einer neuen Obstverpackung aus Gras will Coop 40 Prozent Energie und viel Wasser sparen. Die Idee kommt grundsätzlich gut an. Experten kritisieren aber, dass Bio-Produkte weiterhin in Plastik verpackt werden.
Publiziert: 09.04.2018 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:55 Uhr
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So gibt es die Bio-Äpfel bei Coop zu kaufen.
Foto: Anja Wurm
Patrik Berger

Coop geht in der Verpackung von Früchten neue Wege. Statt wie bisher aus Karton, besteht das Chörbli zu 40 Prozent aus Gras. Damit kann der Grossverteiler 40 Prozent Energie und viel Wasser einsparen. Das Gras für die Verpackung stammt von ökologischen Anbauflächen. Die Bauern lassen das Gras wild wachsen, ohne es zu düngen. Zweimal im Jahr werden die Wiesen gemäht.

Coop testet die neue Verpackung mit Naturaplan-Bio-Äpfeln in den Regionen Nordwestschweiz, Zentralschweiz und Ostschweiz erstmals in der Praxis. Alles schön und gut, doch ohne Plastik gehts weiterhin nicht. Die Bio-Äpfel sind in eine Folie verpackt. Ein Widerspruch? «Nein, mit der Folie schützen wir die Produkte», heisst es bei Coop.

«Plastik bei Bio-Produkten ist stossend»

Die Umweltschutzorganisation Ocean Care begrüsst auf Anfrage von BLICK zwar, dass bei der Produktion von Verpackungsmaterial Energie eingespart wird. «Der Einsatz von Plastik ist aber gerade bei Bio-Produkten besonders stossend», sagt Sprecherin Sandra Ludescher. Einwegplastik für Verpackungen werde produziert, um weggeworfen zu werden.

Er besteht aus Rohöl – einer endlichen Ressource, deren Abbau mit zahlreichen ökologischen Problemen, besonders auch hinsichtlich Meeresschutz verknüpft ist. «Wir sehen Firmen, die ihrer ökologischen Verantwortung nachkommen wollen, daher in der Pflicht, sich um Alternativen zu Einwegplastik zu bemühen», fordert Ocean Care.

Lieber Knospe-Kleber als Plastik

Bei Bio Suisse hat man ein gewisses Verständnis für den Einsatz von Plastik. Die Verpackung sei bei Grossverteilern teils notwendig, um die gesetzlich vorgeschriebene Trennung von Bio- und Nicht-Bio-Ware zu gewährleisten. «Wenn Bio-Pilze offen neben nicht biologisch produzierten Pilzen liegen, ist eine Verwechslung möglich», sagt Sprecherin Ania Biasio.

Wenn immer möglich versuche man die Produkte mit dem Knospe-Kleber zu kennzeichnen. Je nach Produkt sei dies aber nicht möglich, da müsse man auf Plastik zurückgreifen. Man benutze aber konsequent jene Verpackung, die bei einem guten Schutz der Produkte die geringste Belastung für die Umwelt darstelle.

Plastik hält Gurken länger frisch

Und was macht die Migros, die grosse Rivalin von Coop? «Der weitverbreitete Eindruck, dass Plastik generell umweltschädlich ist, ist nicht richtig», sagt Sprecherin Alexandra Kurz. Die Ökobilanz von Plastik sei oft besser als die der Alternativen.

Der gute Schutz der Verpackung helfe zudem, den vorzeitigen Verderb von Früchten und Gemüse zu verhindern. «Eine unverpackte Gurke ist nach einigen Tagen nicht mehr verkäuflich. 1,5 Gramm Plastik halten sie aber für rund zwei Wochen frisch», sagt Kurz.

Die Migros überprüfe laufend, wo man Verpackungen optimieren könne. So hat der orange Riese 2017 etwa die Foliendicke von Kartoffelbeuteln um zehn Prozent verringert.

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