Coop-Chef Joos Sutter (53) ist in Festlaune. Der Grossverteiler feiert Bio-Jubiläum: 25 Jahre Naturaplan. Mit diesem Sortiment setzte sein Unternehmen im letzten Jahr 1,4 Milliarden Franken um. Ein Plus von über zehn Prozent.
Auf einem Papier zur Bio-Strategie, das Sutter an der gestrigen Bilanzkonferenz austeilen liess, heisst es zudem: «Wir haben den Bio-Markt zum Erfolg geführt. Alle anderen sind Trittbrettfahrer.»
Das ist ein klarer Tritt ans Schienbein des abgetretenen Migros-Chefs. Herbert Bolliger (64) sagte im Dezember-Abschieds-Interview zu BLICK: «Bio ist nicht ressourceneffizient.» Und: «Wenn alle Menschen Bio wollen, hat ein grosser Teil der Bevölkerung nichts mehr zu essen. Die Preise würden massiv steigen. Wir hätten gravierende Verteilungskämpfe.»
Doch nicht nur bei Bio herrscht im Detailhandel eine angespannte Stimmung. Auch mit Nestlé kreuzt Sutter derzeit die Klingen. Weil der Lebensmittel-Multi Katzenfutter in der Schweiz doppelt so teuer wie in Deutschland verkauft, boykottiert Sutter den Einkauf bei Nestlé in der Schweiz. Und kauft einen Teil der Produkte bei Dritthändlern im Ausland ein.
Spricht Coop noch mit Nestlé? «Ja», sagt Sutter zu BLICK. Denn man habe eine lange, gemeinsame Geschichte. «Dennoch müssen wir hin und wieder hart miteinander verhandeln.» Ob er den Konzern mit Billig-Importen in die Knie zwingen kann, ist noch offen.
Nicht nur Marken-Hersteller halten Sutter auf Trab, sondern auch der Vormarsch der Discounter in der Schweiz: «Aldi und Lidl haben eine gute Entwicklung. Es wäre Wahnsinn, wenn die nicht weiter wachsen würden», so Sutter gestern. Mit umfangreichen Aktionen versuchen Grossverteiler wie Coop die Discounter zu bremsen, heisst es in einer neuen Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman zum Lebensmittelhandel. Doch die Preisschlacht sei mit Aktionen kaum mehr zu gewinnen.
«Aktionen werden auch in Zukunft wichtig sein», kontert Coop-Chef Sutter. Von Dauertiefpreisen fürs ganze Sortiment hält er nichts. Insgesamt rechne er mit stabilen Preisen im laufenden Jahr. «Überall dort, wo die Rohstoffkosten nicht gestiegen sind, werden wir sogar eher sinkende Preise haben», sagt Sutter.
Trotzdem ist viel Geld in der Kasse. Letztes Jahr steigerte Coop den Gewinn um 10 auf 485 Millionen Franken. Den Vorwurf, dass er die Preise künstlich hochhalte, lässt Sutter nicht gelten: «Wir haben eine Umsatzrendite von 1,7 Prozent. Das entspricht gerade einmal 1.70 Franken Gewinn auf 100 Franken.»