Das ist eine Kampfansage an die deutschen Discounter Aldi und Lidl: Coop-Chef Joos Sutter (53) kündigte gestern an, das Sortiment seiner Billiglinie deutlich auszubauen. Seit Anfang Jahr hat Coop bereits 50 neue Prix-Garantie-Produkte ins Sortiment genommen. Noch einmal so viele sollen bis Ende Jahr in die Regale kommen. Gleichzeitig verspricht Sutter tiefere Preise bei einzelnen Produkten.
Insgesamt laufen 500 Artikel unter der Billiglinie des Detailhandelsriesen. «Der Preis ist ein sehr wichtiges Thema. Wir müssen mit den Discountern mithalten können», sagt der Coop-Chef. Dass Sutter für Tiefpreise die Werbetrommel rührt, zeigt vor allem eines: Seit dem Markteintritt der deutschen Discounter Aldi und Lidl vor 14 bzw. zehn Jahren hat sich der Preiskampf im Schweizer Lebensmittelhandel verschärft – und ist heute mehr denn je ein Thema auch bei den Kunden.
Sowohl Coop als auch Migros buhlen mit dauerhaften Preissenkungen und der Ausweitung ihrer Billiglinien um die Gunst der Konsumenten. Der intensive Preiswettbewerb hat dazu geführt, dass der Einkauf hierzulande inzwischen so günstig ist wie noch nie. Mit anderen Worten: Die beiden deutschen Discounter machten den beiden grossen Detailhändlern Feuer unter dem Hintern und sorgten für günstigere Preise.
Aldi und Lidl auf dem Vormarsch
Zwar dominieren die Branchenleader Migros und Coop den Lebensmittelhandel noch immer. Aber: Während die Discounter wie Lidl und Aldi ihren Marktanteil in der Schweiz seit 2005 von einigen wenigen auf mehr als zehn Prozent steigern konnten, schrumpfte der Anteil der beiden orangen Platzhirsche um zehn auf 58 Prozent.
In den Jahren 2000 bis 2018 kletterten die Umsätze der Discounter hierzulande um mehr als das Vierfache und betragen heute über 6,2 Milliarden Franken. Rund 60 Prozent dieses Wachstums gehen auf das Konto von Aldi und Lidl, die ihre Verkaufsstellen in atemberaubenden Tempo schweizweit ausgebaut haben. Dem gegenüber stehen die Supermarkt-Umsätze der beiden Marktführer von Coop und Migros von 22,16 Milliarden Franken
Thomas Rudolph, Professor für Marketing und Handelsmanagement an der Universität St. Gallen, spricht von einem «anhaltend harten Preiswettbewerb». Rudolph: «Aldi und Lidl haben über tiefe Preise ihr Filialnetz ausgebaut und damit den Preisdruck zusätzlich verschärft.» Das habe im Lebensmittelhandel neben dem stark zugenommenen Einkaufstourismus zu einem Umsatzrückgang bei den etablierten Händlern geführt, so der Detailhandelsexperte weiter.
Weniger Umsatz bei Coop und Migros
Trotz Preissenkungen und Ausbau: Mit den eigenen Billiglinien Prix Garantie und M-Budget verlieren Coop und Migros laufend an Boden. Migros erlebte mit M-Budget zwischen 2005 und 2008 zwar einen Höhenflug, die Umsätze stiegen von 483 auf 771 Millionen Franken. Doch seither fielen sie wieder auf 551 Millionen Franken. Die Migros begründet den Umsatzrückgang mit der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen und gesunden Produkten.
«Deshalb wurde die Verkaufsfläche für solche Produkte erhöht und jene für M-Budget-Produkte leicht reduziert», sagt Sprecher Patrick Stöpper. Nicht nur das: Natürlich habe die Expansion von Aldi und Lidl zu Veränderungen im Markt geführt, gibt Stöpper zu.
Ähnlich verlief die Entwicklung bei Prix Garantie. Das Label wurde 2005 lanciert, als Aldi in der Schweiz die ersten Filialen eröffnete. Bis 2008 stiegen die Umsätze von 340 auf 381 Millionen Franken, seither sanken sie auf 268 Millionen Franken – noch tiefer als im Jahr, in dem die Marke eingeführt wurde.
Grund für den Umsatzrückgang: «Wir haben die Preise der Prix-Garantie-Produkte in den letzten Jahren stetig stark gesenkt», sagt Coop-Sprecher Urs Meier. Mit dem nun angekündigten Ausbau des Sortiments ist wieder mit steigenden Billigumsätzen zu rechnen.
Muttenz BL – Siroop ist Geschichte. Trotzdem war der verlustreiche Onlinemarktplatz an der Bilanzmedienkonferenz von Coop Thema. Wie dessen Chef, Joos Sutter (54) erklärte, hat das Verlustgeschäft operativ ein Loch von 35 Millionen Franken in die Kasse gerissen. Der Gewinn des Detailhändlers ist 2018 denn auch leicht auf 473 Millionen geschrumpft. Beim Umsatz machte Coop vorwärts. Mit 30,7 Milliarden Franken liegt dieser fünf Prozent höher als im Vorjahr – und höher als der von Rivalin Migros (28,4 Milliarden Franken).
Die Supermarkt-Umsätze stiegen nur leicht um 0,8 Prozent, obwohl die Kunden um drei Prozent zunahmen. Unter dem Strich bedeutet das, dass Kunden pro Einkauf weniger ausgeben. Das ist eine Folge des Convenience-Booms, wie Sutter erklärte. Julia Fritsche
Muttenz BL – Siroop ist Geschichte. Trotzdem war der verlustreiche Onlinemarktplatz an der Bilanzmedienkonferenz von Coop Thema. Wie dessen Chef, Joos Sutter (54) erklärte, hat das Verlustgeschäft operativ ein Loch von 35 Millionen Franken in die Kasse gerissen. Der Gewinn des Detailhändlers ist 2018 denn auch leicht auf 473 Millionen geschrumpft. Beim Umsatz machte Coop vorwärts. Mit 30,7 Milliarden Franken liegt dieser fünf Prozent höher als im Vorjahr – und höher als der von Rivalin Migros (28,4 Milliarden Franken).
Die Supermarkt-Umsätze stiegen nur leicht um 0,8 Prozent, obwohl die Kunden um drei Prozent zunahmen. Unter dem Strich bedeutet das, dass Kunden pro Einkauf weniger ausgeben. Das ist eine Folge des Convenience-Booms, wie Sutter erklärte. Julia Fritsche