Zwei Zufallsbegegnungen haben den Lauf der Computergeschichte entscheidend geprägt. Über einen gemeinsamen Freund lernten sich 1971 der 15 Jahre alte Highschool-Schüler Steve Jobs und der fünf Jahre ältere College-Student Steve Wozniak kennen. Die beiden «Steves» konnten sich für Elektronik begeistern, liebten derbe Spässe und wurden so trotz des Altersunterschieds enge Freunde.
Wozniak, den alle «Woz» nannten, war ein leidenschaftlicher Tüftler, der als technisches Genie unter den vielen anderen jungen Computer-Bastlern im Silicon Valley herausragte. Jobs fehlte dieses Talent, er hatte aber schon als junger Mann - im Gegensatz zu «Woz» - eine konkrete Vorstellung davon, wie man mit Technologie die Welt verändern und auch Geld verdienen kann.
Auch eher zufällig traf 1977 der Wagniskapitalgeber Mike Markkula die beiden langhaarigen Jungs, die damals in der Garage von Jobs' Eltern in Los Altos ihre ersten Computer zusammenschraubten. Einige Monate zuvor, am 1. April 1976, hatten Jobs und Wozniak bereits zusammen mit ihrem Bekannten Ronald Wayne die Firma Apple gegründet. Wayne verliess aber schon nach wenigen Wochen das Unternehmen wieder, weil er als Familienvater das persönliche Haftungsrisiko nicht mittragen wollte.
Lange bevor IBM, Intel und Microsoft das Fundament für ihre Personal Computer legten, hatten Jobs und Wozniak bereits die Vision eines persönlich einsetzbaren Rechners in die Tat umgesetzt. 1978 setzten die Jungunternehmer 7,8 Millionen Dollar um, zwei Jahre später zum Börsengang von Apple war der Umsatz auf 117 Millionen angewachsen.
Um in die erste Liga der US-Unternehmen aufsteigen zu können, warb Jobs 1983 den bekannten Pepsico-Manager John Sculley ab. «Wollen Sie den Rest Ihres Lebens Zuckerwasser verkaufen, oder wollen Sie die Chance ergreifen und die Welt verändern?», lautete die legendäre Frage von Jobs, mit der er letztlich Sculley als Apple-Chef gewinnen konnte.
Doch unter dem «Traum-Duo» Jobs und Sculley lief es bei Apple nicht mehr rund. Die Einführung des Rechners Lisa erwies sich als Fehlschlag - und auch der von Jobs vorangetriebene Macintosh-Computer startete 1984 zunächst schwach. Das Verhältnis zwischen Jobs und Sculley zerrüttete sich zusehends. 1985 verliess Jobs sein Unternehmen, gründete kurze Zeit später NeXT und kaufte das Trickfilmstudio Pixar.
Nach dem Weggang von Jobs konnte Apple zwar mit dem Mac einige Erfolge erzielen. Allerdings gelang es Sculley und seinem Team nicht, den Siegeslauf von Microsoft und seines Windows-Systems zu stoppen. Und Neuentwicklungen wie der persönliche digitale Assistent Newton floppten gewaltig.
Nach der Einführung von Windows 95 im August 1995 wurde es für Apple immer enger. Der Marktanteil der Macs war auf einen niedrigen einstelligen Prozentsatz geschrumpft. 1996 verbuchte Apple einen Jahresverlust von einer Milliarde Dollar, der Börsenkurs, der 1991 noch bei 70 Dollar lag, fiel auf 14 Dollar. Versuche, das veraltete Betriebssystem durch Eigenentwicklungen abzulösen, scheiterten.
Apple stand wenige Wochen vor der Pleite: Der damalige Apple-Chef Gilbert Amelio suchte den Ausweg bei Steve Jobs und bot an, seine Firma NeXT samt Betriebssystem zu kaufen und den Apple-Mitgründer als Berater zurückzuholen. Ein Jahr später verdrängte Jobs dann Amelio vom Posten des Apple-Geschäftsführers.
Jobs erneuerte nach seiner Rückkehr zunächst die Computer-Modelle von Apple. Der erste iMac (1998) war bereits konsequent auf das Internet ausgerichtet und fand auch durch sein aussergewöhnliches Design viele Käufer. 2001 krempelte Jobs mit seinem Team dann den Musikmarkt um.
Zwar gab es schon vor dem iPod mobile MP3-Player, doch nirgendwo war es so einfach, tausende Songs für unterwegs in die Tasche zu packen. Die Plattenlabels erkannten schnell, dass der Verkauf der Musik via iTunes eine echte Alternative zu den illegalen Downloads bot - auch wenn viele später mit der neuen Vormachtstellung von Apple haderten.
Sein Meisterstück lieferte Jobs im Januar 2007 ab. In San Francisco präsentierte er in einer unvergessenen Keynote das erste iPhone, das die Mobilfunkbranche komplett auf den Kopf stellen sollte. Das iPhone deklassierte Platzhirsche wie Nokia und Blackberry. Nur Google konnte mit seinem Android-System dagegenhalten und das iPhone bei den Stückzahlen dann sogar weit hinter sich lassen.
Mit dem iPad unternahm Jobs 2010 - schon schwer gekennzeichnet von einer Krebserkrankung - mit dem iPad seinen letzten Anlauf, einen etablierten Markt aufzumischen. Der Tablet-Computer legte ähnlich wie das iPhone die ersten Quartale ein enormes Wachstumstempo vor. Doch im Gegensatz zum iPhone ging dem iPad nach drei Jahren Gipfelsturm die Puste aus, der Absatz schrumpfte wieder. So ist Apple bis heute vor allem vom Erfolg des iPhones abhängig.
Tim Cook, der kurz vor dem Tod von Steve Jobs im Oktober 2011 den Chefposten übernahm, setzte in seiner Ära bislang andere Akzente. Er kümmerte sich systematisch um die politischen Rahmenbedingungen, angefangen von den verbesserungswürdigen Arbeitsbedingungen in den chinesischen Fabriken der Apple-Partner über Themen wie Umweltschutz bis hin zur Debatte um den Schutz der Privatsphäre. Im Gegensatz zur Ära Jobs kommen die Impulse zur Produktentwicklung nicht mehr unbedingt vom Chef selbst, sondern von wichtigen Managern wie dem Chef-Designer Jony Ive.
Nach einem bescheidenen Börsenjahr 2015 verlor Apple im diesem Februar für ein Tag lang die Position des wertvollsten börsennotierten Unternehmens an die Google-Muttergesellschaft Alphabet - obwohl Apple in einem Quartal mehr Gewinn macht als der gesamte Google-Konzern in einem Jahr.
Ob und wie lange sich Apple an der Spitze behaupten kann, wird vor allem vom Absatzerfolg des iPhones abhängen. Ausserdem muss Apple eine Antwort auf die Frage liefern, ob es fast zehn Jahre nach der Einführung des iPhones noch einmal gelingen kann, einen neuen Markt komplett umzukrempeln, beispielsweise mit einem Apple-Auto.