Im Ausland gilt die Schweiz als der sicherste Ort der Welt. Das liegt an der politischen Stabilität unseres Landes. Aber auch an den unzähligen Bunkern, die uns im vergangenen Jahrhundert vor Angreifern und Atombomben hätten schützen sollen.
In solchen Bunkern lagern heute unter anderem die Goldbarren der Schweizer Nationalbank und die Schätze von Kunstsammlern. Seit kurzem werden die Militäranlagen nun auch genutzt, um digitale Währungen wie Bitcoin und Ether zu verwahren.
Digitale Münzen im Wert von mehreren Milliarden Franken sollen in den Schweizer Bergen versteckt sein. Um die genauen Zahlen wird ein grosses Geheimnis gemacht. Stillschweigen auch bei der Frage nach Namen der Krypto-Milliardäre. Fakt ist: Das virtuelle Vermögen wird tief im Berg rund um die Uhr von Sicherheitspersonal bewacht – unter Einsatz modernster Technologie.
«Es braucht höchsten Schutz»
Wieso brauchen Kryptowährungen, die man im Gegensatz zu Goldbarren nicht anfassen kann, trotzdem einen physischen Schutz? «Auf den ersten Blick wirkt das wirklich etwas widersprüchlich», muss Philipp Vonmoos, von BLICK darauf angesprochen, zugeben. Vonmoos ist CEO von Swiss Crypto Vault – derzeit neben der internationalen Konkurrenz die einzige Schweizer Firma, welche hierzulande einen Alpen-Krypto-Bunker betreibt.
«Es braucht aber höchsten Schutz, weil Transaktionen von Kryptowährungen nicht rückgängig gemacht werden können», erklärt Vonmoos. Das sei ein grosser Vorteil der Blockchain-Technologie, könne aber auch zum Risiko werden.
Vermögen futsch, wenn Zugangs-Code weg
Der Vorteil: So lassen sich dank Blockchain Transaktionen abwickeln, ohne dass sie von jemandem manipuliert oder abgefangen werden können. Ein Konto kann man sich mit wenigen Klicks auf dem Smartphone einrichten.
Der Nachteil: Geht der Zugangs-Code für dieses Konto verloren, dann verliert man auch den Zugriff auf sein Vermögen. Es gibt keine Möglichkeit, den Schlüssel wiederherzustellen oder zurückzusetzen. Noch schlimmer: Wenn einem der Zugangs-Code gestohlen wird, dann hat der Kriminelle die volle Kontrolle über das Konto. Weil Blockchains komplett dezentral funktionieren, gibt es anders als bei einer Bank keinen Support, der helfen könnte.
Keine Chance für Eindringlinge
So nutzen findige Unternehmer unsere ausrangierten Alpenfestungen: «Viele Leute wollen in Kryptowährungen investieren, aber nicht das damit verbundene Risiko betreffend die Sicherung und Aufbewahrung tragen», sagt Niklas Nikolajsen. Der Däne ist Gründer von Bitcoin Suisse, der Mutterfirma von Swiss Crypto Vault. «Wir haben eine eigene Lösung entwickelt mit den höchsten Sicherheitsstandards und lassen diese auch regelmässig von unabhängigen Organisationen kontrollieren.»
Genau genommen werden in den Krypto-Bunkern nicht die eigentlichen Coins gelagert, sondern nur die Zahlencodes gespeichert, mit denen man Zugriff auf die Konten erhält. Bei den meisten Besitzern von Kryptowährungen befinden sich diese Codes direkt auf dem Smartphone, einige schreiben die Zahlen-Kombinationen auch auf ein Stück Papier, das sie dann möglichst sicher zu Hause verstauen.
So sichert Crypto Vault die Bunker
Bei Swiss Crypto Vault hingegen sind die Codes in Computern gespeichert, auf die man nicht über das Internet zugreifen kann. Für Hacker gibt es deshalb keine Möglichkeit, auf digitalem Weg an die Schlüssel zu kommen. Und selbst wenn jemand in den Bunker einbrechen sollte, muss er zuerst am Sicherheitspersonal, an den biometrischen Zugangskontrollen und den Einzel-Schleusen vorbei. Dann steht er aber erst vor dem Safe, der nur von einem Notar und nur unter ganz bestimmten Umständen geöffnet werden kann.
«Das war bis anhin aber erst einmal der Fall, als eine technische Wartung nötig war», erklärt Vonmoos. «Die Transaktionen der Kunden werden bei uns automatisiert abgewickelt.» Wie das genau funktioniert oder wo sich der Bunker befindet, dazu wollen Vonmoos und Nikolajsen nichts sagen – aus Sicherheitsgründen.
Bequem wie E-Banking
Bei Swiss Crypto Vault sind die Gebühren abhängig vom Wert der eingebunkerten Krypto-Anlagen. Pro Monat zahlt man mindestens 200 Franken – dafür kann man dann Kryptowährungen im Wert von rund einer halben Million Franken lagern.
Wenn die Kunden Geld von ihrem Konto abheben möchten, loggen sie sich auf der Website von Swiss Crypto Vault ein und wickeln die Transaktion ähnlich ab wie beim E-Banking. Aber natürlich gibt es auch hier diverse Sicherheitshürden, bevor eine Zahlung ausgelöst wird. Unter anderem können Kunden verschiedene Personen bestimmen, welche die Transaktion bestätigen müssen, bevor diese ausgeführt wird.
«Bei ganz hohen Summen rufen wir unsere Kunden sogar an und fragen persönlich nach, ob die Transaktion ausgeführt werden soll», sagt Vonmoos. Einen Zwischenfall habe es bisher nie gegeben. Die Blockchain-Enthusiasten sind überzeugt, dass das auch so bleiben wird.
Im Jahr 2019 laufen auf breiter Front Experimente mit Blockchain an, die unseren Alltag massiv vereinfachen werden. BLICK zeigt in einer Serie, was die Technologie kann, wo sie im täglichen Leben eingesetzt wird – und wieso die Schweiz ganz vorne dabei ist.
Im Jahr 2019 laufen auf breiter Front Experimente mit Blockchain an, die unseren Alltag massiv vereinfachen werden. BLICK zeigt in einer Serie, was die Technologie kann, wo sie im täglichen Leben eingesetzt wird – und wieso die Schweiz ganz vorne dabei ist.