Der zweitgrösste Schweizer Zirkus wird zum Fall für das Konkursamt: Die Betreibergesellschaft, die Firma Circus Royal Betriebs GmbH aus Lipperswil TG, hat Konkurs angemeldet. Das Liquidationsverfahren läuft bereits, wie aus dem BLICK vorliegenden Handelsregisterauszug des Kantons Thurgau hervorgeht.
Martin Wenk, Leiter des Thurgauer Konkursamtes, bestätigt die Informationen von BLICK. «Über die Gesellschaft wurde mit Entscheid vom 26. Juni 2018 der Konkurs eröffnet.» Weiter wollte Wenk auf das Verfahren nicht eingehen.
Derzeit gastiert der Circus Royal in Affoltern am Albis ZH. Um 15 Uhr ging der Vorhang auf. BLICK war vor Ort. Und traf auf bekannte Namen, zum Beispiel Beat Breu (60). Ihn überrascht das Konkursverfahren: «Das stimmt doch alles nicht», sagt die Ex-Radsport-Legende. Auch seine Gattin Heidi (64) ist überrascht. Das Ehepaar Breu ist beim Circus nicht angestellt, sondern hat die Bistro-Räumlichkeiten während der Tournee lediglich angemietet.
Hellseher Mike Shiva (54) geht seit einem Jahr mit dem Zirkus auf Tournee. Er fällt aus allen Wolken, hat das Konkursverfahren nicht vorhergesehen: «Die Stimmung ist sehr gut. Wir sind wie eine grosse Zirkusfamilie, grillieren oft alle zusammen und haben jede Menge Spass», sagt Shiva zu BLICK.
Angestellte zeigen sich allesamt unwissend. Vor Ort mit den Fakten konfrontiert, behauptet auch Royal-Zirkusdirektor Oliver Skreinig (39) von dem laufenden Konkurs-Verfahren zum ersten Mal zu hören. Und das, obwohl er im Circus Royal Betriebs GmbH als Zeichnungsberechtigter aufgelistet ist und wie Geschäftsführer Peter Gasser (61) gleichermassen Stammanteile an der Firma besitzt. Skreinig-Partner Gasser war selbst nicht in Affoltern am Albis. Es heisst, er liege mit gesundheitlichen Problemen im Spital.
Ab dem Wochenende sieht der Tournee-Plan ein mehrwöchiges Gastspiel in Zürich vor. Im August geht es an den Bodensee nach Arbon TG und nach St. Gallen. Dann aber ist der Tournee-Plan auf der Firmenwebseite leer.
Keine Löwen und Tiger in diesem Jahr
Liegts an den fehlenden Raubtier-Nummern? In den letzten Jahren waren Löwen- und Tiger-Nummern die Hauptattraktionen des Circus Royal. Seit Anfang Jahr muss die Show ohne Raubtiere auskommen, weil man nicht rechtzeitig auf neue Raubtiernummern des Circus Krone zurückgreifen konnte. Eigene Nummern mit wilden Tieren führte der Circus Royal noch nie durch.
So liess sich Royal-Zirkusdirektor Skreinig – laut Webseite der jüngste Zirkusdirektor Europas – im Frühjahr verlauten. Von 2019 war die Rede, dass man erst dann wieder Raubtiere durch die Manege laufen lassen könne.
Verzweifelte Freikarten-Aktion
Vor dem Hintergrund des Konkursverfahrens erscheint auch die Freikarten-Aktion des Circus Royal in einem neuen Licht. Über 30'000 Gratis-Eintritte, dazu noch Rabatt-Coupons liess der Zirkus vor seinem Gastspiel in Olten SO in diesem Frühjahr an Haushalte verteilen. An anderen Auftrittsorten passierte Ähnliches. Ein Zeichen dafür, dass man es nicht schafft, das Zirkuszelt mit ausreichend Zuschauern zu füllen? Eine Marketing-Aktion, sagte eine Zirkus-Sprecher damals.
Zum 50. Jubiläumsjahr veröffentlichte der Zirkus auf seiner Webseite Zahlen, die bis heute nicht aufdatiert wurden. Im 2013 verzeichnete der Zirkus nach eigenen Angaben 165'000 Besucher im Jahr – allerdings inklusive Firmenanlässe. Durchschnittlich 450 Zuschauer sollen einer Vorstellung beiwohnen, 350 Aufführungen pro Saison an 80 Spielorten in der Deutschschweiz führe man durch, wirbt die Betreiberfirma. Aktuelle Zahlen fehlen. Zum Vergleich: Der Zirkus Knie hat im Schnitt 800'000 Zuschauer.
«55 Jahre Circus Royal – Emotionen», heisst das aktuelle Programm des Traditionszirkus. Inhaber Gassers hatte den im 1963 gegründeten Zirkus von seinen Eltern übernommen. Wie lange der Vorhang offen bleibt, konnte bisher niemand beantworten. Eine mehrmalig gestellte Anfrage beim Circus-Royal-Management blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Neueintrag erstaunt Konkursamt
Interessant auch: BLICK liegt ein weiterer Handelsregister-Auszug des Kantons Thurgau vor. Er ist datiert auf den 11. Juni 2018, also rund zwei Wochen vor dem Eintrag über das Konkursverfahren. Darin aufgeführt ist Oliver Skreinig, der auch in das Liquidationsverfahren der Circus Royal Betriebs GmbH involviert ist. Skreinig liess am 11. Juni die Firma Circus Royal GmbH eintragen.
Welches Spiel wird hier gespielt? Wird hier möglicherweise versucht, die Gläubiger der sich in Liquidation befindenden Gesellschaft um ihr Geld zu bringen? Woher kommt das Geld für die neue Firma? Was bezwecken Skreinig und Gasser damit? Auch diese Fragen von BLICK wollte das Management gestern nicht beantworten.
Beim Konkursamt des Kantons Thurgau ist man erstaunt über den Handelsregistereintrag der neuen Skreinig-Firma. Gerade auch deshalb, weil er vor der Eröffnung des Liquidationsverfahrens erfolgt ist. Gasser fehlt hier übrigens als Gesellschafter. Nur Skreinig ist bei der Circus Royal GmbH als Gesellschafter eingetragen.
Amtsleiter Wenk wollte keine Stellung dazu nehmen. Ebenso Zirkus-Direktor Skreinig und die Presseabteilung des Circus Royal. Sie liessen die Frist zur Stellungnahme verstreichen. Was für ein Zirkus!
Der Circus Royal wurde 1963 in Lipperswil TG von Helene Gasser-Stey gegründet. 1999 übernahm Enkel Peter Gasser (61), der seither als Geschäftsführer amtet. Seit 15 Jahren steht Oliver Skreinig (39) als Direktor in der Manege.
Skreinig ist ein grosser Verfechter von Tiernummern im Schweizer Zirkus. Royal ist der letzte Zirkus im Land mit Raubtiernummern. Dieses Jahr fehlen sie im Programm, 2019 sollen wieder Löwen auftreten. Dafür steht Skreinig immer wieder in der Kritik von Tierschützern. Zuletzt 2017, als fünf bengalische Tiger gezeigt wurden.
Der Circus Gasser Olympia, vor zwei Jahren noch mit Raubkatzen unterwegs, tourt 2018 mit Hauskatzen anstatt Tigern.
Royal ist nach dem Knie der zweitgrösste Zirkus der Schweiz, ist zehn Monate pro Jahr auf Tournee und gibt 350 Vorstellungen. Im Schnitt besuchen 450 Zuschauer eine Vorstellung, im Jahr sind das laut Angaben des Zirkus 200 000 Besucher.
Mit dem Circus Royal sind nach eigenen Angaben über 80 Angestellte, darunter Artisten aus aller Welt, und 100 Fahrzeuge auf Tour. (pbe)
Der Circus Royal wurde 1963 in Lipperswil TG von Helene Gasser-Stey gegründet. 1999 übernahm Enkel Peter Gasser (61), der seither als Geschäftsführer amtet. Seit 15 Jahren steht Oliver Skreinig (39) als Direktor in der Manege.
Skreinig ist ein grosser Verfechter von Tiernummern im Schweizer Zirkus. Royal ist der letzte Zirkus im Land mit Raubtiernummern. Dieses Jahr fehlen sie im Programm, 2019 sollen wieder Löwen auftreten. Dafür steht Skreinig immer wieder in der Kritik von Tierschützern. Zuletzt 2017, als fünf bengalische Tiger gezeigt wurden.
Der Circus Gasser Olympia, vor zwei Jahren noch mit Raubkatzen unterwegs, tourt 2018 mit Hauskatzen anstatt Tigern.
Royal ist nach dem Knie der zweitgrösste Zirkus der Schweiz, ist zehn Monate pro Jahr auf Tournee und gibt 350 Vorstellungen. Im Schnitt besuchen 450 Zuschauer eine Vorstellung, im Jahr sind das laut Angaben des Zirkus 200 000 Besucher.
Mit dem Circus Royal sind nach eigenen Angaben über 80 Angestellte, darunter Artisten aus aller Welt, und 100 Fahrzeuge auf Tour. (pbe)