Hier tanzen 4000 Chinesen zu Volksmusik
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Riesenparty in Luzern:Hier tanzen 4000 Chinesen zu Volksmusik

Chinesin Rachel Guan (50) packt aus
So wurde ich mit Jeunesse Global reich

Das Prinzip erinnert an Tupperware. Wie die Plastikprodukt-Verkäuferinnen vertreiben auch die Jeunesse-Global-Mitarbeiterinnen ihre Ware über Freunde und Freunde von Freunden. Eine, die damit Erfolg hat, ist Rachel Guan.
Publiziert: 15.05.2019 um 00:35 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:07 Uhr
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Eine der 12'000 Chinesen, die von ihrem Arbeitgeber Jeunesse Global zur Belohnung in die Schweiz eingeladen wurden, ist Rachel (r.).
Foto: zVg
Julia Fritsche

Über 4000 Chinesen machten am Montagabend Party in Luzern. Mit dabei auch Rachel Guan (50). Sie ist eine der erfolgreichen Jeunesse-Global-Verkäuferinnen aus China. Wie viele ihrer Kolleginnen war sie zuerst selbst Käuferin von Produkten der US-Kosmetikfirma. Seit 2013 nutzt sie die Produkte selbst. Und ist zufrieden damit. 

Drei Jahre später wird Guan selbst zur Jeunesse-Global-Unternehmerin. «Ich verdiene jetzt mehr als in meinem alten Job», sagt sie im Gespräch mit BLICK. Heute mache sie über 100'000 Franken im Jahr. Sie kann sich auch mal ein Luxusuhren-Shopping bei Blancpain erlauben. Geschäftsrisiko habe sie keines. Sie müsse keine Miete für ein Ladengeschäft oder eine teure Computer-Infrastruktur zahlen.

Gastronomin steigt um

Noch erfolgreicher ist ihre Kollegin. Die frühere Chefin einer erfolgreichen Restaurantkette ist auf dem besten Weg zur Jeunesse-Global-Millionärin. Laut der Webseite des Schweizer Jeunesse-Global-Ablegers, der ebenfalls Verjüngungsprodukte anbietet, haben das weltweit schon 15 Mitarbeiter geschafft. Seit vier Jahren konzentriert sich die Unternehmerin voll und ganz auf Jeunesse Global. Das alte Unternehmen führt unterdessen ihr Ehemann.

Jeunesse Global – fast wie ein Schneeball-System

Für die Schweizer Wirtschaft ist die Belohnungsreise der US-Firma Jeunesse Global ein Segen. Die 12'000 Verkäuferinnen und Verkäufer der Firma aus China werden auf ihrem Schweiz-Trip gegen 14 Millionen Franken liegen lassen.

Mit ihren Verjüngungsprodukten soll die Firma rund eine Milliarde Dollar Umsatz machen. Im Jahr 2009 vom charismatischen Paar Randy Ray und Wendy Lewis gegründet, ist Jeunesse inzwischen in über 140 Ländern aktiv mit 500'000 Vertriebspartnern.

Ihre teuren Produkte versprechen Jugendlichkeit – für Haut, Haare und Geist. Es werden unter anderem Produkte angepriesen, die von einem «Pionier der Stammzellenforschung» entwickelt wurden. Unabhängige Informationen zur Wirksamkeit fehlen.

Das Risiko tragen die einfachen VerkäuferInnen

Die Jeunesse-Jünger und -Verkäufer verdienen sie nur, wenn sie auch verkaufen und andere Vertreiber anbinden. Davor allerdings müssen sie selbst Geld in Produkte stecken. Das Risiko tragen damit die einfachen Verkäufer von China bis in die Schweiz und nicht die Chefetage in Florida. So funktionieren Multi-Level-Marketing-Firmen, deren Vorgehen an ein Schneeballsystem erinnert.

Je nachdem gibt es Boni. Um richtig reich zu werden, müssen die Jeunesse-Jünger die interne Hierarchie mit zehn Stufen aufsteigen. In den USA sind mehrere Klagen gegen Jeunesse bekannt.

Dem Management wird vorgeworfen, ein illegales Pyramidensystem zu betreiben sowie illegale Gesundheitsversprechen zu machen. Ebenfalls kritisiert werden fragwürdige Marketingmethoden sowie unrealistische Einkommensversprechen. (gnc)

Für die Schweizer Wirtschaft ist die Belohnungsreise der US-Firma Jeunesse Global ein Segen. Die 12'000 Verkäuferinnen und Verkäufer der Firma aus China werden auf ihrem Schweiz-Trip gegen 14 Millionen Franken liegen lassen.

Mit ihren Verjüngungsprodukten soll die Firma rund eine Milliarde Dollar Umsatz machen. Im Jahr 2009 vom charismatischen Paar Randy Ray und Wendy Lewis gegründet, ist Jeunesse inzwischen in über 140 Ländern aktiv mit 500'000 Vertriebspartnern.

Ihre teuren Produkte versprechen Jugendlichkeit – für Haut, Haare und Geist. Es werden unter anderem Produkte angepriesen, die von einem «Pionier der Stammzellenforschung» entwickelt wurden. Unabhängige Informationen zur Wirksamkeit fehlen.

Das Risiko tragen die einfachen VerkäuferInnen

Die Jeunesse-Jünger und -Verkäufer verdienen sie nur, wenn sie auch verkaufen und andere Vertreiber anbinden. Davor allerdings müssen sie selbst Geld in Produkte stecken. Das Risiko tragen damit die einfachen Verkäufer von China bis in die Schweiz und nicht die Chefetage in Florida. So funktionieren Multi-Level-Marketing-Firmen, deren Vorgehen an ein Schneeballsystem erinnert.

Je nachdem gibt es Boni. Um richtig reich zu werden, müssen die Jeunesse-Jünger die interne Hierarchie mit zehn Stufen aufsteigen. In den USA sind mehrere Klagen gegen Jeunesse bekannt.

Dem Management wird vorgeworfen, ein illegales Pyramidensystem zu betreiben sowie illegale Gesundheitsversprechen zu machen. Ebenfalls kritisiert werden fragwürdige Marketingmethoden sowie unrealistische Einkommensversprechen. (gnc)

Doch Geld sei nicht der einzige Grund, warum Guan und ihre Sponsorin mit Jeunesse Global geschäften. «Wir bringen den Menschen Gesundheit, Schönheit und geben ihnen Hoffnung auf ein besseres und längeres Leben.» Als Beweis führt Guan den Fall von Frau Zhu an. Diese sei unheilbar an Krebs erkrankt. Dank Jeunesse-Global-Produkten sei sie nun zwar nicht geheilt, doch sie fühle sich besser und hätte wieder mehr Energie.

Keine andere Perspektive

Insgesamt 12'000 Verkäuferinnen werden von Jeunesse Global mit einer Schweiz-Reise belohnt. Dass gerade in China die Produkte, die ein besseres Leben versprechen, so beliebt sind, ist laut Frau Guan kein Zufall. «Die Verschmutzung ist bei uns ein riesiges Problem. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir unsere Körper reinigen.» Zudem habe sie als 50-jährige Frau kaum andere Perspektiven.

Doch die guten Verdienstmöglichkeiten und Produkte sind nur ein Teil der Geschichte. Jeunesse Global ist eine sogenannte Multi-Level-Marketing-Firma. Erfolgreich ist nur, wem es gelingt, möglichst viele Weiterverkäufer zu rekrutieren.

Mit zwei Freunden gehts los

Der Start ist denkbar einfach, wie ein Youtube-Video eines Schweizer Jeunesse-Global-Mitarbeiters zeigt. Neben knapp 30 US-Dollar für die Registrierung brauchts zwei Freunde. Diese sind der Grundstock für die beiden Teams, die von jedem Verkäufer ausgehen.

Ähnlich einem Baum verästelt sich das Jeunesse-Global-Imperium dann immer weiter. Denn auch die beiden Freunde machen nur dann gross Kasse, wenn sie selbst Teams gründen. «Die Gruppe kann unendlich wachsen», erklärt der Schweizer Jeunesse-Global-Vertreiber. Wer am Anfang eines Baums steht, wird für Verkäufe in allen Ästen belohnt.

Es lockt eine Million

Der Erfolg bei Jeunesse Global wird in US-Dollar, Punkten, Zyklen und schliesslich Hierarchiestufen gemessen. Frau Guans Kollegin steht mit Diamanten-Status bereits auf Stufe zehn. Doch es geht noch weiter. Es lockt ein Millionenbonus als «Crown Diamond Director». Noch etwas weiter weg vom Jeunesse-Global-Olymp ist Frau Guan. Doch auch sie hat sich schon auf die dritthöchste Stufe hochgearbeitet. Als Ruby-Direktorin wurde sie zur Belohnungsreise zugelassen.

Das ist die Chinesen-Firma
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Jeunesse Global:Das ist die Chinesen-Firma

Ohne Risiko wird aber trotz Frau Guans Beteuerungen mit Jeunesse Global niemand zum Millionär. Die Verkäuferinnen vertreiben die überteuerten Produkte nämlich auf eigene Rechnung. Sie kaufen beim US-Mutterkonzern zum Grosshandelspreis ein und verkaufen mit Marge weiter. Bekommen Kunden Rabatte, dann schmilzt der Profit für die Verkäuferinnen zusammen. Die Mehrheit kann vom Jeunesse-Global-Vertrieb nicht leben.

Keine Sorgen um kleinere Margen oder das Halten ihres Jeunesse-Global-Status müssen sich derweil Randy Ray und Wendy Lewis machen, die Gründer des Imperiums. Ihr Reichtum wächst ungebrochen mit jeder Verkäuferin, die wie Frau Guan ihr Glück mit Jeunesse Global sucht.

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