Clariant werde auch in Zukunft eine Firma mit Sitz in der Schweiz, eigener Konzernleitung, eigenem Verwaltungsrat, einer Börsenkotierung in Zürich und einem bedeutenden Anteil frei handelbarer Aktien sein.
Der Anteil der frei handelbaren Aktien hänge auch davon ab, welche Projekte Sabic und Clariant zusammen verwirklichen, sagte Kottmann in einem vorab veröffentlichten Interview mit der «Basler Zeitung» vom Samstag. Möglicherweise halte Sabic auch einmal mehr als 25 Prozent der Aktien, «aber wir werden ein solides Mass an Eigenständigkeit haben».
Dass Sabic Clariant dereinst voll übernehmen könnte, wollte Kottmann nicht ausschliessen, da er nicht Sabic sei. «Aber das Management von Sabic ist sehr glaubwürdig, und wir haben ein hohes Grundverständnis, dass es keine Übernahme und keine Integration geben wird.» Der Kontakt zu Sabic besteht laut Kottmann schon seit Jahren.
Angesichts des Wechsels unter den Grossaktionären verschiebt der Spezialchemiekonzern die erst kürzlich angekündigte Aktualisierung der Strategie. «Clariant ist jetzt in einer komplett neuen Situation», erklärte ein Sprecher am Freitag.
Unter dem Druck des aktivistischen Investors White Tale hatte das Unternehmen den Anlegern im November versprochen, bis Anfang 2018 Massnahmen zur Wertsteigerung der Gesellschaft wie Übernahmen, Veräusserungen, Kostensenkungen oder zusätzliche Ausschüttungen an die Aktionäre vorzustellen. Ende Januar übernahm dann aber das saudische Petrochemieunternehmen Saudi Basic Industries (Sabic) den 25-Prozent-Anteil von White Tale.
Dies habe die Ausgangslage verändert, sagte der Sprecher. «Der Clariant-Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung werden nun diese Situation mit Sabic besprechen.» Manager des Basler Konzerns hätten sich mit Vertretern von Sabic zwar bereits ausgetauscht, zu einem formellen strategischen Treffen sei es bisher aber nicht gekommen. Er liess offen, wann sich Clariant zur neuen Strategie äussern werde. Der Konzern legt am Mittwoch die Jahreszahlen vor.