Die opponierende White Tale Holding hält nach eigenen Angaben inzwischen 7,2 Prozent an Clariant und ist nicht etwa eine Nebenbuhlerin. Hinter White Tale steht das US-Familienunternehmen Standard Industries sowie der als aktivistisch geltende Hedgefonds Corvex Management und sie wollen die Fusion schlicht verhindern.
Die geplante Transaktion bewerte Clariant zu tief und sei strategisch falsch, teilte White Tale am Dienstag mit. White Tale fordere die übrigen Clariant-Aktionäre auf, die Fusion abzulehnen. Der Verwaltungsrat des Basler Unternehmens solle stattdessen Alternativen prüfen.
Der Anstoss kam von Standard Industries, dem laut eigenen Angaben weltweit grössten Hersteller von Dachabdichtungen. Dieser ist seit 2016 via seinem Investmentarm «40 North» Clariant-Aktionär. Um gegen den Huntsman-Deal zu mobilisieren, habe man das Know-How von Corvex mit an Bord geholt und die gemeinsame Tochter White Tale gegründet.
«Ein weiterer Ausbau der Beteiligung ist nicht ausgeschlossen», so der Sprecher. Offenbar hat White Tale ihren Anteil innert Kürze aufgebaut. Zuletzt an die Schweizer Börse gemeldet wurde ein Anteil von 5,13 Prozent.
Ihren Aktienanteil an Clariant aufgebaut hat auch die grösste Aktionärsgruppe der Süd-Chemie mit inzwischen 13,96 Prozent (Ende 2016: 13,89 Prozent). Laut Clariant-Sprecher Thijs Bouwens haben sich einige Aktionäre nach dem Angriff hinter Clariant gestellt.
«Von verschiedenen unserer eigene Aktionären haben wir bereits Support bekommen, dazu auch die ehemalige Süd-Chemie Aktionären mit 13,9 Prozent die Aktien», sagt Bouwens. Sie haben bereits im Mai ihre Unterstützung für die Fusion gegeben.
Weiter grössere Aktionäre sind etwa Blackrock, der norwegische Staatsfonds Norges Bank und die holländische APG Asset Management.
«Wir haben das erhöhte Investment von Corvex/40 North in Clariant und ihre Forderungen zur Kenntnis genommen», sagte Bouwens weiter. Clariant befinde sich mit Corvex/40 North im Austausch wie mit allen Aktionären. Die Clariant-Aktie legten am Morgen mehr als 3 Prozent zu.
Clariant und Huntsman hatten im Mai eine Fusion über einen Aktientausch angekündigt. Die Clariant-Aktionäre sollen 52 Prozent an der neuen Gesellschaft halten und die Huntsman-Eigner den Rest. Entstehen soll ein weltweit führender Spezialchemiekonzern, der einen Börsenwert von rund 14 Milliarden Dollar hätte.
Clariant beschäftigt in der Schweiz rund 750 Angestellte, Huntsman rund 550. Ein Stellenabbau in der Schweiz sei nicht geplant, sagte Clariant-Chef Hariolf Kottmann im Mai.
Für die Schweiz wäre es der zweite Mega-Deal in der Chemiebranche nach der Übernahme des Pflanzenschutzspezialisten Syngenta durch den Staatskonzern ChemChina für 43 Milliarden Dollar.