Hoffnungsschimmer bei der klammen Fluggesellschaft Germania: «Unsere Gespräche mit potenziellen Investoren, die uns finanziell unterstützen wollen, verlaufen positiv», zitiert die Touristik-Fachzeitschrift «fvw» aus einem Schreiben von Germania-Chef Karsten Balke. Dieser hat sich am Mittwochabend an die Mitarbeiter gewendet.
Ein Germania-Sprecher bestätigt das Schreiben. Die Fluggesellschaft habe erste verbindliche Zusagen, um ihre diese Woche bekannt gewordene Finanzierungslücke zu decken. Die ersten beiden grösseren Beträge stünden schon am heutigen Donnerstag zur Verfügung.
Balke: «Wir sind zuversichtlich, die darüber hinaus noch ausstehenden Mittel in Kürze ebenfalls sichern zu können.» Das ernsthaft geäusserte Interesse der Investoren stimme die Geschäftsführung optimistisch, dass Germania auch weiterhin als unabhängige Fluggesellschaft bestehen könne. Nähere Angaben zu den Investoren oder zur Summe macht er nicht.
Hotelplan Suisse verkauft weiter keine Tickets mehr
Germania hatte am Dienstagabend finanzielle Schwierigkeiten bestätigt. Demzufolge prüft die Airline mehrere Finanzierungsoptionen, um einen kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern. Beim Flugbetrieb soll es aber keine Einschränkungen geben. Alle Germania-Flüge fänden planmässig statt, hiess es.
Allerdings gehen erste Reiseveranstalter schon auf Nummer sicher: Bei der Schweizer Airline Germania Flug AG, die mit der deutschen Germania zusammenarbeitet, hat Hotelplan Suisse die Buchungen von Einzelplätzen sowohl online als auch via Buchungssysteme und in den Filialen gestoppt. Dies sei eine reine Vorsichtsmassnahme, heisst es.
Dass das Geld bei der Airline knapp wurde, begründete das Management mit den stark gestiegenen Kerosinpreisen im vergangenen Sommer und der Abwertung des Euro zum Dollar.
Pilotengewerkschaft Aeropers schaltet sich ein
Mit einem Mediencommuniqué meldet sich nun auch Aeropers, die Gewerkschaft der Piloten, zu Wort: Trotz tiefer Lohnkosten und interner Unterwanderung sei die Fluggesellschaft Germania in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. «Es zeigt sich einmal mehr, dass das Geschäftsmodell von tiefen Preisen auf Kosten der Mitarbeiter nicht nachhaltig ist», schreibt Sprecher Thomas Steffen.
«Eine Airline, die selbst im Jahr 2018, in welchem der Branchenverband IATA für Europa hohe Gewinne erwartet, in finanzielle Engpässe kommt, ist langfristig nicht überlebensfähig.»
Als potenzielle Investoren für Germania kommen grosse europäische Luftfahrtkonzerne wie Lufthansa, Ryanair, Easyjet oder die British-Airways-Mutter IAG in Frage. Keiner von ihnen will sich zum jetzigen Zeitpunkt zum Finanzengpass von Germania äussern. (uro/SDA)