Alles muss raus! Die Aktionäre der Kleiderkette Charles Vögele sind in Verkaufslaune, sie werfen die Papiere haufenweise auf den Markt. Die Aktie startet darum mit einem Minus von über 7 Prozent in den Handel. «Derzeit würden wir nicht in den Ttiel investieren», schreibt die Bank Vontobel in einer ersten Einschätzung. Der Turnaround brauche noch mehr Zeit.
Der Grund für den Ausverkauf an der Börse: Kunden blieben aus, die Kleider in den Charles-Vögele-Läden hängen. Das Unternehmen veröffentlichte heute einen Konzernverlust, der sich auf 62 Millionen Franken vergrösserte, wie die Kleiderkette heute mitteilte.
«Wir haben unsere Ziele eindeutig verpasst»
Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Verlust fast versechsfacht! Im 2014 belief sich dieser noch auf 11 Millionen Franken. «Wir haben unsere Ziele eindeutig verpasst», muss CEO Markus Voegeli an der Bilanzmedienkonferenz zugeben.
Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses habe die Ergebnisse im Heimmarkt Schweiz massiv belastet, begründet das Vögele-Management den Verlust. Zudem setzte der milde Winter dem Kleiderverkäufen zu.
Die Umsätze für das Gesamtjahr fallen unter den Erwartungen aus, heisst es weiter. Der Konzernumsatz sackte um 11 Prozent auf 803 Millionen Franken ab. Im 2014 betrug dieser noch 901 Millionen.
Verlust erwartet, aber nicht in dieser Höhe
Am 25.11. warnte das Unternehmen vor einem operativen Verlust in einstelliger Millionenhöhe. Rückschläge seien auch beim Umsatz zu erwarten. Wegen des milden Wetters hatten Konsumenten auch keine Lust auf Vögele-Herbstbekleidung.
Am selben Tag der Verlust-Warnung warf Verkaufschef Matthias Wunderlin (seit 2013 im Amt) das Handtuch. Bislang übernahm Vize-Präsident Meinrad Fleischmann diese Funktion. Diese wird nun als neue Verkaufschef im Amt bestätigt. Sein Verwaltungsratsmandat gibt er ab.
Seit Jahren spricht die Bekleidungskette den Turnaround, seit Jahren will er nicht gelingen. In den letzten acht Jahren wechselten die Chefs schneller als die Kollektionen.
Immerhin: Die Warenbestände seien auf ein rekordtiefes Niveau gesunken, kündigt das Unternehmen nun an. Und: «Die Finanzierung von Charles Vögele ist für die nächsten zwei Jahre sichergestellt.»
Ende April wäre ein Syndikatskredit ausgelaufen. Ohne eine Verlängerung der Kreditlinie in der Höhe von maximal 245 Millionen Franken wie eben geschehen hätte das Unternehmen die Pforten praktisch schliessen müssen.
Die Bekleidungskette zählt heute 761 Charles-Vögele-Filialen in Europa, davon 167 in der Schweiz. Bis Ende 2015 konnte laut Unternehmen der Umbau und die Neugestaltung von 274 Filialen «erfolgreich» abgeschlossen werden.
Kündigungen und Filialschliessungen
Allerdings setzt Vögele nun den Rotstift an. Am Hauptsitz in Pfäffikon wurden rund 50 Stellen gestrichen, bestätigt die Kleiderkette gegenüber «Radio Zürisee». „Das tiefere Umsatzniveau zwingt uns, unsere Kosten anzupassen“, sagt Vögele-Sprecherin Nicole Borel.
Rund die Hälfte der betroffenen Stellen konnten über natürliche Fluktuation abgebaut werden, 23 Mitarbeiter erhielten demnach die Kündigung. Ob weitere Arbeitsplätze gestrichen werden, ist derzeit unklar. In Betracht bezogen werde auch die Schliessung von unrentablen Filialen, so die Sprecherin weiter im Radiobeitrag.