CEO Severina Pascu zur Monsterübung der UPC
Hunderttausende Kunden müssen nachrüsten

UPC-Chefin Severina Pascu mistet den Katalog radikal aus. Denn heute sind über 10'000 verschiedene Produkte draussen bei den Kunden. Das Monster-Nachrüsten könnte für einige teuer werden.
Publiziert: 26.05.2019 um 00:51 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:04 Uhr
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UPC-Chefin Severina Pascu denkt noch nicht daran, was sie nächstes Jahr macht.
Foto: Thomas Meier
Interview: Moritz Kaufmann

Frau Pascu, sind Sie auf Jobsuche?
Severina Pascu:
Das fängt ja gut an (lacht). Ich habe bereits einen sehr interessanten Job, der mich stark ausfüllt.

Was machen Sie in einem Jahr?
Etwas, das mindestens so interessant ist wie mein aktueller Job, hoffe ich.

Im Februar wurde bekannt, dass Sunrise UPC kaufen will. Noch müssen die Sunrise-Aktionäre und wohl auch die Wettbewerbsbehörden entscheiden. 
Werden Sie in Zukunft für Sunrise, UPC oder sonst eine Firma arbeiten?
Das Wichtigste ist, dass wir uns weiter verbessern und diese Transaktion gut über die Bühne bringen. Dann sehen wir, was kommt.

UPC kostet Sunrise 6,3 Milliarden Franken. Ist Ihre 
Firma diesen Preis wert?
Definitiv. Sunrise kauft das stärkste Glasfaserkabelnetz der Schweiz. Wir decken 80 Prozent der Schweiz ab, haben 1,1  Millionen Kunden, die modernste Fernsehplattform, wachsen im Geschäftskundensegment und besitzen ein zukunftsfähiges Netzwerk, das bald zehn Gigabit pro Sekunde übertragen kann.

Die Sunrise-Aktionäre müssen Sie davon aber noch überzeugen. Die finden den Preis zu hoch!
Das zu kommentieren, liegt an Sunrise.

Wie motivieren Sie Ihre 
Mitarbeiter in dieser Phase der Unsicherheit?
Jeder geht mit Veränderungen anders um, egal ob im Beruf oder im Privaten. Die Leute spüren die Veränderung, gleichzeitig zeigen sie viel Initiative und Motivation. Wir sind mit verschiedenen Massnahmen für unsere Mitarbeiter da und führen einen offenen Dialog.

Hatten Sie viele Kündigungen?
Überhaupt nicht. Unsere Fluktuation ist normal.

UPC verliert überall Kunden: Fernsehen, Internet und Telefonie. Nur im Bereich Mobiltelefonie haben Sie ein leichtes Plus.
Hier kommt unser Turn­around-Plan ins Spiel: 2019 investieren wir stark. Ab 2020 wollen wir wieder wachsen. Wir sehen bereits erste Er­folge.

2019 sind Ihnen ebenfalls Kunden abgesprungen.
Wir verbessern uns. Wir haben die Verluste gegenüber dem Vorjahr halbiert. Punkto Verkäufe war der März der beste Monat der letzten zwei Jahre. Dies wird man in den kommenden Quartalszahlen sehen.

UPC gehen seit Jahren 
Kunden verlustig. Kommt Ihr Rettungsplan zu spät?
Wichtig ist, dass er da ist! 
Natürlich hätten wir diese Leute lieber behalten. Aber wir arbeiten schon eine Weile an unserem Wachstumsplan. Unsere TV-Plattform kommt bei den Nutzern sehr gut an. Davor haben wir den Kanal MySports lanciert. Kunden, die MySports haben, springen seltener ab. Der Kanal ist jung, aber bereits gut etabliert.

Tatsächlich? MySports setzt auf Exklusiv-Eishockey­spiele, gewinnt aber kaum zahlende Zuschauer. Eishockey ist eine Nische.
Das sehe ich anders. Unseren Sender MySports One können alle unsere Digitalkunden empfangen. Da ist guter Content drauf, auch Bundesliga und Eishockey. Und unser Paid-Content-Angebot wird von einer ansehnlichen Anzahl User genutzt.

Von wie vielen denn?
Das legen wir nicht offen. Aber dafür, dass wir erst anderthalb Jahre existieren, bin ich zufrieden. Sehen Sie: Nur 20 Prozent aller Fernsehzuschauer sind bereit, überhaupt für Sport zu bezahlen. Wenn Sie so wollen, ist Sport an sich ein Nischenprodukt.

Stimmt es, dass Sie über 10'000 unterschiedliche Produkte draussen im Markt haben?
Das ist so. Aber das wollen wir jetzt radikal vereinfachen. Unser Ziel ist: Mehrwert für die Anwender generieren. Wir wollen, dass sie alle das bestmögliche Produkt haben. Deshalb sind wir mit unserem «Kunden-Harmonisierungs-Programm».

Was heisst das?
Wenn wir unsere Produkte verbessern – zum Beispiel schnelleres Internet oder eine bessere TV-Box –, haben wir zwar Neukunden im Visier. Aber auch unsere bestehenden Anwender sollen profi­tieren. So viele Kunden wie möglich sollen die neue TV-Box und schnelleres Internet bekommen. Das Projekt dauert zwölf bis 18 Monate.

Mit anderen Worten: Sie rufen jetzt all Ihre Kunden an und rufen zum Nachrüsten auf?
Wir werden eine grosse Anzahl Kunden kontaktieren, aber auf unterschiedliche Weise. Wir informieren sie, dass sie schnelleres Internet bekommen und wir ihnen die neue TV-Box schicken.

Haben die Nutzer überhaupt eine Wahl? Vielleicht sind sie ja zufrieden.
Viele erhalten mehr Leistung zum selben Preis. Wer einen höheren Preis erhält, kann ausserterminlich vom Vertrag zurücktreten.

Wie viel mehr kostet das Ganze?
Für die meisten wird sich in Sachen Preis nichts ändern. Rund ein Prozent muss mehr bezahlen, erhält aber auch mehr Leistung. Wir wollen allen ein gutes Angebot bieten und achten darauf, dass für alle Fairness herrscht.

Wie viele Anschlüsse müssen denn nachgerüstet werden?
Eine konkrete Zahl können wir nicht nennen. Aber Ende 2019 sollen mehr als die Hälfte der Kunden unser aktuellstes Produkt haben. Das ist eine massive Investition in unsere Kunden.

Was hat UPC von dieser Monsterübung?
In erster Linie sollen unsere Anwender profitieren. Aber auch für unser Sales- und Support-Team wird das Leben viel einfacher. Sie müssen sich nicht mehr mit Tausenden verschiedenen Angeboten auskennen.

Sie sparen also Support-Kosten?
Wir wollen unser Geschäft 
digitalisieren. Das vereinfacht den Dialog mit den Kunden. Aber mit so einem komplexen Produktekatalog wie unserem ist das schwierig.

UPC verkauft sich als 
frauenfreundliche Firma. Dürfen Ihre Angestellten am Frauenstreik vom 14. Juni teilnehmen?
Sie dürfen teilnehmen, aber nicht auf Arbeitszeit.

Werden Sie selber streiken?
Ich bin am 14. Juni unterwegs. Aber ich unterstütze die Anliegen total. Die Schweiz macht Fortschritte. Aber neun Prozent Frauen auf Managementstufe? Das kann die Schweiz besser.

Wie siehts denn bei UPC in Sachen Gleichstellung aus?
UPC zahlt Männern und Frauen gleich viel, das ist 
ja klar. Auf Management­-
stufe haben wir 30 Prozent Frauen. Bei jeder Neubesetzung will ich auf der Shortlist mindestens eine Frau. Wir gewähren ausserdem 17 Wochen Mutterschafts- und zwei Wochen Vaterschaftsurlaub bei 100  Prozent Lohn. Für schweizerische Verhältnisse sind wir also gut unterwegs. Aber es geht mir nicht einfach um Frauenförderung.

Worum denn?
Um Diversität. Jedes Team muss aus Leuten bestehen, die unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen haben. Ich vergleiche es gern mit Handball, weil ich das früher intensiv gespielt habe. Da braucht es den Goalie, die grossen zentralen Spieler, die Flügelspieler.

Und was war Ihre Position?
Kreisläuferin. 

Persönlich

Seit letztem September ist Severina Pascu (46) CEO von UPC Schweiz, einer Tochter der britischen Liberty Global. Zuvor war die gebürtige Rumänin Chief Operating Officer (COO) bei UPC in Zentraleuropa. Das heisst: Sie war verantwortlich für Marketing und Verkauf in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, der Slowakei und Luxemburg. Die studierte Wirtschaftswissenschaft­lerin ist verheiratet und hat zwei Kinder. 

Seit letztem September ist Severina Pascu (46) CEO von UPC Schweiz, einer Tochter der britischen Liberty Global. Zuvor war die gebürtige Rumänin Chief Operating Officer (COO) bei UPC in Zentraleuropa. Das heisst: Sie war verantwortlich für Marketing und Verkauf in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, der Slowakei und Luxemburg. Die studierte Wirtschaftswissenschaft­lerin ist verheiratet und hat zwei Kinder. 

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