Der überraschende Rücktritt Christensens ist nicht der erste seiner Art bei der AFG: Anfang 2014 hatte bereits der damalige Konzernchef Daniel Frutig unerwartet seinen Abgang bekanntgegeben. Christensen trat im Juli 2014 dessen Nachfolge an.
Im März 2015 nahm zudem der neue Hauptaktionär Michael Pieper bei AFG die Zügel in die Hand. Der amtierende VR-Präsident Rudolf Graf trat als Folge per sofort zurück. Von Witzleben übernahm dessen Amt.
Nun der nächste Knall: Der 42-jährige Christensen verlässt das Unternehmen gemäss Communiqué vom Dienstagabend ebenfalls vorzeitig - «im gegenseitigen Einvernehmen», wie es heisst. Gleichzeitig gab AFG bekannt: «William J. Christensen verlässt das Unternehmen aufgrund unterschiedlicher Auffassung über die Unternehmensführung.»
Die nächste Phase in der Weiterentwicklung der AFG solle unter neuer Leitung erfolgen. Der Verwaltungsrat danke Christensen für seinen «substanziellen Beitrag zur Weiterentwicklung der AFG». Das Unternehmen beschäftigt weltweit 6500 Mitarbeitende.
Christensen ist Schweizer und war von 2004 bis 2014 in unterschiedlichen Funktionen für das Sanitärtechnik-Unternehmen Geberit tätig. Ab 2006 war er in Chicago für das Nordamerika-Geschäft verantwortlich, später dann für das Marketing der gesamten Gruppe. Ab 2009 sass Christensen in der Geberit-Konzernleitung.
Man habe bewusst auf einen international erfahrenen, mit den schweizerischen Gegebenheiten aber bestens vertrauten CEO gesetzt, hatte AFG beim Amtsantritt Christensen mitgeteilt.
Die AFG befindet sich seit längerem in einer Phase der Umstrukturierung. Der Konzern war von Edgar Oehler auf einen rasanten Expansionskurs gebracht worden. Nach dessen Abgang als Konzernchef und Verwaltungsratspräsident 2011 wurde ein Umbau eingeleitet. Unter anderem sind seither mehrere Unternehmensteile verkauft worden.
AFG wies 2014 mit 15,1 Millionen Franken erstmals seit 2010 wieder einen Gewinn aus. In den Geschäften, die das Unternehmen fortführen will, brach der Gewinn aber um mehr als zwei Drittel auf 11,3 Millionen Franken ein. In der besonders schwächelnden Division für Aussenhüllen von Gebäuden sollen darum bis zu 200 Stellen verschwinden. (sda)