CEO gegen Präsident
Wie hart zoffen sich die Credit-Suisse-Chefs?

Zur miesen Lage der Grossbank Credit Suisse redet sich die Führung um Kopf und Kragen. CEO und Präsident scheinen sich dabei nicht einig zu sein. Wie tief ist der Graben in der CS-Führung?
Publiziert: 09.04.2016 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 09:05 Uhr
Onur Ogul

Ein Kommunikations-Hickhack löst neue Gerüchte zur Stimmungslage an der Credit-Suisse-Spitze aus. Informationen, die – gewollt und ungewollt – aus der Bank dringen, irritieren Branchenkenner.

Diese Woche gelangten interne Mails an die Nachrichtenagentur Reuters. CS-Chef Tidjane Thiam (53) schrieb dem Chef der Division Global Markets im Januar demnach, er seit besorgt über die Höhe von Positionen in gewissen Bereichen des ment Bankings. Thiam lud Tim O'Hara mit strengem Ton zu einem Gespräch.

Thiam wusste bis Januar nichts von Risiken

Die Mails hinterlassen den Eindruck, Thiam hätte bis Januar nichts vom Ausmass der Risiken im Investmentbanking gewusst. Das warf Fragen auf. Gibt es dunkle Orte im Investmentbanking, wo fernab von der Zentrale unkontrolliert gigantische Risiken aufgebaut werden können?

Diesen Verdacht erhärtete Thiam gleich selbst. Nachdem er die Anleger vor Ostern mit der Nachricht geschockt hatte, es sei zu weiteren Grossverlusten im weltweiten Handelsgeschäft gekommen, gab er Ende März in einem Interview mit Bloomberg die Schuld dafür Händlern. Sie hätten illiquid gewordene Positionen vor ihm und mehreren Kollegen in der neuen Geschäftsleitung verborgen gehalten, so Thiam.

Rohner dementiert dunkle Orte

Nun sah sich CS-Präsident Urs Rohner (56) genötigt, den Spekulationen um das Unwissen in der CS-Spitze etwas entgegen zu halten. Laut «Tages-Anzeiger» sagte Rohner am Rande einer Veranstaltung, es habe «keine Blind Spots gegeben.» Damit widerspricht er der Version von CEO Thiam.

Die Frage sei vielmehr, «wie gewisse Positionen auf einen gewissen Zeitpunkt bewertet werden und für welchen Zeitpunkt welche Positionen wie gemanagt und gehandelt» würden, so Rohner. Die Verwirrung war perfekt.

Tiefer Graben in der Führungsspitze

Für den Vontobel-Analysten Andreas Venditti tut sich laut Bericht ein tiefer Graben in der Führungsspitze auf. «Die widersprüchlichen Aussagen zwischen dem CEO und dem Präsidenten sind ungewöhnlich, weisen auf Differenzen hin und helfen nicht, das Vertrauen der Investoren zu stärken», sagt der Experte.

Dass die Anleger grundsätzlich verunsichert sind, zeigt der Kursabsturz der CS-Aktie seit Antritt von Thiam um 50 Prozent.

Rohner steht in der Öffentlichkeit zu Thiam

Kein Wunder, will Rohner gegen aussen die Wogen glätten. Er sagt diese Woche im Wirtschaftsmagazin «Bilanz», Thiam sei «genau der richtige Mann.»

Nichtsdestotrotz glaubt laut «Tages-Anzeiger» Christopher Wheeler, Analyst beim Londoner Broker Atlantic Equities, Thiams Uhr ticke bereits. «Thiam muss rasch mit Erfolgsmeldungen punkten», sagt er. Und zwar in messbaren Zahlen.

Probleme nicht auf Vorgänger abschiebbar

Nichts hält Wheeler von der glandäufigen Meinung, die Probleme der CS stammten alle von der vorherigen Führungsriege um Ex-CEO Brady Dougan (56). Zwar habe Thiams Vorgänger die Investmentbank nie nachhaltig redimensionieren wollen, was die Arbeit für Thiam erschwere. Doch für schwer verkäufliche Positionen im Handelsgeschäft sei immer nur das aktuelle Management verantwortlich, so der Analyst.

Die Erwartungen an Thiam waren bei seinem Amtsantritt sehr hoch. Wheeler sagt, das Absacken der Märkte danach und die unklare Strategie, welche Thiam kommunizierte, hätten die Lage der CS zusätzlich verschlechtert.

Trost für Thiam spenden noch die Grossaktionäre der Bank. Rohner sagte in der «Bilanz», sie ünterstützten das jetzige Management. Die grössten Aktionäre sind die Qatar Holding und die Olayan Group aus dem Nahen Osten.

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