Cash-Guru Fredi Herbert zum Hype der Stunde
«Leute, lasst die Finger vom Bitcoin»

«Cash-Guru» Fredi Herbert (81) vergleicht den Bitcoin-Hype mit der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende. Er könne allen nur raten, die Finger vom Computergeld zu lassen, sagt er im Gespräch mit BLICK.
Publiziert: 08.12.2017 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:30 Uhr
Fredi Herbert, Börsen- und Cash-Guru, bei ihm zu Hause in Rapperswil-Jona SG.
Foto: Daniel Kellenberger
Interview: Ulrich Rotzinger

Der als Cash-Guru bekannte Wirtschaftsjournalist und Börsenexperte Fredi Herbert (81) ist immer noch ein gefragter Mann. Als ihn BLICK endlich am Telefon erreichte, sprach er gerade am Handy mit russischen Händlern. Später erwarte er einen Anruf aus London. Grosses Thema an den Märkten sei derzeit der Bitcoin. Dennoch nahm Herbert sich Zeit, mit BLICK über den Hype des Computergelds zu sprechen.

BLICK: Fredi Herbert, haben Sie sich auch schon mit Bitcoins eingedeckt?
Fredi Herbert: Sicher nicht. Fredi, habe ich mir gesagt, dieser Kelch soll an dir vorbeigehen.

Sie sind kein Freund des Computergelds?
Zu Beginn habe ich Bitcoins noch für eine gute Sache gehalten. Aber jetzt ist das Ganze nur noch in der Hand von wilden Spekulanten. Der Höhenflug hat alle Anzeichen einer Dotcom-Blase.

Im März 2000 platzte diese Spekulationsblase, viele Kleinanleger verloren sehr viel Geld an der Börse.
Ich sehe hier sehr viele Parallelen. Darum warne ich auch beim Bitcoin. Hände weg! Leute, lasst die Finger vom Bitcoin! Ich habe noch niemanden gesehen, der damit richtig Geld verdient hat.

In den letzten Tagen hätte man aber richtig Geld machen können.
Sie sagen es richtig: Man hätte können. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Donnerstagabend schoss der Bitcoin-Kurs von 16'000 Dollar auf 19'700 Dollar innerhalb weniger Minuten. Dann ist er wieder auf 17'000 Dollar abgestürzt. Hätte man beim Höchststand nur ein paar Bitcoins gekauft, wäre man jetzt um Zehntausende Franken ärmer. Bevor Sie die Kaufbestätigung haben, sind Sie schon tot.

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Dabei ist doch Computergeld recht praktisch. Man muss nur sein Handy hinheben, und bezahlt ist. Und man hinterlässt keine Spuren wie bei Kreditkarten.
Das ist harmlos im Kleinen. Aber was jetzt an den Märkten passiert, ist total pervertiert. 

Warum explodiert der Bitcoin-Kurs denn gerade so?
Weil immer mehr über den Bitcoin geredet wird. Und weil die, die Geld auf der hohen Kante haben, nicht wissen, in welche Anlagen sie sonst derzeit ihr Geld reinstecken sollen. Es ist der klassische Lemming-Effekt.

Der Hype treibt in den Bitcoin?
Wenn Hausfrauen und Friseure anfangen, sich über den Bitcoin zu unterhalten und zu überlegen, ob man da nicht investieren soll, dann lässt man besser die Finger vom Bitcoin. Wir sind bereits im Himalaja, wenn Sie wissen, was ich meine.

Wie gross ist dann die Gefahr eines Bitcoin-Crashs?
Er wird kommen wie das Amen in der Kirche. Wenn nicht heute und morgen, dann übermorgen.

Was könnte dennoch zu einem Crash führen?
Wenn eine der regulatorischen Leitbanken eingreift und dem Bitcoin Schranken setzt, könnte das dem Bitcoin die Luft nehmen und den Kurs abstürzen lassen. Es ist wie in der Liebe: gross rein und klein raus (lacht).

Sie sagen jetzt, auf keinen Fall dem Bitcoin hinterherrennen. Was sind denn sichere Anlagen, wenn man als Kleinanleger ein bisschen Geld auf der hohen Kante hat?
Ich würde weiterhin auf Aktien grosser und international tätiger Schweizer Unternehmen setzen. Die Schweizer Wirtschaft hat sich erholt. Der Dollar und der Euro sind fester. Die Exportindustrie kann aufatmen. Und noch immer liegen Milliarden der EZB herum. Die Aktienkurse werden noch aufs Jahresende steigen.

Für Kleinanleger sind Aktien doch auch riskant!
Aktien sind immer riskant. Jeder sollte sich vor dem Kauf beraten lassen. Wie sagt man: Aktien sind zum gut Leben. Obligationen zum gut Schlafen. Aber bis jetzt haben alle Obligationäre doppelt so schlecht geschlafen, weil sie sich ärgern, keine Aktien gekauft zu haben (lacht).

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