In der Tech-Welt sind Frauen nach wie vor Mangelware. Aber auch in vielen anderen Schweizer Unternehmen kann man die weiblichen Chefs an einer Hand abzählen. Warum das so ist – und was wir dagegen tun können – weiss Caroline Theiss (51), Trainerin im Bereich Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwicklung.
BLICK: Wieso geben Frauen auf dem Weg zur Chefin häufig schneller auf als Männer?
Caroline Theiss: Ich denke, dass es gar nicht erst so viele versuchen. Wer an die Spitze will, braucht eine klare Motivation, hohe Einsatzbereitschaft und die Fähigkeit, nicht immer fair ausgetragene Machtkämpfe auszuhalten. Das ist bei den Männern allerdings nicht anders. Jeder muss sich grundsätzlich die Frage stellen, ob sie oder er das will. Es gibt Branchen, in denen es Frauen traditionell schwerer haben, aber auch dort sehe ich starke Frauen in Führungspositionen. Ich höre immer wieder von Unternehmen, dass sie keinen weiblichen Nachwuchs finden. Kluge Unternehmen würde nie den Fehler machen eine gute Frau vorbeiziehen zu lassen, «nur» weil sie eine Frau ist. Studien zeigen klar, dass Unternehmen mit höherem Frauenanteil in der Chefetage höhere Umsätze generieren.
Das heisst, Frauen verzichten teilweise bewusst auf Führungspositionen, weil sie keine Lust auf Machtkämpfe haben?
Als Frau muss ich mir überlegen: Was will ich? Aufträge ausführen oder selbst am Ruder stehen. Und wenn ich Macht möchte, dann kann ich selbst die entsprechende Haltung dazu entwickeln, die mir den Weg nach oben bahnt und trotzdem nicht dazu führt, dass Weiblichkeit und der Wunsch nach einem guten, fairen Miteinander verleugnet werden müssen.
Wie schaffen Frauen es an die Spitze?
Wir müssen uns eine Haltung erarbeiten, innerlich wie äusserlich, die das ausstrahlt, was wir sein wollen. Auch hier: Da ist kein Unterschied zwischen Männern und Frauen. Aber Frauen trauen sich oft weniger zu. Und da gilt es anzusetzen: Frauen müssen sich ihrer Stärken und Fähigkeiten bewusst werden und ihren Platz einnehmen. Ich halte nicht viel von Quoten, da besteht die Gefahr, dass Unternehmen Frauen zur Zierde einstellen.
Wenn eine Frau dann im Chefsessel sitzt: Wie bleibt sie dort?
Sie muss eine eigene Form von Authentizität entwickeln. Frauen sollen nicht werden wie Männer – Führung ist traditionellerweise in der Hand von Männern, und unser Planet ist ja eher in einem suboptimalen Zustand. Der weibliche Führungsstil darf herzlich sein, er muss aber gleichzeitig auch glasklar ausdrücken, was Sache ist. Wenn ich führen will, braucht es einen Willen zur Klarheit und die Bereitschaft, sich unbeliebt zu machen. Klartext kann man nicht liebreden und Führung bedeutet immer auch Gegenwind. Aber die Nörgelei muss aufhören. Ich habe noch nie gehört, dass sich Frauen wie Angela Merkel oder Christine Lagarde darüber beschweren, dass sie nicht nett behandelt wurden. Wenn wir mit den grossen Jungs spielen wollen, müssen wir das rosa Tutu ausziehen und die Tür selbst aufmachen, anstatt darauf zu warten, dass man uns die Quotenplätze freiräumt. Ich sehe durchaus viele Frauen, die die dazu nötigen Fähigkeiten mit auf den Lebensweg bekommen haben: Charisma, eine dicke Haut und Haare auf den Zähnen. Und die, die das nicht haben, können es selbstverständlich lernen.
Haben Sie Tipps, die Frauen helfen, sich durchzusetzen?
Viele Frauen sind sich ihres Selbstwerts nicht bewusst und fordern ihren Platz nicht ein. Wenige Frauen stellen sich hin und sagen: Das zahlst du mir, das bin ich wert. Das ist mit ein Grund für die Lohnungleichheit. Wir müssen uns Respekt verschaffen, sonst kriegen wir ihn nicht. Frauen müssen raus aus der Opferrolle, wenn sie stark werden wollen. Das hat auch nichts mit dem Alter zu tun. Die einen können es von Geburt an, die anderen können es lernen. Das Ziel sollte sein, dass keiner überhaupt fragt, ob es eine Frau ist, die sich für eine Stelle bewirbt. Ich wünsche mir sehnlichst, dass diese Diskussionen bald der Vergangenheit angehören und sich alle Menschen, egal, ob Mann oder Frau, gemäss ihren Potenzialen entwickeln können und wir einander alle auf Augenhöhe begegnen.
Seit 2017 wird jährlich ein nationaler Digitaltag unter der Federführung von Digitalswitzerland durchgeführt. Ziel ist es, die Digitalisierung für die Schweizer Bevölkerung erlebbar zu machen sowie Chancen und Herausforderungen aufzuzeigen. Am 3. September 2019 findet der Anlass zum dritten Mal statt. An zwölf Standorten gibt es rund 300 kostenlose Aktivitäten wie etwa Bühnenshows und Ausstellungen – alles im Zeichen des Themas «lifelong learning». BLICK berichtet über Frauen, die sich in der Welt der Tech-Berufe behaupten. Bundespräsident Ueli Maurer (68) wird den Aktionstag in Bern offiziell eröffnen. Der Digitaltag ist übrigens eine Schweizer Erfindung – Initiator ist Marc Walder (54), Chef von BLICK-Herausgeber Ringier. Lesen Sie hier alles über den 3. Schweizer Digitaltag: mag.digitaltag.swiss
Seit 2017 wird jährlich ein nationaler Digitaltag unter der Federführung von Digitalswitzerland durchgeführt. Ziel ist es, die Digitalisierung für die Schweizer Bevölkerung erlebbar zu machen sowie Chancen und Herausforderungen aufzuzeigen. Am 3. September 2019 findet der Anlass zum dritten Mal statt. An zwölf Standorten gibt es rund 300 kostenlose Aktivitäten wie etwa Bühnenshows und Ausstellungen – alles im Zeichen des Themas «lifelong learning». BLICK berichtet über Frauen, die sich in der Welt der Tech-Berufe behaupten. Bundespräsident Ueli Maurer (68) wird den Aktionstag in Bern offiziell eröffnen. Der Digitaltag ist übrigens eine Schweizer Erfindung – Initiator ist Marc Walder (54), Chef von BLICK-Herausgeber Ringier. Lesen Sie hier alles über den 3. Schweizer Digitaltag: mag.digitaltag.swiss