Die berühmtesten Unterhosen der Schweiz feiern Geburtstag: 400 Calida-Mitarbeiter haben am Freitag darauf angestossen. Als vor 75 Jahren in Europa der Zweite Weltkrieg wütete, nahm Calida in Sursee LU die Produktion auf. Und traf einen Nerv: Viele Frauen waren auf sich gestellt, da kam ihnen die «Garantie-Wäsche» mit jeweils kostenloser Reparatur gerade recht.
Der Wäschehersteller ging durch turbulente Jahre, meisterte Krisen und Konflikte. Er streifte das biedere Pyjama-Image ab und formte sich zu einem internationalen Modebrand mit 130 Läden.
Zuversicht in der Krisenzeit
Doch auch jetzt stehen die Zeichen auf Sturm. Anfang Jahr trat der langjährige CEO der Calida-Gruppe Felix Sulzberger (65) vorzeitig zurück – er hatte sich mit der Besitzerfamilie und dem Verwaltungsrat überworfen. An der Generalversammlung Ende April flog er sogar aus dem Verwaltungsrat.
Für rauen Gegenwind sorgt auch der Markt. Kürzlich rollte eine Pleitewelle über Geschäfte wie Switcher, Bata oder Blackout. Andere wie Charles Vögele konnten den Kopf gerade noch aus der Schlinge ziehen. Online-Handel und Einkaufstourismus graben weiterhin der Branche das Wasser ab. Bei Calida brach 2015 der Umsatz um 28 Prozent ein auf 17 Millionen Franken.
Dennoch bleibt Calida-Chef Andreas Lindemann (54) zuversichtlich: «Uns geht es sehr gut, und das trotz eines nicht ganz einfachen Marktumfelds. Deshalb hatten wir am Freitag auf jeden Fall Grund zu feiern», sagt er zu BLICK. Genaue Angaben zum Umsatz kann Lindemann zwar noch nicht bekannt geben. «Die Zahlen entwickeln sich jedoch sehr gut im laufenden Jahr», sagt er.
Ökologie und moderne Technik sollen Verkäufe ankurbeln
Das Unternehmen positioniert sich derzeit neu. Unlängst gehören zur Firmengruppe auch das Wäschelabel Aubade, der Outdoorkleider- und Gartenmöbelhersteller Lafuma sowie die Marken Millet, Eider und Oxbow. Mit dem neuen CEO Reiner Pichler (54) sollen diese Brands gestärkt werden.
Doch wie alle im Markt verspürten auch Calida bei den Läden einen Frequenzenrückgang. Neue Filialen an belebten Orten sollen helfen. Kürzlich wurden in den Bahnhöfen Basel und Luzern zwei neue Geschäfte eröffnet. Und auch mit neuen Produkten will Calida wieder mehr Kunden anziehen. Diesen Sommer erhalten erste Serien das Label «Made in Green», im Herbst die gesamte Kinderkollektion. «Ziel ist es, in den nächsten Jahren die komplette Calida-Kollektion damit auszuzeichnen», so Lindemann.
Jetzt kommt die Hightech-Wäsche
Calida-Kleider sollen noch grüner, noch sozial verträglicher werden. Etiketten erhalten einem QR-Code. Damit können Kunden die gesamte Produktionslinie zurückverfolgen. Nicht nur nachhaltiger, sondern auch funktionaler soll die Alltagswäsche werden.
«Wir lancieren gerade ein neues Konzept mit funktionaler Unterwäsche», sagt Lindemann. Sie bestünden aus Naturfasern und Mischungen, wie sie kein Mitbewerber anbiete. Die Kleider sollen etwa Temperatur und Feuchtigkeit regulieren.
Der traditionsreiche Wäschehersteller aus Sursee hat einen weiten Weg zurückgelegt: von der «Garantie-Wäsche» aus dem zweiten Weltkrieg bis zur Hightech-Unterhose im neuen Jahrtausend.