Es ist der 13. März, ein Freitag. Für die Unternehmen und Arbeitnehmer ein Unglücks- und Glückstag zugleich. Die Party ist vorbei, zumindest für den Moment, sagt Bundesrat Alain Berset (47). Und übergibt das Wort an Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60). An der Medienkonferenz verspricht dieser «rasche und unbürokratische» Hilfe für die Wirtschaft. Sofort. Ein Finanzpaket in der Höhe von 10 Milliarden Franken.
Die Botschaft: Trotz der beschlossenen Massnahmen, die schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft hätten, lassen wir euch nicht hängen. Oberstes Ziel für Parmelin: die Lohnfortzahlung für Mitarbeitende sicherzustellen.
8 Milliarden für Kurzarbeit
Im Detail: Im Fonds der Arbeitslosenversicherung sind bis zu 8 Milliarden Franken für die Entschädigung der Kurzarbeit reserviert. Die Karenzfrist für die Kurzarbeit wird ab sofort auf einen Tag reduziert. Das gilt vorerst bis Ende September. Geprüft werde, die Kurzarbeitsentschädigungen auf Arbeitnehmende mit befristeten, nicht kündbaren Arbeitsverträgen und Temporärarbeiter auszudehnen.
Für besonders gebeutelte Unternehmen stellt der Bund im Härtefall Finanzspritzen bis zu einer Milliarde Franken in Aussicht. Den kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) – Rückgrat unserer Wirtschaft – stehen per sofort bis zu 580 Millionen Franken bereit.
«Bundesrat muss nachliefern»
Eine Taskforce unter der Federführung von Wirtschaftsminister Parmelin soll in den nächsten Tagen Details und weitere Massnahmen herausarbeiten.
Für Chefökonom Daniel Lampart (51) vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund reicht das nicht. «Der Bundesrat muss über das Wochenende nachliefern, was die Kinderbetreuung angeht», sagt er auf Blick TV. Er fordert Massnahmen für Eltern, die ihre Kinder betreuen müssen und deshalb bei der Arbeit fehlen. Oder sich eine externe Betreuung organisieren müssen.
Die Credit Suisse geht mit gutem Beispiel voran. Sie gewährt Angestellten, die nicht Homeoffice machen können, weil sie Kinder oder andere Familienangehörige betreuen müssen, bezahlten Urlaub.
«Krise kann länger dauern»
Bereits einen Schritt weiter denkt Rudolf Minsch (51), Economiesuisse-Chefökonom. «Es kann durchaus sein, dass die Krise länger dauert. Und im Herbst eine zweite Welle kommt.» Deshalb sei es vor allem für Firmen, die ihre Produkte exportieren, wichtig, dass die Warenflüsse weiter funktionieren.
Eine leise Enttäuschung bleibt das 10-Milliarden-Paket auch für die Börse. Gestern stoppte der Leitindex SMI zunächst den historischen Absturz des Vortags, gewann fast zweistellig hinzu. Doch kaum hatte Parmelin seine Ansprache beendet, brachen die Gewinne wieder weg. Übrig blieb ein schwaches Plus von 1,2 Prozent.