Buchungsportal sucht selbständig Ersatzgast
Booking.com treibt Hoteliers schon wieder zur Weissglut

Booking.com testet einen neuen Service bei Stornierungen. Der Kunde merkt davon nichts. Die Schweizer Hoteliers dagegen finden es weniger lustig.
Publiziert: 06.05.2018 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:20 Uhr
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Booking.com testet einen neuen Dienst für Stornierungen. Tritt ein Kunde von seiner Buchung zurück, sucht die Plattform während 24 Stunden nach einem Ersatzgast.
Foto: Keystone

Wer über das Buchungsportal Booking.com ein Hotelzimmer bucht, kann dieses oft kostenlos stornieren. Wenn sich die Reisepläne ändern, ist das für die Buchenden praktisch. Hinter den Kulissen sorgen die Stornierungen aber gerade für grossen Ärger, wie die «Hotel Revue» schreibt.

Booking.com experimentiert nämlich mit einer neuen Funktion. «Delayed Cancellations» – auf Deutsch verzögerte Absage – heisst, dass bei stornierten Buchungen die freien Kapazitäten nicht ans Hotel zurückgehen, sondern für 24 Stunden bei Booking.com bleiben. Während dieser Frist versucht das Portal, einen Ersatzgast zu finden. Erst dann geht das ungebuchte Zimmer zurück ans Hotel. Im Erfolgsfall bucht Booking.com das Zimmer auf den neuen Gast um und meldet dies dem Hotel. 

Wer nicht mitmachen will, muss sich wehren

Der Test läuft seit Januar. Wie viele Hotels schon beim Test mitgemacht haben, gibt die Plattform gegenüber der «Hotel Revue» nicht bekannt. Was Hotels wissen müssen: Wer nicht am Test teilnehmen will, muss sich ausdrücklich dagegen entscheiden. «Opt-out» heisst dies in der Fachsprache.

Das kommt nicht gut an, wie die Hotelier-Fachzeitung schreibt. So findet Verwaltungsratspräsident Werner Stoller vom «Mercure Stoller» in Zürich das Vorgehen von Booking.com eine «absolute Frechheit». Nur per Zufall hätten sie gemerkt, dass Booking.com den Test macht. 

Verärgert vom Vorgehen zeigt sich Werner Stoller, Verwaltungsratspräsident des Zürcher Hotels Mercure Stoller. Sie hätten nur per Zufall erfahren, dass Booking.com ihre Zimmer zurückhält und neu verkauft.
Foto: TOINI LINDROOS

Sahnt Booking.com gross ab?

Für Booking.com geht dagegen alles rechtens zu. Denn nur Betriebe, die schon in Ähnliches eingewilligt hätten, würden für den neuen Test in Frage kommen. Doch auch dem widerspricht ein Hotelier. 

Was soll der neue Dienst bringen? Für Booking.com gehe es darum, Zeit und Aufwand zu sparen. Eine andere Erklärung hat Tourismusexperte Roland Schegg von der Fachhochschule Westschweiz: Er glaubt, dass sich Booking.com damit Kommissionen sichern will. 

Deutlich bösere Absichten vermutet ein anonymer Berner Hotelier. Er glaubt, Booking.com wolle sich über Strohmänner Kontingente zu günstigen Preisen sichern und diese später teuer weiterverkaufen. Ein Beispiel dafür könnten Events wie die Baselworld sein. Lange Zeit vorher könnten Leute im Auftrag der Buchungsplattform für diese Zeit billig Buchungen vornehmen. Wenn kurz vorher Knappheit herrscht, könnten die Buchungen storniert und die Zimmer neu verkauft werden. Teurer als zum Buchungszeitpunkt, versteht sich.

Booking.com selbst gibt nicht bekannt, wie sie bei stornierten Zimmern die Preise festlegen. Diese würden von den Partnern festgelegt. (jfr)

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