Brombeerblüte
Das Kulthandy von Blackberry kommt zurück

Die physische Tastatur bleibt: Nach dem dramatischen Absturz versucht Blackberry jetzt einen Neustart mit Android.
Publiziert: 01.01.2017 um 14:29 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:50 Uhr
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DARF NICHT MEHR VERWENDET WERDEN CeBit 2013: Stolz zeigte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr Handy mit der Brombeere.
Foto: Fabrizio Bensch
Fibo Deutsch

Die Brombeere steht vor ­einer neuen Blüte. Es war eine sehnlichst erwartete frohe Weihnachtsbotschaft für die Anhänger des Smartphones Marke Blackberry, jenes Handys mit dem Logo der Brombeere, das als einziges über eine «richtige», haptische Tastatur verfügt. Der grosse chinesische Technikhersteller TCL gab Ende Dezember eine langfristige Lizenzvereinbarung mit dem angeschlagenen kanadischen Blackberry-Unternehmen bekannt. TCL, unter den Top Ten der weltweit grössten Handset-Produzenten, übernimmt Produktion, Design, Vertrieb und Service des Mobiltelefons. Blackberry kümmert sich weiterhin um die Entwicklung der Betriebssoftware.

Wegen der speziellen Tastatur und hoher Sicherheitsnormen halten auch in der Schweiz überzeugte Blackberrianer in Banken, Kommunikationsabteilungen und Redaktionen trotz sinkenden Absatzes der Brombeere hartnäckig die Treue.

Kultstatus

Noch 2011 war Blackberry heiss begehrt und hatte Kultstatus: US-Präsident Barack Obama (55), Bundeskanzlerin Angela Merkel (62), die Hollywood-Blondine Cameron Diaz (44), das Tessiner Model Christa Rigozzi (33) oder Verleger Michael Ringier (67) liebten es – und tun das zum Teil noch heute. In den USA betrug der Marktanteil über 30 Prozent, in der Schweiz hatte es jeder fünfte Handybesitzer (siehe Grafik).

Dann verpasste Blackberry den Anschluss, die Verkäufe fielen ins Bodenlose: Apple mischte mit dem Betriebssystem iOS den Markt auf und Samsung eroberte ihn dank Android mit neuen Modellen und einer Flut von Apps. Blackberry verkaufte 2016 weltweit gerade noch 659'000 Smartphones, 0,2 Prozent vom Gesamtmarkt.

Die Wende hat Blackberry noch selbst eingeläutet: Die letzten Modelle des Jahrgangs 2016 wechselten bereits vom geschlossenen eigenen Betriebssystem auf Android. Dieses Betriebssystem erlaubt den Zugang zu Millionen von Apps. Und kombiniert damit die neuen Modelle mit der bewährten Sicherheitsnorm von Blackberry.

«The New Blackberry»

Die Hoffnung der Blackberry-Fangemeinde richtet sich nun auf nächsten Donnerstag: Am 5. Januar will TCL an der Consumer Electronics Show CES in Las Vegas «The New Blackberry» vorstellen. Ein neu entwickeltes Tastaturmodell, das noch unter dem Codenamen «Mercury» läuft, soll der verunsicherten Blackberry-Gemeinde mehr Sicherheit für die Zukunft geben und die Firma aus dem Absatztief herausholen. Einzelheiten sind bereits durchgesickert: Das seitlich abgerundete 4,5-Zoll-Display soll an der Unterseite durch eine griffige Qwertz-Tastatur ergänzt werden. Es heisst, ein Fingerdrucksensor zur Erkennung sei in die Leertaste integriert. Versprochen wird eine Akkukapazität für zwei Tage.

In der Schweiz werden die neuen Android-Blackberrys durch die Internet-Plattformen Digitec (Migros) und Siroop (Coop/Swisscom) via Brack angeboten. Beim Support hapert es noch: Swisscom verkauft zwar Abos, garantiert aber vorläufig erst den Service für Grosskunden. Sollte nach dem Neustart die Nachfrage der Tastatur-Anhänger nach Blackberrys wieder steigen, will Swisscom prüfen, ob sie in ihren Shops auch Privatkunden wieder unterstützen will. Nach dem Wechsel auf ­Android unterscheidet sich die Bedienung allerdings kaum mehr von Samsung und anderen Marken.

Die Börse reagierte nach dem Einstieg von TCL Ende des Jahres zuerst einmal mit einem Kursverlust. Die Aktionäre hoffen auf den Neustart in Las Vegas, sollten aber nicht abergläubisch sein: Der Hauptsitz der Blackberry Limited liegt in einer kanadischen Stadt, die einen schicksalsträchtigen Namen trägt: Waterloo.

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