Entspannung beim gelben Riesen? Die Post hat ihr gewaltiges Schliessungsprogramm noch vor den Sommerferien durchgepaukt. Bilanz: 765 Poststellen dürfen bleiben – zumindest bis 2020. 460 Filialen werden «überprüft». Von denen sollen die allermeisten dichtgemacht werden.
Auf zwei Arten will die Post die Schliessungen auffangen. Zum einen mit neuen «Zugangspunkten», vor allem Postagenturen – in Läden integrierte, gelbe Theken mit reduziertem Service-Angebot. Andererseits mit neuen Dienstleistungen. Die wichtigste: Ab 1. September kann man beim Pöstler an der Haustür Bargeldeinzahlungen machen – allerdings lediglich in Dörfern, in denen es keine Postfiliale, sondern nur noch eine Postagentur gibt.
Genau diese zusätzlichen Dienstleistungen stossen bei der Post auf Widerstand. Manche Mitarbeiter sind nicht glücklich darüber. Ihre Befürchtung: Dass sie zum Opfer von Überfällen werden, wenn sich herumspricht, dass sie Bargeld auf sich tragen.
Auch das Management hadert mit der Idee: SonntagsBlick liegt eine Rede von Ulrich Hurni (58) vor. Er ist Chef des Bereichs Postmail, also Herr der Briefe und Briefträger. Zudem ist Hurni Stellvertreter von Postdirektorin Susanne Ruoff (58). Vor Kaderangestellten räumte er ein, dass die neuen Dienstleistungen auf Druck eingeführt wurden. «Im Sinne eines aktiven Stakeholder-Managements haben wir uns Ende Januar entschieden, mehrere Zugeständnisse zu machen», sagte Hurni Ende Juni beim Post-Event im noblen Berner Kursaal. «Diese Zugeständnisse kosten uns mehr als 20 Millionen Franken. Dennoch sind sie nötig!», heisst es im Manuskript der Rede.
Post fürchtet strengere Gesetze
Ganz offensichtlich fürchtet die Post strengere Gesetze, die ihre Freiheiten einschränken. Denn: Das Streichkonzert bei den Filialen hat Politiker aller Couleur auf den Plan gerufen. «Nur mit einem vorsichtigen Agieren mindern wir die Gefahr, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu unseren Ungunsten verschärft werden», so Hurni.
Grösste Angst der Post-Kader: Dass die Politik die Anzahl der Poststellen einfriert. Ein «Moratorium bezüglich des Poststellenumbaus» gelte es «unter allen Umständen zu vermeiden», warnt Hurni. Tatsächlich sind in Bundesbern, aber auch in Kantonen politische Vorstösse hängig. Sie fordern mehr oder weniger offen, dass die Post keine weiteren Filialen schliessen darf.
Sind also die «Zugeständnisse», von denen Hurni spricht, ein rein taktisches Manöver? Ein Zückerchen, um Politiker ruhig zu stellen? Die Post stellt das in Abrede: «Ulrich Hurni spricht in seinem Referat davon, dass die Post einen Dialog mit Kantonen, Gemeinden und Politik führt», schreibt Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann. Und zwar nicht nur pro forma. «Die Post nimmt die vorgebrachten Anliegen ernst!»
Allerdings muss sich erst noch zeigen, ob die Vorschläge auch tatsächlich einem Bedürfnis entsprechen. «Das Angebot wird breiter. Der Kunde entscheidet am Schluss, welche Dienstleistungen er nutzen will», so Sprecherin Bühlmann.
Die Post wird also weiter zu kämpfen haben. Mit Politikern, aber auch mit dem eigenen Geschäft. Laut Hurnis Rede sind die Briefmengen weiter rückläufig. Damit sinken auch die Einnahmen. Der Druck auf die Poststellen aber steigt weiter. Entspannung beim gelben Riesen? Eher nicht.
2017 werden noch weniger Briefe verschickt. Das sagte Postmail-Chef Ulrich Hurni in seiner Rede vor Postkadern (siehe Text unten). «Der Mengenrückgang bei den Briefen hat sich in den letzten Monaten leider ein wenig verstärkt.» Ende Mai habe sich das Minus bei drei bis 3,5 Prozent stabilisiert. Schon 2016 betrug das Minus 3,5 Prozent, wobei in den Vorjahren jeweils rund ein Prozent weniger Briefe verschickt wurden. Gleichzeitig sorgt eine Massnahme der Post intern für Ärger. Die Mitarbeiter können nämlich wählen, ob sie ihren Lohnausweis nur noch elektronisch oder weiterhin per Brief zugeschickt bekommen wollen. «So schaffen wir uns selber ab», wettert ein Mitarbeiter gegenüber SonntagsBlick. Die Post erwidert: «Wir handhaben das Angebot intern wie extern nach dem Motto: physisch-digital. Der Kunde entscheidet.»
2017 werden noch weniger Briefe verschickt. Das sagte Postmail-Chef Ulrich Hurni in seiner Rede vor Postkadern (siehe Text unten). «Der Mengenrückgang bei den Briefen hat sich in den letzten Monaten leider ein wenig verstärkt.» Ende Mai habe sich das Minus bei drei bis 3,5 Prozent stabilisiert. Schon 2016 betrug das Minus 3,5 Prozent, wobei in den Vorjahren jeweils rund ein Prozent weniger Briefe verschickt wurden. Gleichzeitig sorgt eine Massnahme der Post intern für Ärger. Die Mitarbeiter können nämlich wählen, ob sie ihren Lohnausweis nur noch elektronisch oder weiterhin per Brief zugeschickt bekommen wollen. «So schaffen wir uns selber ab», wettert ein Mitarbeiter gegenüber SonntagsBlick. Die Post erwidert: «Wir handhaben das Angebot intern wie extern nach dem Motto: physisch-digital. Der Kunde entscheidet.»