Der Ärger begann für BLICK-Leserin Agate K.* aus Bösingen FR am 9. November. Seither trifft die Post erst gegen 12 Uhr bei ihr ein – statt spätestens um 9.30 Uhr.
Der gestresste Pöstler habe die Verspätung mit einem «neuen Regime der Post» begründet.
Die Direktion habe angeordnet, dass die jeweiligen täglichen Werbeflyer «zwingend» noch am selben Morgen sortiert, zusammengestellt und gleichentags mit der adressierten Post zugestellt werden müssen, zitiert K. ihren Pöstler.
Durch den Mehraufwand für die Sortierung entstünden den Kunden Verzögerungen von zwei bis vier Stunden – je nach Menge der Werbung, so der Pöstler.
«Das stört vor allem jene Kunden, die ihre Zeitung mit der Post erhalten», sagt K. zur verspäteten Zustellung.
Bisher wurden Werbeflyer nicht vor der Pöstler-Tour, sondern erst am Nachmittag sortiert und am Folgetag zugestellt – also einen Tag später als heute. K. stösst sich daran, «dass die Post unadressierter Werbung eine höhere Priorität einräumt als der raschen Zustellung von adressierter Post». Nur um den «Werbefirmen bei deren Akquise eine raschere Zustellung zusichern zu können».
BLICK konfrontierte die Post mit den Aussagen. Der gelbe Riese widerspricht: «Punkto Zustellfenster gibt es weder eine ‹Anordnung der Direktion› noch eine ‹Priorisierung der Werbefirmen› oder gar ‹eine Verzögerung der Zustellung von zwei bis vier Stunden›», sagt Sprecher Oliver Flüeler.
Man habe sich zum Ziel gesetzt, dass möglichst alle Haushalte bis spätestens am frühen Nachmittag sowohl mit adressierten als auch unadressierten Briefsendungen bedient werden.
«Es gibt und gab keine fixe individuelle Zustellzeit für den einzelnen Haushalt.» Eine Stellungnahme zur Region Bösingen von Leserin K. gab Flüeler nicht ab. Fragen zu Pilotprojekten punkto Spätzustellung liess er unbeantwortet.
Die Post machte zuletzt mit einem Aufruf an die Pöstler zum Kampf gegen die Stopp-Werbung-Kleber Schlagzeilen. Bei verblichenen Klebern sind Pöstler angewiesen, Werbung in die Briefkästen zu stecken.
Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, ist empört: «Dass sich wegen Werbesendungen die Postzustellung verzögert, ist inakzeptabel. Diesen Leistungsabbau kann sich nur ein Monopolist leisten.»