Bei einem Austritt aus der EU drohen Grossbritanniens Wirtschaft massive finanzielle Schäden und Arbeitsplatzverluste, ergab eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC im Auftrag des Industrieverbandes CBI. Bis zum Jahr 2020 könnten sich die Kosten auf 100 Milliarden Pfund (140 Milliarden Franken) summieren und 950'000 Jobs verloren gehen.
Die Einsparungen durch einen sogenannten Brexit würden von den negativen Folgen für Handel und Investitionen bei weitem zunichtegemacht, erklärte CBI-Geschäftsführerin Carolyn Fairbairn am Montag.
Dies lasse sich nicht vermeiden, selbst wenn Grossbritannien neue Handelsabkommen mit den früheren EU-Partnern aushandelt. «Selbst im besten Falle käme es zu einem gravierenden Schock für die britische Wirtschaft», resümiert Fairbairn.
Ein Austritt Grossbritanniens aus der EU würde einer weiteren Studie zufolge besonders die Banken in London hart treffen. Den Finanzinstituten drohe eine lange Periode der Unsicherheit, ergab eine am Montag vorgelegte Untersuchung der Anwaltskanzlei Clifford Chance im Auftrag des europäischen Finanzmarktverbandes AFME.
Zunächst seien die wirtschaftlichen Beziehungen des Landes zu den früheren EU-Partnern unklar. Das werde die Geschäftsplanungen der Marktteilnehmer beeinflussen. «Auf Banken und Investmentfirmen kommen infolge neuer Beschränkungen für grenzüberschreitende Geschäfte wahrscheinlich deutliche nachteilige Folgen zu», konstatieren die Autoren.
Viele internationale Grossbanken wie JPMorgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs haben ihre Europa-Zentrale in London. Im Falle eines «Brexits» würden sie ihre über EU-Gesetze geregelten Geschäftsmöglichkeiten in anderen europäischen Ländern verlieren. Die Frage ist, wie schnell sich dieses Problem durch neue Handelsvereinbarungen Grossbritanniens beheben lässt.
Die Briten stimmen am 23. Juni über ihren Verbleib in der Europäischen Union ab. Umfragen zufolge sind die Ansichten gespalten. Der Anteil der EU-Befürworter liegt wie der der Gegner bei etwa 40 Prozent, der Rest ist unentschlossen.