Brauer AB Inbev blitzt bei Konkurrenten ab
100 Mrd sind SABMiller zu wenig

Leuven/London – Dem Brauereikonzern SABMiller ist das 100 milliardenschwere Übernahmeangebot des Konkurrenten AB Inbev noch immer nicht genug.
Publiziert: 07.10.2015 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 00:48 Uhr

Der weltgrösste Bierkonzern AB Inbev hatte im September offiziell seine Kaufabsichten für SABMiller bekundet. Seither hat SABMiller dem Branchenprimus zufolge bereits zwei Offerten in Höhe von 38 und 40 Pfund pro Aktie abgelehnt. Diese Angebote entsprechen einem Gesamtbetrag von umgerechnet 91 beziehungsweise 96 Milliarden Franken.

Doch auch das jüngste Angebot von 42,15 Pfund pro Aktie lehnte der Verwaltungsrat des britischen Konzerns ab. Damit hätte AB Inbev 68,2 Milliarden Pfund (umgerechnet 100 Milliarden Franken) für SABMiller auf den Tisch gelegt. Der Brauereikonzern werde mit dem Angebot deutlich unterbewertet, teilte SABMiller am Mittwoch mit.

SABMiller sei «das Juwel in der weltweiten Brauindustrie», hatte der Konzern bereits zuvor geantwortet. AB InBev brauche SABMiller, habe in seinem Angebot aber nur «opportunistische Vorschläge unter Bedingungen gemacht».

Damit stellt sich die Mehrheit der Verwaltungsratsmitglieder gegen die Vertreter von Grossaktionär Altria, der die Offerte zuvor begrüsst hatte. Der für die Marke Marlboro bekannte US-Tabakkonzern teilte mit, die Übernahmepläne zu unterstützen und am neuen Konzern beteiligt bleiben zu wollen. Altria hielt zuletzt 26,6 Prozent der SABMiller-Anteile und forderte den Verwaltungsrat auf, zügig zu handeln und dem Angebot zuzustimmen.

AB Inbev hatte die Grossaktionäre neben dem höheren Angebot damit gelockt, dass diese einen Teil des Kaufpreises in Aktien erhalten und so am möglichen neuen Braugiganten beteiligt bleiben können.

Noch einmal hatte AB Inbev für eine «wahrhaft globale Brauerei» geworben, die mit der Übernahme entstünde. Beide Unternehmen zusammen würden Geschäfte «auf praktisch jedem wichtigen Bier-Absatzmarkt machen», auch in Wachstumsregionen wie Afrika, Asien, Zentral- und Südamerika.

SABMiller ist vor allem im afrikanischen und asiatisch-pazifischen Raum stark, AB Inbev in Mittel- und Südamerika. Überschneidungen gibt es in den USA und China. In der Schweiz haben beide Konzerne keine Brauereien.

Ein Kauf von SABMiller durch AB Inbev wäre eine der grössten Übernahmen in der Wirtschaftsgeschichte. AB-Marken wie Corona, Budweiser und Stella Artois kämen unter ein Dach mit bekannten SAB-Namen wie Foster's, Pilsner Urquell und Miller. Knapp jedes dritte Bier weltweit käme aus den Braukesseln des neuen Konzerns.

Der Druck in der Branche ist gross: In den Industrieländern geht der Bierdurst zurück, nur durch Zukäufe kommen die grossen Unternehmen noch zu Wachstum. Die Konzentration auf dem weltweiten Biermarkt nimmt seit Jahren zu. Die vier grössten Brauereikonzerne - nach AB InBev und SABMiller kommen Heineken und Carlsberg - kontrollieren die Hälfte des Marktes.

Bis es zu einer Fusion kommen könnte, hätten die beiden grössten Konzerne aber noch einige Hürden zu überwinden: Unter anderem in den USA müsste AB Inbev vermutlich Unternehmensteile abgeben, damit der Deal auch den Segen der Wettbewerbshütern erhält.

Als Leidtragender eines Zusammenschlusses der beiden Platzhirsche gilt vor allem der bisher Drittplatzierte Heineken, dem in der Schweiz unter anderem Eichhof und Calanda gehören.

Die Niederländer kaufen nun ihrerseits dem britischen Spirituosenkonzern Diageo Teile seines Biergeschäfts ab. Für mehrere Beteiligungen bezahlt der Brauer insgesamt 696 Millionen Euro. Heineken baue damit sein Standbein in Märkten wie Südostasien und der Karibik aus, teilte der Konzern am Mittwoch mit.

Heineken erwirbt Diageos Mehrheitsanteil an dem jamaikanischen Getränkeunternehmen D&G, dem unter anderem die Bier-Marken Red Stripe und Dragon gehören. Zudem kaufen die Niederländer Diageo aus dem bisher gemeinsam gehaltenen Bierunternehmen GAPL heraus, das in Malaysia und Singapur Marken wie Tiger, Anchor oder auch Guinness vertreibt. (SDA)

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