Bluewin passt E-Mail-Dienst an
Wer keine Werbung will, muss zahlen

Das beliebte Bluewin E-Mail von Swisscom war bislang gratis. Neu flutet Besitzerin Swisscom den Dienst mit Werbung – sogar im Posteingang. Wer das nicht will, muss zahlen.
Publiziert: 05.09.2022 um 20:13 Uhr
|
Aktualisiert: 06.09.2022 um 09:29 Uhr
1/5
Beim E-Mail-Dienst der Swisscom-Tochter Bluewin hat sich einiges geändert.
Foto: keystone-sda.ch
Christian Kolbe

Für die jüngeren E-Mail-Nutzerinnen und -Nutzer ist es ein Ärger, für die Älteren ein weiterer Faktor der Verunsicherung. Das beliebte Webmail der Swisscom-Tochter Bluewin gibt es nicht mehr umsonst. Entweder kostet es Aufmerksamkeit oder Zeit, um die Werbebanner und Werbemails wegzuklicken, oder man bezahlt für den bisher kostenlosen Dienst, damit er werbefrei bleibt.

Diese Änderung hat Bluewin seit Ende August eingeführt. Die Swisscom begründet den Schritt damit, dass das Unternehmen so in der Lage sei, die bisherigen «Bluewin-Mail-Angebote-Light und -Classic weiterhin kostenlos anzubieten und weiterentwickeln» zu können.

Anrufe an die Söhne

Neu ändert sich folgendes bei Gratis-Abos: Werbebanner erscheinen oben auf der Seite des Webmail-Dienstes, fressen rund die Hälfte des Platzes, der bislang für den Posteingang zur Verfügung stand. Im besten Fall heisst das: Viel mehr nach unten scrollen. Zudem erscheinen Werbemails direkt im Posteingang, adressiert an die Nutzerin oder den Nutzer, grau unterlegt und nicht wegklickbar. Und diese unerwünschten Werbemails landen wohl auch nicht im Spamordner.

Während das Ende des werbefreien Webmails die einen vor allem nervt, so sorgt es bei älteren Benutzern für grosse Verunsicherung. Eine 85-jährige Blick-Leserin ruft regelmässig ihre Söhne an, wenn sie E-Mails von einem unbekannten Absender oder einer Firma, mit der sie nichts zu tun hat, bekommt. Diese Anrufe dürften sich in nächster Zeit noch häufen.

Werbung zugestimmt

Mit den neuen Diensten macht die Swisscom so oder so Geld: Entweder durch Werbung für Dritte, oder durch den Verkauf von werbefreien Abos.

Viel dagegen tun kann man nicht. Denn mit dem Abschluss eines Webmail-Abos haben die Nutzerinnen und Nutzer den Angebotsbedingungen der Swisscom zugestimmt. Dort heisst es unter Punkt 3.6 «Werbung», dass Swisscom Werbung auch von Dritten zustellen darf.

«Um das wieder rückgängig zu machen, muss man schon ganz genau wissen, wo man diese Weitergabe widerrufen kann», sagt Sara Stalder (55) von der Stiftung für Konsumentenschutz. «Das braucht einige PC-Kenntnisse.» Kenntnisse, die gerade älteren Menschen fehlen.

Anleitung zur Umgehung

Fast scheint es so, als hätte die Swisscom ein schlechtes Gewissen. Denn mit dem E-Mail, das die Änderung ankündigt, werden auch Tipps gegeben, wie man der Werbeflut in Zukunft ausweichen kann. Indem man zahlt – oder aber das Bluewin-E-Mail über ein E-Mail-Programm laufen lässt und nicht als Webmail. Auch eine ausführliche Anleitung dazu findet sich auf der Swisscom-Seite. So verschwinden wenigstens die nervigen Werbebanner.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.