Blockchain-Transparenz beim WWF
Frische Fische werden gechippt

Der WWF chippt jetzt frische Fische. Damit will er die Transparenz über deren Herkunft und jeden einzelnen Verarbeitungsschritt garantieren.
Publiziert: 28.01.2019 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2019 um 16:44 Uhr
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Direkt nach dem Köpfen wird der Fisch gechippt.
Foto: ZVG
Konrad Staehelin
Konrad StaehelinWirtschafts-Redaktor

Wer im Internet Schuhe bestellt, erhält heute bei den meisten Versandhäusern einen Code. Damit kann er die Stationen des Pakets nachverfolgen. Wann es abgeschickt wird. Wo es den Zoll passiert. Und wann der Pöstler voraussichtlich an der Haustür klingeln wird.

So ähnlich funktioniert das jetzt auch mit Fisch. Davos, WEF, am Donnerstagabend: In einem Event-Zelt, das vom WWF angemietet wurde, hält Ex-US-Vizepräsident Al Gore (70) eine Rede zur Umwelt-katastrophe.

Der Schwarze Seehecht, den seine Zuhörer essen, vom anderen Ende der Welt, aus den Gewässern rund um die Heard-Insel, die zum australischen Antarktis-Territorium gehört. Distanz nach Davos: 12'640 Kilometer.

Vom Fang bis auf den Teller

Warum die WWF-Gäste all das genau wissen? Sie sehen es auf ihren Handy-Bildschirmen. Zum Fisch haben sie einen QR-Code erhalten. Wenn sie den abfotografieren, sehen sie die Geschichte des Filets. Wie beim Schuhkarton aus dem Internet. 

Das Ganze funktioniert, weil der WWF eine Firma gegründet hat, mit der er die Transparenz von Warenketten erhöhen will. Sie heisst OpenSC. Ihr erstes Projekt: Den Weg des gefangenen Fisches vom Fang bis auf den Teller des Konsumenten zu dokumentieren.

Ein GPS-Ortungssender am Schiff stellt sicher, dass nicht in Schutzgebieten gefischt wird. Kaum ist der Fisch an Bord des Schiffs und geköpft, bohrt ihm ein Seemann einen Chip ins Fleisch. Dieser wird bei jedem weiteren Verarbeitungsschritt elektronisch registriert, bis der Fisch in der australischen Hafenmetropole Perth zum Filetieren bereit ist. Ab dann besitzt jede Verpackung zur Rückverfolgung einen QR-Code.

Gespeichert wird alles im Internet. Das Zauberwort heisst Blockchain. Das bedeutet, dass die Informationen nicht nur an einem Ort gesichert werden, wo eine Manipulation möglich wäre, sondern auf verschiedenen Rechnern.

Braucht es das auch noch?

«Wir wollen Transparenz bieten, sodass jeder Produktionsschritt verfolgt werden kann, denn Transparenz ist eine Voraussetzung für Nachhaltigkeit», sagt Thomas Vellacott (47), CEO von WWF Schweiz und Teil der zuständigen Projektgruppe bei WWF International. «Aktuell herrscht für viele Abnehmer und Konsumenten noch eine grosse Unsicherheit über einzelne Glieder der Warenkette.»

Aber es gibt doch schon Label dafür, für Fische zum Beispiel MSC? «Ja, und Labels bleiben wichtig. Aber erstens erlaubt OpenSC in Ergänzung zu einer MSC-Zertifizierung eine lückenlosere Überprüfung der Warenkette, als dies mit den bisher angewandten Stichproben möglich ist», sagt Vellacott. «Zweitens soll unsere automatisierte Methode günstiger sein, was mehr Menschen den Konsum von nachhaltigen Produkten ermöglicht.»

Bis es in der Schweiz so weit ist, dauert es allerdings noch. Vellacott: «Wir haben in Australien bewiesen, dass es funktioniert. Jetzt suchen wir Investoren und Partnerfirmen, um das Projekt grösser auszurollen.» Das bedeutet nicht nur eine Ausweitung auf den Rest der Welt. «Es besteht auch das Interesse, das System auf Güter wie Rindfleisch oder Palmöl auszudehnen.»

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