«Das rechtspopulistische Bündnis ist gefährlich»
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Matteo Renzi im Interview:«Das rechtspopulistische Bündnis ist gefährlich»

BLICK trifft Italiens Ex-Premier Matteo Renzi in Interlaken BE
«Die Populisten wollen Europa zerstören»

Matteo Renzi ist der Stargast am ersten Tag des Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken BE. BLICK hat den glühenden Europäer zum Interview getroffen. Er warnt vor den Populisten, die Europa zerstören wollen.
Publiziert: 23.05.2019 um 23:18 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:08 Uhr
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Sorgt immer wieder für Lacher: Der ehemalige italienische Premierminister Matteo Renzi ist der Stargast ...
Foto: Keystone
Interview: Christian Kolbe

Während wir darüber rätseln, wie genau ein italienischer Senator anzusprechen wäre, streckt uns Matteo Renzi (44) die Hand entgegen, begrüsst uns mit Vornamen und sagt: «Hallo, ich bin Matteo.» Am Rande des Swiss Economic Forum (SEF) beginnt so ein abwechslungsreiches Gespräch über Populismus, Europa und die Schweiz. Der ehemalige italienische Premier ist der Stargast am gestrigen Eröffnungstag des SEF 2019, dem Jahrestreffen der Schweizer Wirtschaft in Interlaken. 

BLICK: Letzten Samstag gab es ein grosses Treffen populistischer Parteien in Mailand. Ist der Populismus eine Gefahr für Europa?
Matteo Renzi:
Zum ersten Mal in der Geschichte Europas gibt es eine Allianz von populistischen Parteien, angeführt von Matteo Salvini und Marine Le Pen. Diese Allianz ist sehr gefährlich, weil sie das Falsche für Europa tut.

Was heisst das konkret?
Europa braucht Veränderung. Doch diese Allianz will Europa nicht verändern, die Populisten wollen Europa zerstören. Sie wollen das Ende der EU. Das ist ein riesiger Fehler.

Der Reformer Renzi

Matteo Renzi (44) war von Februar 2014 bis Dezember 2016 italienischer Premierminister, davor war er Bürgermeister von Florenz. 2011 wurde er zum besten Bürgermeister Italiens gewählt. Mit grossem Elan wollte er Italien reformieren, versprach zum Amtsantritt «jeden Monat eine Reform». Renzi gehört dem Partito Democratico (PD) an. Der Jurist ist mit einer Lehrerin verheiratet und Vater von drei Kindern. 

Matteo Renzi (44) war von Februar 2014 bis Dezember 2016 italienischer Premierminister, davor war er Bürgermeister von Florenz. 2011 wurde er zum besten Bürgermeister Italiens gewählt. Mit grossem Elan wollte er Italien reformieren, versprach zum Amtsantritt «jeden Monat eine Reform». Renzi gehört dem Partito Democratico (PD) an. Der Jurist ist mit einer Lehrerin verheiratet und Vater von drei Kindern. 

Wie stark ist denn diese Bewegung?
Man sollte die Populisten nicht überschätzen. Die meisten Umfragen zu den Europawahlen rechnen mit 15 Prozent Wähleranteil. Das heisst, auch im neuen Europa-Parlament wird die grosse Mehrheit der Abgeordneten hinter Europa stehen.

Machen Sie jetzt auf Zweckoptimismus?
Nein! Populisten sind nur stark, solange sie in der Opposition sind. Während Matteo Salvini von der Lega und die 5-Sterne-Bewegung in der Opposition waren, haben sie einen steilen Aufstieg hingelegt. Doch seit sie an der Regierung sind, passiert nichts mehr, die Reformen bleiben aus. Der Populismus ist eine Welle, die über Europa rollt. Doch wie jede Welle wird sie brechen – und das schon bald.

Gibt es andere Risiken für die EU?
Ein Risiko ist, dass viele Politiker nicht begreifen, dass die EU sich verändern muss. Auch ausufernde Bürokratie oder die vielen, zum Teil idiotischen Regeln sind Risiken. Wir brauchen keinen Umbruch, wir brauchen eine wirkliche Veränderung der EU. Es ist Zeit für das Europa der Söhne, das Europa der Väter hat ausgedient!

Grosse Europäer sind im Moment Mangelware. Wer soll denn diese Veränderungen ermöglichen? 
Die Voraussetzungen, um Europa in die Zukunft zu führen, sind tatsächlich schlechter als vor fünf Jahren. Damals galt Angela Merkel als mächtigste Frau der Welt. Heute fehlt es an Führungspersönlichkeiten. Der französische Präsident Emmanuel Macron könnte eine bedeutende Rolle spielen. Trotz der Proteste der Gelbwesten ist Macron einer der stärksten Politiker in Europa. 

Was ist mit Ihnen? Planen Sie ein politisches Comeback?
Nein, sicher nicht. Ich bin zu wenig diplomatisch, um in den europäischen Institutionen zu dienen. Doch in nächster Zeit werden fünf Top-Jobs in der EU neu besetzt. Unter anderem wird es neue Präsidenten der Kommission und des Parlaments geben.

Eine Chance für die Schweiz?
Die Schweiz und Europa müssen ihre Beziehungen weiter vertiefen. Darüber habe ich heute mit Bundespräsident Ueli Maurer gesprochen. Es bleibt noch viel zu tun, es geht ja nicht nur um die Wirtschaft oder den Austausch von Arbeitskräften. All diese Personalwechsel in Europa, das ist eine Chance, die Beziehungen zur Schweiz auf eine neue Ebene zu bringen.

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