BLICK-Reporter Ulrich Rotzinger testet den Domo-Fernbus
«Mehr Beinfreiheit als im Flugzeug»

Am Donnerstag um 5.50 Uhr hat BLICK den neuen Domo-Fernbus für eine erste Testfahrt nach Genf bestiegen. Fazit: Die Reise ist bequemer als gedacht.
Publiziert: 15.06.2017 um 08:36 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:29 Uhr
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Bequem und günstig: BLICK-Reporter Rotzinger im Domo-Fernbus.
Foto: Ulrich Rotzinger
Ulrich Rotzinger

Bahnhof St. Gallen, Lagerstrasse: Der Mausgraue Swiss-Express rollt an. Glänzender Lack, kein einziger Mückenschiss auf den Scheiben, der Buschauffeur herausgeputzt in Anzug und Krawatte.

Es ist 5.30 Uhr. Die Ostschweiz schläft noch. Auf dem SBB-Perron neben an noch keine Menschenseele. Fahrgäste sind noch keine auszumachen. Insgesamt 120 Personen haben sich angemeldet, diesen Fernbus-Testlauf heute mitzumachen. Zwei zusätzliche Testfahrten innerhalb der Schweiz finden kommende Woche statt.

Heute Donnerstag geht es strikt nach Fahrplan von St. Gallen nach Genf – mit Zwischenhalten etwa in Winterthur, Flughafen in Kloten, Solothurn, Biel oder Lausanne. Auch BLICK ist mit an Bord. Später in Zürich steigt neben weiteren Fahrgästen auch ein Team des Schweizer Fernsehens hinzu.

Mit dabei bei der Testfahrt: Patrick Angehrn (40), Leiter Linienbusverkehr vom Swiss-Express-Anbieter Domo Reisen: «Das Interesse der Bevölkerung an unseren Fernbus-Testfahrten ist gross», sagt Angehrn. Gewisse Teilstrecken seien auf der heutigen Fahrt sogar ausgebucht. Er sei gespannt, ob alle Fahrgäste auch tatsächlich erscheinen. 

Um 5.55 Uhr rollt der Fernbus endlich los. «Herzlich Willkommen da im Fernbus von Domo. Einen guten Tag», begrüsst der Schweizer Chauffeur die Insassen. 

Währenddessen wandert der Blick der Fahrgäste im Bus herum. Wo ist denn nur der Müllkübel, um die Sandwichverpackung loszuwerden?

Sitzabstand besser als im Flugzeug

Der erste Eindruck nach knapp einstündiger Fahrt: Bequeme Ledersitze, Beinfreiheit grösser als im Flugzeug, Klapptischchen – alles was man sonst von Fahrten mit dem deutschen Fernbus Flixbus kennt.

Die ersten Halte verlaufen reibungslos. Mittlerweile sind eine Handvoll Personen im Bus. Es geht weiter auf der Autobahn in Richtung Zürich. Jetzt wird auch der Autoverkehr zunehmend dichter.

Das Fernbus-Unternehmen aus Glattbrugg ZH will als erster Schweizer Anbieter täglich nationale Fernbus-Strecken quer durch die Schweiz befahren. Deswegen hat es Anfang Jahr Gesuche für drei inländische Verbindungen beim Bundesamt für Verkehr BAV gestellt (BLICK berichtete). Im Sommer soll der Konzessions-Entscheid für einen täglichen Fernbusbetrieb fallen.

Die Beinfreiheit ist grosszügig.

Aggressive Preise für nationale Verbindungen

Im Doppelstöcker mit insgesamt 69 Sitzplätzen (davon 10 in der 1. Klasse) liegen Verkaufsprospekt mit Routen und Fahrplänen aus. Daraus geht hervor, dass der Domo-Swiss-Express ab 9. Dezember 2017 täglich nationale Fernbusfahrten anbieten will. Das Unternehmen scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass er grünes Licht vom BAV erhält. «Alles andere wäre eine Überraschung für uns», sagt Angehrn im Vorbeigehen darauf angesprochen. 

Die Preise in den Prospekten sind aggressiv: Zürich – Bern gibts ab 12, Basel – Zürich schon ab 9 Franken pro Platz und Weg. Die Fahrt von St. Gallen nach Genf schlägt mit 59 Franken zu Buche (2. Klasse). Mit Halbtax sind es 29.50 Franken.

WiFi funktioniert ohne Unterbrüche

Im Preis inbegriffen ist Wlan. Die Verbindung mit dem Internet ist solide, wenn auch nicht in gewohnter Geschwindigkeit. Strom fürs Laptop oder Handy gibt’s aus der Steckdose neben den Sitzen.

Die Bahn kann bei diesen Preisen nicht mithalten: Die SBB verlangen für diese Strecke 109 Franken (2. Klasse ohne Halbtax), mit Vergünstigung sind es 54.50 Franken. Sparbillette sind oft schnell vergriffen. Grosses Plus der Bahn jedoch: die Zeitersparnis St. Gallen – Genf beträgt 2 Stunden gegenüber dem Domo-Fernbus.

Das dürfe ruhig so sein, sagt Angehrn. Der Anbieter spricht Kunden an, denen die finanzielle Ersparnis wichtiger ist als der Zeitfaktor. Damit es sich auch für Domo lohnt, müssen die Fernbusse allerdings mindestens zu 50 Prozent ausgelastet sein: «Wir haben die Preise gut durchgerechnet», sagte Angehrn. «Stimmt die Auslastung, verdienen wir trotz Schweizer Löhnen und Abgaben.»

Peter Glättli schätzt das Angebot.

Peter Glättli aus dem Zürcher Unterland freut sich auf das neue Fernbus-Angebot: «Ich find's toll, dass ein Schweizer Unternehmen hinter dem neuen Angebot steht.»

Am heutigen Tag verdient Domo noch keinen Rappen. Die Test-Fahrgäste dürfen als Dankeschön für die Testteilnahme gratis reisen.

+++ Die Testfahrt im Video gibt es gegen Nachmittag auf Blick.ch +++

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