Ich bin kein Camping-Fan. Harter Boden, kein richtiges Bad, nicht einmal eine Steckdose zum Aufladen meines Smartphones gibts. Doch ein Freund erzählte mir von einem Angebot, das mich zu einem Experiment verleitete: Das Balmers Hostel in Matten bei Interlaken bietet seit diesem Jahr Übernachtungen in Hängematten an. Und zwar für schlappe fünf Franken die Nacht.
Im Preis inbegriffen sind sogar eine Leselampe, eine Steckdose und die Nutzung des Gemeinschaftsbads. Und das auf der Hochpreisinsel Schweiz. Wo ist da bloss der Haken? Vor dem Hostel angekommen, zeigt sich mir ein Bild von Schweizer Idylle. Fähnchen, Chalet-Bau und viele Schweizer Kreuze. Draussen tummeln sich Jugendliche mit Durchschnittsalter 21. Alle sprechen englisch, viele sind Asiaten.
Die Attraktion und der Preis machens aus
Einen Fünfliber und 2.80 Franken Kurtaxe später stehe ich im ehemaligen Schuppen, wo neun Hängematten Platz finden. Die Aussenwand besteht aus Holzlatten, zwischen denen die drückend warme Sommerluft hineinströmt. Der Boden ist mit einem Rasenteppich ausgelegt. Die angemalten Wände simulieren einen Wald.
In einer Hängematte liegt Nelson (25). Er kommt aus Arizona USA und macht mit seiner Schwester Annalise (23) eine Europatour. «Ich werde heute das dritte Mal hier schlafen», sagt er locker. «Die Berge und die leisen Geräusche aus dem Dorf entspannen mich.»
Ein wenig später stösst die Deutsche Verena (28) dazu. Die aus Hildesheim stammende Pilgerin befindet sich gerade auf einem Jakobsweg mit Ziel Spanien. «Eigentlich wollte ich im Stroh übernachten. Doch das Tourismusbüro fand kein Angebot dazu. Dafür erzählten sie mir von Balmers Hängemattenraum. Das fand ich eine total schöne Idee. Und was kann man für fünf Franken schon gross falsch machen?»
Der 21-jährige Anjaewon aus Südkorea ist einfach froh, kann er so günstig in der Schweiz übernachten. «Es ist ja wie Camping, einfach spezieller.» Ich lege mich mal probehalber hin. Passt wie angegossen, denke ich. Optimismus kommt auf.
Der Trick mit der Suchmaschine
Unten an der Rezeption treffe ich die Geschäftsführerinnen Fabienne (35) und Carmen (32) Balmer. Sie übernahmen das Hostel von ihrem Vater Erich (71). Er wolle zwar im Hintergrund bleiben. Doch den Betrieb prägt der Backpacker-Pionier weiterhin. So stammt auch der Hängemattenraum aus seiner Ideenkiste.
«In der Schweiz musst du teuer, billig oder anders sein, um zu bestehen. Der Hängemattenraum ist ein Mix aus billig und anders», erklärt Balmer Senior. Hinter dem Spottpreis steckt aber auch ein Bubentrickli: «Wir wollen bei Suchmaschinen für Hostels zuoberst erscheinen. Da viele die Ergebnisse nach Preis ordnen, mussten wir also das günstigste Angebot schaffen. Das haben wir jetzt», verrät Tochter Fabienne.
Am Fünflieber verdienten sie zwar nichts. «Doch das Wichtigste ist, den Gast nach Interlaken zu holen», betont Balmer Senior. «Unsere Gäste kommen für Canyoning, River Rafting, Paraglyding. Mit solchen Aktivitäten verdienen wir Geld. Dank Vermittlerprämien und Beteiligungen.» Wer heute nicht auf solche Gesamtpakete setzt, bestehe in schwierigen Zeiten nur schwer, sagt er.
Keinen Schlaf, keine Schmerzen
Die Nacht bricht ein. Schlafenszeit. Ich schlängle mich um Hängematten herum, in denen andere Gäste schon schlafen, kraksle in meine hinein und versuche, eine ideale Schlafposition zu finden. Doch im Tuch drin ist meine Bewegungsfreiheit winzig. Es hängt zudem durch, weshalb ich mit hochgelagerten Beinen daliege. Mein Schlaf hält jeweils nur wenige Minuten. Hämisch schlafen alle anderen wie Babys.
Gegen drei Uhr beginnt es zu schütten. Die Luft kühlt ab. Camping-Profis wie Verena haben natürlich einen Schlafsack dabei. Nicht so ich. Ich hole mir eine Wolldecke zu Hilfe. Mit winzigen Drehungen nach links und rechts suche ich weiter nach einer Lage, die mich einschlafen lässt. Gegen sechs Uhr morgens, als die Sonne aufgeht, schaffe ich es endlich. Die zwei Stunden Schlaf bis zum Frühstück nützen mir aber nicht mehr viel.
Weh tut mir am nächsten Tag zwar nichts. Doch da mir das Portemonnaie genauso wenig weh tut, nehme ich diese Nacht als Abenteuer-Trip in meinen Erfahrungsschatz auf und belasse es bei diesem einen Mal.
Die Hängematte sollte nicht zu sehr durchhängen, sonst liegt man selbst in einer geknickten Haltung. Legt man sich quer in die Matte, sodass der Kopf leicht auf der einen und die Beine auf der anderen Seite herausragen, erreicht man eine flachere Liegeposition. Wer nur auf dem Bauch schlafen kann, für den ist die Hängematte nichts. Höchstens eine leichte Drehung nach links oder rechts liegt drin. So kann man auch die Beine leicht anziehen. Wer eine weichere Unterlage braucht, kann in einem Schlafsack schlafen oder Wolldecken auslegen.
Die Hängematte sollte nicht zu sehr durchhängen, sonst liegt man selbst in einer geknickten Haltung. Legt man sich quer in die Matte, sodass der Kopf leicht auf der einen und die Beine auf der anderen Seite herausragen, erreicht man eine flachere Liegeposition. Wer nur auf dem Bauch schlafen kann, für den ist die Hängematte nichts. Höchstens eine leichte Drehung nach links oder rechts liegt drin. So kann man auch die Beine leicht anziehen. Wer eine weichere Unterlage braucht, kann in einem Schlafsack schlafen oder Wolldecken auslegen.