Bereits heute Morgen stiess ich an meine Grenzen. Billett der Zürcher Verkehrsbetriebe VBZ mit Bitcoins bezahlen: Fehlanzeige. So stapfte ich gezwungenermassen eine geschlagene Stunde durch das morgendliche Schneegestöber Richtung Arbeit.
Die VBZ sagt dazu: «Bitcoins werden wir wohl auch in naher Zukunft als Zahlungsmittel nicht akzeptieren.»
Gleiches bei den SBB: Sie ermöglichen es ihren Kunden zwar, an den Billettautomaten Bitcoins zu kaufen. Über 6000 Kunden haben dieses Angebot laut SBB bereits genutzt. Billetts oder Abos mit Bitcoins erstehen ist aber auch bei den SBB in absehbarer Zeit nicht möglich.
Kafi und Gipfeli – der Magen bleibt leer
Ebenfalls Fehlanzeige: Kafi und Gipfeli. Bei meinem Lieblingsbäcker im Niederdorf ging ich leer aus. Ich erntete lediglich einen ungläubigen Blick, als ich mein Smartphone zückte, um die Rechnung mit Bitcoins zu begleichen. «Bit-was? Nein, das machen wir nicht», sagt die Angestellte.
Und was serviere ich heute Abend meinen Gästen? Bis jetzt nichts. Das Pizza-Essen fällt wohl ins Wasser, da die Migros meine Bitcoins nicht will. Ebenso kein Glück ist mir bei Coop, Aldi und Lidl beschieden. Ausser den gängigen Zahlungsmitteln akzeptieren die Detailhändler keine Kryptowährungen.
Hohe Gebühren für Transaktionen
Auffallend sind die hohen Transaktionsgebühren beim Bezug von Bitcoins. An den SBB-Automaten bewegen sie sich bei sechs Prozent. Bei den Automaten von Bitcoin Suisse werden fünf Prozent Transaktionsgebühren erhoben. Hinzu kommen Gebühren des Bitcoin-Systems und der Wechselkurs.
Für 100 Franken erhielt ich demnach lediglich 79,87 Franken in Bitcoins. Das sind mehr als 20 Prozent Gebühren, die beim Kauf anfallen. Verkaufe ich meine Bitcoins wieder, lege ich abermals 20 Prozent Gebühren hin. Ohne massive Kursgewinne wie in den letzten Wochen wäre der Kauf von Bitcoins stets ein Verlustgeschäft.
«Die Ursache für die störend hohen Gebühren liegt in der zu geringen Rechenkapazität. Sie reicht nicht mehr aus, um die vielen Bitcoin-Transaktionen zeitig auszuführen», sagt Luzius Meisser von Bitcoin Suisse. Deswegen sei man gezwungen, immer höhere Gebühren an die Miner zu zahlen, damit die eigene Bitcoin-Überweisung zeitnah abgewickelt werde. «Das ist gut für die Miner, schlecht für die Bitcoin-Nutzer», sagt Meisser.
Miners werden mit Bitcoins belohnt
Bitcoins und andere Kryptowährungen werden nicht durch Notenbanken wie die Schweizerische Nationalbank (SNB), sondern durch sogenanntes Mining generiert. Bei diesem Prozess versuchen die Miner (englisch für Mineure), mit äusserst komplizierten Berechnungen einzelne Bitcoin-Blöcke zu «schürfen». Für die eingebrachten Rechenleistungen werden die Miner mit Bitcoins belohnt.
«Dies führt dazu, dass Bitcoin zum digitalen Gold verkommt und immer seltener als Zahlungsmittel verwendet wird. Diese Funktion übernehmen zunehmend andere Kryptowährungen», sagt Meisser.