BLICK macht den Vergleich: Das billigste Schweizer Bier kostet nur 50 Rappen!
Grosser Durst, kleiner Preis

Landi geht bei den Bierpreisen unten rein. Kleine Brauereien schütteln ab der Preise den Kopf. Das Blaue Kreuz kritisiert die Dumping-Angebote und verlangt einen Mindestpreis.
Publiziert: 11.06.2018 um 18:58 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:30 Uhr
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Im Laden merkt man nichts von der Konkurrenz: Die Landi-Eigenmarke Farmer und Feldschlösschen werden nebeneinander angeboten.
Foto: Patrik Berger
Patrik Berger

Der Schweizer Biermarkt ist in Bewegung! Seit kurzem bietet mit Lidl auch der zweite deutsche Discounter die Feldschlösschen-Dose (0,5 Liter) an, für 1.74 Franken wie Aldi. Bei Landi kostet die blaue Büchse 1.65 Franken. Bei Denner und Coop steht sie für 1.80 Franken im Regal. Auch beim Billigbier unterbieten sich die Detailhändler mit Tiefstpreisen. Im Moment hat Landi die Nase vorn, die 0,5-Liter-Dose Eichbaum Landbier einer Mannheimer Brauerei kostet 45 Rappen. Bei Aldi und Lidl gibts die Import-Hülse für 48 Rappen. Rechnen sich solche Preise überhaupt? Und was ist eigentlich der faire Preis für einen halben Liter Dosenbier?

Die Branche schweigt

Das scheint eine heikle Frage zu sein. Hersteller und Detailhändler lassen sich nicht in die Karten blicken. Sogar Branchenprimus Feldschlösschen will sich auf Anfrage nicht zur Preisgestaltung und zur Zahl der verkauften Dosen äussern. Er verweist auf die Verkäufer. Und die schweigen. Selbst kleinere Brauereien mauern. Nur Landi lässt sich in die Bücher schauen. Zehn Millionen Dosen der Eigenmarke Farmer verkauft Landi pro Jahr, Tendenz steigend. «In den letzten Jahren konnten wir jeweils um mindestens fünf Prozent zulegen», sagt Simon Gfeller zu BLICK. Er ist bei Landi Leiter im Marketing und Verkauf. Und er gibt offen zu: «50 Rappen sind ein fairer Preis für einen halben Liter Schweizer Bier.» Damit ist Farmer das billigste in der Schweiz gebraute Lager.

Pro Jahr verkauft Landi rund zehn Millionen Dosen seiner Eigenmarke Farmer.
Foto: PD

«Farmer ist kein Lockvogelangebot»

Und doch verdiene selbst bei diesem Preis auch der Lieferant noch etwas. «Farmer ist kein Lockvogelangebot», behauptet Gfeller. «Mit Farmer sind wir weniger abhängig von den grossen Marken, die uns alle zwei, drei Jahre mit Preiserhöhungen konfrontieren.» Möglich mache dies ein langjähriger Deal mit Ramseier Suisse in Hochdorf LU, wo Farmer abgefüllt wird. Zudem habe man ein schlankes Marketing und eine vernünftige Marge. Bei der Konkurrenz sorgt Landis Preisgestaltung für Kopfschütteln. «Mit 50 Rappen könnten wir nicht einmal unsere Selbstkosten decken», sagt Aurèle Meyer von der Brauerei Locher in Appenzell zu BLICK. «Unsere Preise basieren auf den für uns relevanten Kosten», so der Quöllfrisch-Mann.

«1.50 Franken wären akzeptabel»

Beim Blauen Kreuz, der Organisation für Alkohol- und Suchtfragen, hat man genaue Vorstellungen, was ein Bier kosten soll. «Ein Preis von 1.50 Franken wäre akzeptabel», sagt Sprecher Philipp Frei. Damit wäre Bier immer noch kein Luxusprodukt. «Aber man würde ein starkes Zeichen gegen Dumpingpreise bei alkoholischen Getränken setzen.» Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass mehr getrunken werde, je tiefer die Preise sind. «So billiges Bier mag gut für den Umsatz der Läden sein, für suchtgefährdete Menschen definitiv nicht.»

«Wie kann man so billig produzieren?»

Philipp Hadorn (51), SP-Nationalrat und Präsident des Blauen Kreuzes, wird noch deutlicher: «Es kann nicht sein, dass man sich für einen Fünfliber ins Spital trinken kann. Hier erwarte ich, dass die Wirtschaft Augenmass beweist und ihre Verantwortung wahrnimmt.» Falls die Selbstregulierung nicht spiele, müsse die Politik aktiv werden. «Als Gewerkschafter frage ich mich zudem, wie man Bier zu solch billigen Preisen produzieren und verkaufen kann», sagt Hadorn zu BLICK.

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