«Leider haben Sie die offene Rechnung noch immer nicht beglichen. Wir haben nun einen Vollstreckungstitel bei Gericht gegen Sie erwirkt.» So beginnt ein Inkasso-E-Mail von Routenplaner-maps, das neuerdings in der Schweiz kursiert. Im Betreff: «Terminbekanntgabe der Pfändung Ihrer Wertgegenstände.» Enrico Rensch (77) hat eine solche Pfändungsandrohung erhalten. Die Stimme des Aargauer Unternehmers bebt noch immer vor Zorn, als er BLICK vom Drohschreiben aus Deutschland berichtet.
Der Firmensitz ist in Deutschland
«Ich fühle mich richtig bedroht und will andere Leute davor warnen zu bezahlen», sagt Rensch. Nur wenn er unverzüglich 750 Euro überweise, könne er die Pfändung und Veräusserung seiner Wertgegenstände abwenden, heisst es im Mail der deutschen Firma. Unterzeichnet ist dieses von der Inkassoabteilung von Steinbach & Partner, ansässig in Frankfurt am Main.
Rensch ist besorgt. Er wisse nicht, ob er die Polizei hinzuziehen soll. Denn die Drohungen sind massiv: «Sollten Sie am Freitag um 10 Uhr nicht zu Hause sein oder die Tür selbst öffnen, wird ein Schlüsseldienst hinzugezogen», heisst es. Und: «Sollten Sie Widerstand leisten, werden wir die Polizei hinzuziehen.»
«Eine Inkassofirma kann nicht pfänden»
Als BLICK die Stiftung für Konsumentenschutz SKS hinzuzieht, kommen zahlreiche weitere Fälle ans Licht: «Die Art und Weise des Drohens erscheint in einer Aggressivität und Unverfrorenheit, wie ich sie noch nie angetroffen habe», sagt SKS-Leiterin Sara Stalder (50). «Diese Betrüger ziehen alle Register!»
Doch die Drohungen sind nur ein Bluff: «Pfänden kann kein Inkassobüro, das sind leere und gegenstandslose Drohungen», sagt Stalder. Ein Vertrag komme nicht zustande, wenn man über die Kosten des Abos nicht Bescheid wisse.
In Deutschland ist die Routenplaner-maps kein unbeschriebenes Blatt. So warnt die Polizei des Bundeslands Niedersachsens vor dieser Abo-Falle, auf die auch der Aargauer Rensch hereingefallen ist: Durch gekaufte Werbeplatzierung erscheint Routenplaner-maps.com ganz oben auf der Google-Suche.
«Nicht einschüchtern lassen»
Wer die Routenplanerfunktion nutzen will, muss zuvor seinen Namen und die Mail-Adresse eintippen. Erst weiter unten auf der Seite wird darauf hingewiesen, dass die Suche kostenpflichtig ist. Was natürlich ein Witz ist: Andere Seiten liefern die Angaben, für die Routenplaner-maps mehrere Hundert Euro verlangt, kostenlos.
Absender der Drohungen ist die Firma Web2Go Solution GmbH. Sie reagiert nicht auf Fragen von BLICK. «Nicht einschüchtern lassen und keinesfalls zahlen», rät Konsumentenschützerin Stalder. Und gegebenenfalls Strafanzeige erstatten. Ein Rat, den Enrico Rensch auf jeden Fall beherzigen will.