BLICK fährt mit Flixbus billig von Zürich nach Genf – trotz Verbot!
Chauffeur: «Ich bin doch kein Polizist»

Seit heute hat Flixbus eine neue Linie im Programm: Von Konstanz (D) nach Lyon – mit Stopps in Zürich, Bern, Lausanne und Genf. Der Verdacht: Fahrgäste nutzen die Linie zum Reisen ausschliesslich in der Schweiz, was verboten wäre. Wir machten den Test.
Publiziert: 28.10.2016 um 19:18 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:13 Uhr
So einfach fährt man zum halben Preis
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Bus statt Bahn:So einfach fährt man zum halben Preis
Konrad Staehelin aus dem Fernbus

Seit heute greift der Fernbus-Riese Flixbus auf der SBB-Paradestrecke an: von Konstanz (D) nach Lyon (F) ab 19.50 Franken – mit Stopps in Zürich, Bern, Lausanne und Genf. Bei den SBB würde die einfache Fahrt von Zürich nach Genf allein schon 87 Franken kosten (ohne Halbtax).

Warum also nicht in der Limmatstadt einsteigen und in der Romandie wieder aussteigen? Der Knackpunkt: Das sogenannte Kabotage-Verbot. Ausländische Bus-Linienbusanbieter dürfen in der Schweiz keine reinen Inlandsverbindungen anbieten. Flixbus hält sich daran – in der Theorie. Darum verkauft die Firma ab Zürich Bus-Tickets nach Lyon, aber keines bis Bern, Lausanne oder Genf.

BLICK nutzte die Fernbus-Premiere für einen Test. Werden in der Schweiz zugestiegene Fahrgäste gehindert, wenn sie vor der französischen Grenze aussteigen? Erstaunlich: Keiner der Fahrgäste hat das Billig-Angebot zwischen Zürich und Genf genutzt! Die Ausnahmen: der BLICK-Reporter selbst – und ein zweiter Journalist von Radio SRF, der in Lausanne ausstieg. Der Chauffeur verabschiedete sich auf dem Genfer Carparkplatz sogar noch freundlich.

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Noch lacht BLICK-Reporter Staehlin: Nach fünf Stunden Busfahrt kam er «gerädert» in Genf an.
Foto: Konrad Staehlin

Los ging es am Freitagmorgen in Zürich. Angekommen im nebligen Zürich spuckt der giftgrüne Fernbus drei Passagiere aus, die in Konstanz eingestiegen sind. Alle zehn, die einsteigen, bleiben bis Frankreich sitzen. Genauso wie die fünfzehn, die in Bern und Lausanne noch dazukommen.

«Ich bin doch kein Polizist»

Gefragt, ob er wirklich Gäste festhalten würde, antwortet der Flixbus-Chauffeur: «Ich bin doch kein Polizist. Ich stelle mich keinem in den Weg.» Bei der Flixbus-Pressestelle heisst es dazu: «Einen Fahrgast festzuhalten oder die Türen zu schliessen, wäre Nötigung.» Die Praxis ist also: Die Passagiere können aussteigen, wo sie wollen.

Weit hinten im Bus sitzt Jasmin Mittner (24), in Zürich zugestiegen. Die Studentin sagt: «Ich wusste gar nicht, dass das eine neue Strecke ist. Und dass ich nicht in der Schweiz aussteigen darf, auch nicht.» Wie hätte sie es auch mitkriegen sollen? Flixbus hat in den Medienberichten im Vorfeld zwar angekündigt, die Fahrgäste im Bus darauf aufmerksam zu machen. Doch es hängt nur ein A4-Papier als Warnung neben der Vordertüre. Auf Kniehöhe, so, dass es keinem Passagier auffällt.

Kein Hinweisen auf das Aussteige-Verbot

Der Fahrer verweist bei seiner Begrüssung zwar auf die Gurt-Pflicht, nicht aber auf das Aussteige-Verbot.

Mittner besucht ihren Freund, der in Marseille studiert. In Lyon steigt sie auf den nächsten Fernbus um. «Die Reise dauert so zwar viel länger als mit dem Zug, aber ich spare mehr als 200 Franken.» 

Es ist das Top-Argument für Flixbus und der Grund, warum vor allem junge Leute im Bus sitzen. Spricht sich herum, dass Zürich-Genf weniger als ein Zwänzgernötli kostet, werden die Busfahrer wohl noch viel öfter ein Auge zudrücken müssen.

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