BLICK erklärt, was die Negativzinsen der Nationalbank bedeuten
Soll ich mein Geld jetzt unter die Matratze legen?

Was Negativzinsen bedeuten, was das für Sparer heisst und weshalb jetzt ideale Bedingungen herrschen, um eine Hypothek zu kaufen.
Publiziert: 19.12.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:40 Uhr
Paukenschlag: SNB-Präsident Thomas Jordan.
Foto: Walter Bieri
Von Philipp Albrecht, Patrik Berger und Guido Schätti

Die Rubelkrise lockt SNB-Präsident Thomas Jordan aus der Reserve. In den letzten Tagen flüchteten Anleger in den Franken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) musste Euro kaufen, um den Mindestkurs von 1.20 Franken zu verteidigen. Die SNB sitzt aber bereits auf Devisenreserven von 462 Milliarden Franken. Mit weiteren Käufen steigen die Verlustrisiken – und der politische Druck auf die SNB.

Was sind Negativzinsen?
Die SNB belastet die von Banken bei ihr deponierten Gelder neu mit einer Gebühr von 0,25 Prozent. Inländische Banken haben grosse Freibeträge. Der Negativzins soll ausländische Anleger abschrecken.

Warum kommt das jetzt?
Faktisch greift die Massnahme erst in einem Monat. Die SNB muss erst die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ändern. Die Russlandkrise war eine Warnung. Mit der AGB-Änderung hat sie freie Hand für weitere Schritte.

Was heisst das für Sparer?
Sparer und KMU erhalten zwar kaum Zins auf ihren Guthaben. Aber zahlen müssen sie nicht. «Sparer müssen nicht mit Negativzinsen rechnen», sagt Franz Würth von der Raiffeisenbank. Anders sieht es bei ausländischen Investoren aus. Ihnen zwacken die Banken künftig Negativzinsen ab.

Wo soll ich nun mein Geld investieren?
Wenn das Geld auf dem Konto keine Zinsen abwirft, bieten sich Realwerte wie Immobilien, Oldtimer, Land, Uhren oder Kunst als Alternative an. «Solche Anlagen sind aber mit grossen Risiken behaftet, wenn man sich nicht auskennt», warnt Rolf Biland vom Vermögenszentrum VZ.

Soll ich nun ein Haus kaufen?
Mit den Negativzinsen sinkt das Zinsniveau weiter. Das seien ideale Bedingungen, um eine Hypothek aufzunehmen, sagt Michael Hartmann von Money­park. Allerdings: Die tiefen Zinsen sind in den Immobilien längst eingepreist.

Werden Kredite billiger?
Ja. Die Banken verlangen für Ausleihungen zwar weiterhin Geld, doch die Kosten sinken. «Die heutigen Massnahmen könnten die Kreditvergabe ankurbeln», sagt Ex-SNB-Direktor Niklaus Blattner.

Sind unsere Arbeitsplätze jetzt sicherer?
Die Exportwirtschaft braucht einen stabilen und halbwegs fair bewerteten Franken. Die Negativzinsen wirken in diese Richtung. Deshalb ist die Freude gross: «So werden viele Arbeitsplätze in der Industrie erhalten», schreibt der Verband Angestellte Schweiz.

Gabs früher schon Negativzinsen?
In den 70er-Jahren verlangten die Banken von ausländischen An­legern Gebühren. Mit Aktien konnten diese umgangen werden. Die Wirkung war gering.

Kann bei der Sache etwas schiefgehen?
Das Schlimmste wäre, wenn die Massnahme ohne Wirkung verpufft und die SNB weiter Euro kaufen muss, um den Mindestkurs zu verteidigen. Gestern schwächte sich der Franken nur geringfügig ab. Jordan macht sich Mut: «Viele Anleger haben noch nicht verstanden, wie einschneidend Negativzinsen wirken.»

Wie lange bleiben die Negativzinsen in Kraft?
Auf unbestimmte Zeit. Normalität kehrt erst ein, wenn die Konjunktur in Europa in Schwung kommt. Davon ist aber nichts zu spüren. Es ist ­absehbar, dass die SNB die Zinsen 2015 noch weiter unter den Nullpunkt drücken wird.

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