BLICK erklärt die boomende Kryptowährung
Bitcoin oder Franken – was ist besser?

Was ist besser: Staatsgeld oder private Kryptowährungen wie Bitcoin? Unsere Analyse zeigt: Krypto ist für die Katz.
Publiziert: 04.11.2017 um 18:42 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:01 Uhr
Werden Kryptowährungen das Staatsgeld als wichtigstes Tauschmittel ablösen?
Werner Vontobel

Werden Kryptowährungen wie Bitcoin bald schon das Staatsgeld als wichtigstes Tauschmittel ablösen? Gute Frage. Währungen haben zwei Funktionen: Sie sind ein Tauschmittel und sie dienen der Wertaufbewahrung, etwa im Hinblick auf die Pensionierung. Zudem müssen sie diese Funktionen mit einem vernünftigen Kostenaufwand erfüllen. Wer kann das besser: Franken oder Bitcoins?

Fangen wir bei der Tauschfunktion an: Gegen Franken kann man alles kaufen. Bitcoins akzeptiert fast niemand. Auf der Schweizer Liste der «Bitcoin Akzeptanzstellen» finden sich gerade mal 15 Einträge, darunter ein Erotikshop und ein Geschenkladen in Einsiedeln SZ. Als der britische «Guardian» diesen Sommer einen Reporter mit einem Bitcoin-Wallet losschickte, konnte dieser damit fast nur Hehlerware kaufen.

Hohe Marge bei Transfer

Wer Bitcoins entgegennimmt, hat grosse Mühe, diese wieder loszuwerden. Er muss deshalb eine hohe Marge einkalkulieren. Deshalb ist der Tausch von Bitcoins gegen andere Währungen sehr teuer: Das Finanzportal finder.com hat recherchiert, wie viel der Transfer von 50’000 Dollar von den USA nach China kostet. Ergebnis: 3948 Dollar mit Bitcoins, 1004 Dollar mit einer normalen Banküberweisung und gar nur 761 Dollar mit Forex.

Kommt dazu, dass das Bitcoin-System bei weitem nicht in der Lage wäre, die gut 250 Milliarden Franken Zahlungen zu bewältigen, die das Schweizer Interbank-Clearing-System SIC täglich abwickelt. Zum Vergleich: Über das Bitcoin-System wechseln weltweit pro Tag Bitcoins im Wert von etwa vier Milliarden Dollar den Besitzer.

Fazit: Als Tauschmittel ist der Bitcoin ein Zwerg ohne Wachstumshormone.

Nun zur Wertaufbewahrung. Der Wert des Bitcoins ist seit der Gründung fast nur gestiegen, allein im letzten Jahr von 700 auf über 7000 Dollar. Das ist gut für die Besitzer, aber für ein Währungssystem ist das galoppierende Deflation. Wäre der Bitcoin unsere Hauptwährung, hätten sich die Schulden real verzehnfacht und wir hätten eine gigantische Pleitewelle. Das ist nicht sehr praktisch. Kryptowährungen haben offensichtlich keinen vernünftigen Bezug zu den Waren, die man damit kaufen kann. Was seinen Wert in Jahresfrist verzehnfacht, kann bis zur Pensionierung auch wertlos sein.

Gegen «Geldschwemme»

Die Krypto-Fans halten dem entgegen, dass ihre Währung verbindlich limitiert sei (der Bitcoin etwa auf 21 Millionen Stück), während Staatswährungen «Fiat-Geld» seien, das in beliebigen Mengen «aus dem Nichts» geschöpft werden könne. Inflationäre Entwertung sei deshalb unvermeidbar. Angesichts der von den Staatsbanken betriebenen «Geldschwemme» der letzten Jahre hat diese Argumentation offenbar viele Sparer und Spekulanten überzeugt.

Das ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Die SNB schöpft unser Geld nicht aus dem Nichts. Jeder neue Franken wird mit Devisen hinterlegt. Würde der Franken aufgehoben, könnte die SNB jedem Frankenbesitzer den vollen Gegenwert in Devisen ausbezahlen, und darüber hinaus flössen noch 116 Milliarden Franken (Stand Ende September 2017) in die Staatskasse.

Kryptowährungen wie Bitcoins hingegen basieren – wie man in einschlägigen Texten nachlesen kann – bloss auf einer «sozialen Konvention», sprich auf Vertrauen. Dieses Vertrauen hat bisher (Stand 2. November) einen «Wert» von 120 Milliarden Dollar geschaffen. Doch die könnten sich in nichts auflösen, wenn «die Gesellschaft» das erkennt, was Experten heute schon sagen, nämlich dass die Bitcoin-Technologie rettungslos veraltet ist.

Fazit: Kryptowährungen taugen nicht zur Wertaufbewahrung, weil sie – nach dem Hype – wertlos sind.

Kommen wir nun zum dritten Kriterium, den Kosten. Beim Franken sieht das so aus: Ende September waren rund 540 Milliarden Franken im Umlauf, davon fast 80 Milliarden in Form von Noten, der Rest als Giroguthaben von Banken. Der damit verbundene Aufwand (Löhne, Noten drucken etc.) beläuft sich auf rund 400 Millionen pro Jahr oder 0,7 Promille des Geldumlaufs.

Dem Aufwand steht allerdings noch der Ertrag aus den rund 760 Milliarden Franken Devisenbeständen gegenüber. Sieht man von den unvermeidlichen Kursschwankungen ab, läppern sich jährlich gut 13 Milliarden Franken Nettoertrag zusammen. Unter dem Strich kostet der Franken also nicht, sondern bringt pro umlaufenden Franken jährlich gut zwei Rappen ein.

Extrem teure Währung

Jetzt zum Bitcoin. Den kann jeder demokratisch selbst herstellen, indem er am Computer immer schwierigere Aufgaben löst, bis die 21 Millionen Stück «gemünzt» sind. Das kostet Strom. Je höher der Bitcoin steigt, desto grösser ist der Anreiz, damit teuren Strom einzusetzen – oder den Code zu knacken. Laut Bitcoin Association Switzerland belaufen sich die Kosten der Herstellung auf jährlich drei Milliarden Dollar. Sehr vorsichtig geschätzt dürften sich die durchschnittlichen Kosten eines Bitcoin auf mindestens 1000 Dollar belaufen. Das ist, als würde die SNB jede einzelne ihrer Noten von einem Künstler herstellen lassen.

Fazit: Im Vergleich zum Franken ist der Bitcoin eine geradezu lächerlich teure Währung.

Dieser Meinung ist offenbar auch Fritz Zurbrügg, Vizepräsident der Nationalbank. Als er neulich zur Konkurrenz durch Kryptowährungen befragt wurde, meinte er lakonisch: «Als Notenbank stellen wir Zahlungsmittel zur Verfügung, die – mit Verlaub – doch einige Vorteile aufweisen.» Da ist in der Tat etwas dran.

Was ist ein Bitcoin?

Bitcoin ist eine digitale Währung, die 2008 von einem gewissen Satoshi Nakamoto entwickelt wurde. Der Name ist ein Pseudonym, die wahre Identität des Bitcoin-Erfinders ist nicht geklärt. Seit 2009 werden Bitcoins gehandelt. Zahlungen erfolgen durch den Zusammenschluss von Computern über das Internet. Eine zentrale Abwicklungsstelle gibt es nicht. Die Transaktionen werden in der sogenannten Blockchain registriert. Herstellung und Verwaltung von Bitcoins sind sehr energieintensiv. Bitcoin wird auch als Kryptowährung bezeichnet, weil die Transaktionen verschlüsselt werden. Die Gesamtmenge an Bitcoins ist begrenzt. Dies erklärt einen Teil des rasanten Wertanstiegs. Ein Bitcoin kostet derzeit 7200 Franken, rund zehnmal mehr als vor einem Jahr. Bitcoins können an SBB-Automaten bezogen werden.

Bitcoin ist eine digitale Währung, die 2008 von einem gewissen Satoshi Nakamoto entwickelt wurde. Der Name ist ein Pseudonym, die wahre Identität des Bitcoin-Erfinders ist nicht geklärt. Seit 2009 werden Bitcoins gehandelt. Zahlungen erfolgen durch den Zusammenschluss von Computern über das Internet. Eine zentrale Abwicklungsstelle gibt es nicht. Die Transaktionen werden in der sogenannten Blockchain registriert. Herstellung und Verwaltung von Bitcoins sind sehr energieintensiv. Bitcoin wird auch als Kryptowährung bezeichnet, weil die Transaktionen verschlüsselt werden. Die Gesamtmenge an Bitcoins ist begrenzt. Dies erklärt einen Teil des rasanten Wertanstiegs. Ein Bitcoin kostet derzeit 7200 Franken, rund zehnmal mehr als vor einem Jahr. Bitcoins können an SBB-Automaten bezogen werden.

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