BLICK analysiert die Tarif-Behauptung des Swisscom-Chefs
Von wegen «gutes europäisches Mittelfeld», Herr Schaeppi!

Swisscom-Chef Urs Schaeppi behauptet, die Mobilfunkpreise seien im internationalen Vergleich völlig in Ordnung. Kaufkraftbereinigt stimmt das, nominell sind die Preise in der Schweiz aber höher.
Publiziert: 02.04.2017 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:46 Uhr
«Wenn die Preise weiter sinken, dann...», droht der Swisscom-CEO in der «Sonntagszeitung». Fakt ist: Die Swisscom-Preise sind in den letzten Jahren gestiegen.
Foto: Keystone
Konrad Staehelin

«Wenn unsere Branche gesund bleiben will, muss der Preiskampf aufhören», behauptet Swisscom-Chef Urs Schaeppi (56) in der «Sonntagszeitung». «Wenn die Preise weiter sinken, gefährdet das die Digitalisierung der Wirtschaft.»

Preise sind gestiegen statt gesunken

Was irritiert, ist das Wort «weiter». BLICK prüft mit Unterstützung des Vergleichsportals Verivox die Preisentwicklung des beliebtesten Swisscom-Abos Infinity über die letzten fünf Jahre. Dabei wird klar: Die Preise sind bei allen Infinity-Optionen alles andere als gesunken.

Im Gegenteil: Bei allen fünf Ausführungen ist der Preis gestiegen. Das teuerste Abo Natel Infinity 2.0 XL kostete vor fünf Jahren noch 169 Franken. Heute sind es 30 Franken mehr. Bei der billigsten Infinity-Variante beträgt der Preis-Aufschlag innert fünf Jahren immerhin noch 6 Franken.

Allerdings ist Roaming, das Benutzen des Handys im Ausland, bei allen Optionen inklusive. Und die Verbindungsgeschwindigkeit ist gestiegen.

Swisscom-Sprecher Sepp Huber widerspricht: «Das Bakom-Studie hat in einer Studie kürzlich festgestellt, dass die Preise bei Internet, Mobilfunk und Festnetz deutlich gesunken sind.» 

ne Preisentwicklung der Natel Infinity-Angebote der Swisscom (neuer Name ab April: InOne)

 

XS

S

M

L

XL

Juni 2012

59.-

75.-

99.-

129.-

169.-

Heute

65.-

79.-

99.-

139.-

199.-

Ab April 2017

65.-

80.-

100.-

140.-

200.-

Betrachtungsweise entscheidet

Schaeppi sagt in der «Sonntagszeitung» weiter, die Mobilfunk-Preise in der Schweiz lägen im «guten europäischen Mittelfeld». Kaufkraftbereinigt ist diese Aussage absolut korrekt, wie OECD-Statistiken zeigen. Nominell sind die Preise im Ausland wie bei anderen Gütern und Dienstleistungen billiger. 

Verivox-Telekomexperte Ralf Beyeler (38) hält dagegen: «Schaeppis Behauptung stimmt nur, wenn man den Preis eines Swisscom-Abos mit jenem eines ähnlichen Flatrate-Abos im Ausland vergleicht.»

Das sei aber eine geschönte Betrachtung, denn im Ausland hätten die meisten Kunden gar kein Flatrate-Abo mit unlimitiertem schnellem Internet.

«Die meisten Schweizer brauchen gar keine Flatrate. Sie würden mit einem Abo mit einem oder zwei Gigabyte Datenvolumen problemlos auskommen. So etwas kostet in Deutschland etwa 10 Euro. In der Schweiz kosten die billigsten Abos dieser Art knapp 30 Franken, also fast das Dreifache.»

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