Der Bitcoin ist mehr als ein Hype. Dieser Meinung ist Oswald Grübel. «Der Kursanstieg von Bitcoin sagt uns klar, dass viele Menschen nicht mehr an ihre Notenbanken und an das herkömmliche Papiergeld glauben», so der frühere Chef der UBS und CS im Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag». «Sie horten ihre kleinen Vermögen lieber in Bitcoin als in Dollar, Euro oder Franken. Auf jeden Fall sollte man nicht einfach unüberlegt in den Chor der Ignoranten einstimmen und Bitcoin als eine reine Blase abtun.»
Er prophezeit: Die Kryptowährung Bitcoin könne zu dem werden, was der Schweizer Franken mal war: ein sicherer Hafen für Anleger. «Vielleicht sind Bitcoin das Gold der jüngeren, global agierenden Generationen», sagt Grübel.
Die fehlende Transparenz der Kryptowährung hält der Ex-Banker nicht für einen Nachteil: «Nach dem Kauf wird das Vermögen für andere unsichtbar.» Bitcoins könnten einmal ein Ersatz für das Schweizer Bankgeheimnis werden: «Seit es bei uns kein Bankgeheimnis mehr gibt und unsere Banken die Kontoinformationen ihrer Kunden mit über 100 Ländern austauschen, suchen diese Menschen alternative Anlageformen für Vermögen, das sie nicht für den täglichen Gebrauch benötigen», so Grübel.
Und weiter: «Trotz der grossen Preisschwankungen waren Bitcoin für viele bisher eine bessere Anlage, als das Geld zinslos auf einem Konto liegen zu lassen. Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das auch in Zukunft so sein wird.»
Banken haben aus Fehlern gelernt, sagt Grübel
Im Interview bringt Grübel ein gewisses Verständnis für einige der gebüssten Banken auf: Banken haben durch die hohen Geldstrafen aus ihren Fehlern gelernt, so der Ex-Banker. Einige Handlungen, welche sanktioniert wurden, seien zuvor während Jahren bekannt und üblich gewesen. Selbst Regulatoren und Zentralbanken hätten davon gewusst. Als Beispiel nennt Grübel im Gespräch mit der «Zentralschweiz am Sonntag» den Liborskandal.
Zwar habe es einzelne Fehler und Übervorteilungen gegeben. «Aber der Vorwurf der systematischen Manipulation durch ein globales Zinskartell, den die Behörden gemacht haben, kam vor dem Hintergrund eines quasi über Nacht veränderten politischen und gesellschaftlichen Rechtsverständnisses zu Stande», sagt Grübel im Interview.
Beim Liborskandal, welcher 2011 aufgedeckt wurde, ging es um die Manipulation der Libor-Referenzzinssätze. UBS, Barclays und die Royal Bank of Scotland haben Strafen von zusammen mehr als 2,5 Milliarden Dollar gezahlt.
Oswald Grübel war vom Februar 2008 bis September 2011 Chef der UBS. Zuvor, bis 2007, leitete er die Konkurrentin Credit Suisse. Bei der UBS trat er zurück, weil er die Verantwortung für einen Handelsverlust von 2,3 Milliarden Dollar übernahm. Verursacht wurde dieser durch Zockereien des Londoner Investmentbankers Kweku Adoboli.
«Es war im Gründe genommen eine einfache Entscheidung, denn die finale Verantwortung für einen solchen Milliardenverlust kann nur der CEO übernehmen», sagte Grübel.
Wichtig sei damals gewesen, dass die Kunden sich beruhigten und die Geschichte in der Öffentlichkeit an Bedeutung verlor. «Mein sofortiger Rücktritt war das einzig Richtige, zumal ich vom Alter her sowieso bald zurückgetreten wäre», sagt er.
Adoboli musste ins Gefängnis. Er ist seit zwei Jahren wieder auf freiem Fuss. Gesprochen haben sich Grübel und Adoboli nie persönlich, wie Grübel sagt. (SDA/uro)