Ösi erschlich sich 3,5 Mio Fr
Corona-Betrüger muss Schweiz für fünf Jahre verlassen

Vor einem Zürcher Gericht musste sich der ehemalige Chef der Praxiskette «Mein Arzt» verantworten. Er wollte seine schlingernde Praxiskette mit 22 Corona-Krediten sanieren und reichte dafür frei erfundene Angaben ein.
Publiziert: 17.06.2021 um 05:12 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2021 um 12:05 Uhr
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Einem Österreicher wurde im Bezirksgericht Bülach ZH der Prozess gemacht. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Vor dem Bezirksgericht Bülach ZH musste sich am heutigen Donnerstag der ehemalige Chef der Praxiskette «Mein Arzt» verantworten. Er wollte seine schlingernde Praxiskette mit 22 Corona-Krediten sanieren und reichte dafür frei erfundene Angaben ein. Es handelt sich um den bisher grössten Corona-Betrug in der Schweiz.

Das Gericht verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von 36 Monaten, davon muss er zehn Monate absitzen. Er habe nur die Schliessung der Praxen verhindern wollen, argumentierte der 47-jährige Österreicher vor Gericht.

Im September 2020 brach die Praxiskette «Mein Arzt» zusammen, unzählige Patientinnen und Patienten standen in mehreren Kantonen plötzlich vor verschlossenen Türen, die Angestellten vor einer ungewissen Zukunft.

Der Chef der Praxiskette tauchte ab, konnte aber in Italien verhaftet und an die Schweiz ausgeliefert werden. Seit Oktober 2020 sitzt er im Gefängnis.

Frei erfundene Zahlen

Der Beschuldigte hatte in den vergangenen Jahren Dutzende Hausarztpraxen in der Schweiz übernommen, die keinen Nachfolger oder keine Nachfolgerin fanden. Sein Unternehmen «Mein Arzt» liess Ärztinnen und Ärzte als Angestellte arbeiten und erledigte für sie die ungeliebte Administration.

Obwohl die Idee eigentlich gut war, steckte die Kette zunehmend in Schwierigkeiten, vor allem wegen ihrer aggressiven Expansionsstrategie. Was seine Arztpraxen erwirtschafteten, steckte der 47-Jährige direkt in den Ausbau seiner Kette, Betreibungen häuften sich. Daneben gewährte er sich auch selber Darlehen.

Als er aus den Medien erfuhr, dass der Bund wegen der Corona-Pandemie Kredite bis zu einer halben Million Franken pro Unternehmen auszahlte, sah er die Lösung für seine Probleme: Er beantragte Corona-Darlehen für 22 Praxen. Die Zahlen, die er der Credit Suisse angab, waren frei erfunden und völlig übertrieben.

Angeklagter erwartete «unbürokratische» Abwicklung

Er vertraute darauf, dass die Bank-Mitarbeitenden die Anträge wegen Überlastung «unbürokratisch» abwickeln würden, sie also nicht eingehend prüfen würden. Mit den wahren Angaben hätte er nur 690'000 Franken Kredit erhalten. So erhielt aber erhielt er 3,5 Millionen Franken – und dies obwohl seine Schieflage ursprünglich gar nichts mit der Pandemie zu tun hatte. Die Pandemie verschärfte seine Lage nur noch.

Die falschen Zahlen anzugeben, sei seine Idee gewesen, gab der österreichische Unternehmer am Donnerstag vor Gericht zu. «Aber ich wollte nur eine Katastrophe abwenden. Ich wollte niemandem schaden.»

Der Richter sagte bei der Urteilsverkündung: Immerhin habe der Beschuldigte die 3,5 Millionen Franken unrechtmässig bezogener Corona-Kredite nicht für private Zwecke verwendet. Das Geld sei ausschliesslich in die Praxiskette geflossen. «Er versuchte, die Hausarztpraxen zu retten. Die Methode war jedoch unlauter.»

Erst 300'000 von 3'500'000 Franken zurückbezahlt

Seit Oktober 2020 sitzt der Österreicher nun im Gefängnis. Weil er von den 36 Monaten Freiheitsstrafe wegen mehrfacher Veruntreuung und mehrfachen Betrugs nur zehn absitzen muss, kommt er bereits Ende Juli wieder frei. Dann hat er genau fünf Tage Zeit, um die Schweiz zu verlassen. Das Gericht verhängte zusätzlich zur teilbedingten Freiheitsstrafe einen Landesverweis von fünf Jahren.

Der Bund wartet derweil nach wie vor auf die Rückzahlung der unrechtmässig bezogenen Gelder. Von den 3,5 Millionen Franken konnte der 47-jährige Unternehmer erst 300'000 Franken zurückzahlen. (SDA)

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