Die Post krempelt ihr Verkaufsnetz um. In den nächsten drei Jahren sollen bis zu 600 Poststellen in der ganzen Schweiz verschwinden. Doch wo, lässt der gelbe Riese immer noch offen.
IFRAME: nullGrünes Gutzeichen = Poststelle ist nicht gefährdet, oranger Blitz = Poststelle ist gefährdet, rotes Kreuz = Poststelle ist im Schliessungsprozess.
Syndicom wollte es genauer wissen. Drei Monate lang hat die Gewerkschaft Daten gesammelt, um herauszufinden, welche Poststellen von einer Schliessung betroffen sein könnten. Die Resultate wurden in eine Karte eingetragen und nach und nach veröffentlicht.
Erstmals liegt heute eine komplette Auswertung für alle Kantone vor. Die Gewerkschaft hat folgende Gefährdungskarte mit Daten aus den noch fehlenden Kantonen Zürich, Schaffhausen, Wallis, Waadt und Genf ergänzt.
«Im Kanton Schaffhausen sehen wir sechs von zehn Poststellen als gefährdet», sagt Syndicom-Sprecher Christian Capacoel zu BLICK. Noch düsterer sei das Bild im Kanton Zürich: 45 Filialen bleiben, 90 sind gefährdet. Bei elf Poststellen ist die Schliessung bereits heute beschlossene Sache.
Vier von fünf Filialen geschlossen
Wie exakt sind die Daten? «In der Stadt Luzern haben wir fünf Poststellen als gefährdet eingestuft. Vier davon will die Post jetzt definitiv schliessen», sagt Capacoel.
Insgesamt glaubt er, dass der gelbe Riese schweizweit mehr als die Hälfte der 950 gefährdeten Poststellen dichtmachen will. Definitiv ist die Schliessung bereits bei 98 Filialen.
So hat die Gewerkschaft gerechnet: Einerseits flossen Beurteilungskriterien der Post ein. Eine Poststelle ist beispielsweise garantiert, wenn eine Gemeinde Kantons- oder Bezirkshauptort ist. Auch ist eine Poststelle gesichert, wenn die Gemeinde mindestens 20’000 Einwohner hat.
Zweite Berechnungsgrundlage sind die gesetzlichen Anforderungen an den Service public. Beispiel: 90 Prozent der Bevölkerung müssen in 20 Minuten mit dem ÖV oder zu Fuss die nächste Poststelle oder Postagentur erreichen.
Keine ersatzlose Schliessung
Und was sagt die Post zur Datenauswertung der Gewerkschaft? «Die von der Gewerkschaft Syndicom publizierten Karten und Listen sind reine Spekulation und schüren Angst und Unsicherheit», sagt Sprecherin Léa Wertheimer. Das sei weder zielführend noch konstruktiv.
Sie hält aber fest: «Bei der Umwandlung des Netzes soll es keine ersatzlosen Schliessungen von heute bestehenden Poststellen geben. Die Post stellt in jedem Fall alternative Lösungen zur Verfügung.» Etwa Postagenturen oder Aufgabe- und Abholstellen.
Zurzeit laufen Gespräche mit den Kantonen. Details kann Wertheimer nicht nennen. Eine erste Zwischenbilanz will die Post im Verlauf des zweiten Quartals 2017 ziehen.