Die Detailhändler fixen Kunden bereits seit Wochen mit Glace-Aktionen an – ein Hinweis darauf, dass die Saison eröffnet ist. Kioske, Avec-Shops und Kleinläden wie Migrolino haben derweil ihre neuen Glace-Tafeln montiert. Uncool: Die Eiscreme-Hersteller haben nicht nur neue Eis-Sorten, auch ihre Preise für diese Saison sind kein Schleck.
BLICK weiss: Vertriebspartner von Lusso (Unilever) mit Marken wie Carte d’Or, Magnum, Solero, Cornetto und Ben & Jerry’s haben den Wiederverkäufern höhere Richtpreise diktiert. «Die Glacé kosten diese Saison im Schnitt 10 Rappen mehr wie 2015», bestätigt ein Kiosk-Betreiber, der anonym bleiben will. Er halte sich daran und gebe die neuen Preise an Kunden weiter. Unilever versichert, keine Richtpreiserhöhung vorgenommen zu haben. «Die Festlegung der Verkaufspreise für die Konsumenten ist aussschliesslich Sache unserer Handelskunden», sagt Sprecherin Annekathrin Daudert.
Das sagt auch Nestlé. Mit Tochter Frisco und der Marke Mövenpick rührt der Lebensmittelmulti als zweiter Grosser neben Unilever im Schweizer Glacé-Markt mit grosser Kelle an. Was Kioske und Kleinläden mit den Frisco-Richtpreisen machen, darauf habe Nestlé keinen Einfluss, sagt Nestlé-Sprecher Philippe Oertle.
Interessant: Auf der Website von Frisco sind für jeden die Richtpreise 2016 abrufbar: Raketen-Glacé kostet dort 90 Rappen, Winnetou 1.30 Franken, Pralinato 2.10 und Extrême-Cornets 2.80 Franken. Vergleicht man diese Preise mit denen der Endverkäufer, tun sich Preisaufschläge von bis zu 50 Rappen auf. So kostet das Pralinato in einem Valora-K-Kiosk 2.60 Franken und die Extrême-Cornets 3.10 Franken.
Migrolino verlangt 1.20 Franken fürs Raketen-Glace, 1.60 Franken für Winnetou, 2.30 Franken für Pralinato und 2.90 Franken für Extrême-Cornets. Auch Mövenpick-Glacé kosten bis zu 30 Rappen mehr. Die Migros-Tochter gibt offen zu: «Die Preisgestaltung richtet sich nach der Convenience-Marktsituation», sagt Sprecherin Stefanie Moser. Man habe dafür auch günstigere Original-Migros-Klassiker im Sortiment – für preisbewusste Kunden.
Bedeckt zur Preispolitik hält sich Valora. Ihre K-Kioske hätten die Preise 2016 nicht angepasst. Doch zu Preissenkungen war die Kiosk-Betreiberin offensichtlich auch nicht bereit.
Warum ist klar: Ähnlich wie beim Sprit für Fahrzeuge ist die Nachfrage beim Glace unelastisch, wie es in der Wissenschaft heisst. Folglich reagieren Konsumenten auf Preiserhöhungen relativ unempfindlich. Davon profitieren Glacé-Verkäufer umso mehr, wenn auch diese Saison das Wetter so mitspielt wie im heissen Sommer 2015.
Laut Zahlen vom Bundesamt für Statistik beträgt die Teuerung beim Speiseeis 2,1 Prozent von April des Vorjahres bis zum April diesen Jahres. Der Glace-Konsum in der Schweiz stieg letztes Jahr leicht auf 5,4 Liter pro Kopf laut Verband Glacesuisse.