Bis 2029 fehlen uns 36'500 Fachkräfte in der Pflege
Welche Rezepte gegen den Pflegenotstand notwendig sind

In der Pflege und Betreuung fehlten Tausende Fachkräfte. Eine Umfrage unter Pflegenden, die Blick exklusiv vorliegt, zeigt, wo die grössten Probleme liegen – und welche Rezepte dagegen helfen.
Publiziert: 12.06.2023 um 12:20 Uhr
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In der Schweiz sind Pflegerinnen und Pfleger knapp.
Foto: Keystone
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Spätestens die Corona-Krise hat gezeigt, wie dringend der Fachkräftemangel in der Pflege und Betreuung ist. Und wie dramatisch die Auswirkungen sein können. Laut dem nationalen Versorgungsbericht des Gesundheitsobservatoriums Obsan werden in der Schweiz bis 2029 nicht weniger als 36’500 Pflege- und Betreuungspersonen zusätzlich benötigt.

Coople, eine digitale Schweizer Plattform für Personalverleih, hat im März 300 Arbeitnehmende aus dem Gesundheitswesen befragt, was ihre Präferenzen und Anliegen sind. Das Ergebnis ist deutlich: Sie wünschen sich eine grössere Flexibilität und mehr Selbstbestimmung von ihrem Arbeitgeber, den Spitälern, Heimen und Spitexorganisationen. Vor allem in Sachen Arbeitszeit. Kein Wunder: Ihre Branche ist nicht unbedingt für flexible Arbeitszeiten bekannt.

Jeder Vierte ist unzufrieden

Vier von fünf Befragten würden gerne flexibler arbeiten. 36 Prozent wünschen sich, ihr Arbeitspensum völlig flexibel zu gestalten. Darüber hinaus gaben 28,6 Prozent an, dass sie eine regelmässige Teilzeitbeschäftigung wünschen. Nur jeder Fünfte will eine Vollzeitanstellung.

Doch was sind die Gründe dafür? Für 60 Prozent liegt das Problem bei der Arbeitsbelastung. 30 Prozent stören sich an den langen Schichten und Überstunden. Das führt bei vielen zu Erschöpfungszuständen. Für 28 Prozent ist das sogar ein zentraler Grund, nicht Vollzeit arbeiten zu wollen.

Mehr Wertschätzung für harte Arbeit

Weitere Gründe gegen eine Vollzeitbeschäftigung: familiäre Verpflichtungen (23,2 Prozent), mangelnde Flexibilität (22 Prozent), fehlende Wertschätzung für harte Arbeit (19,2 Prozent), zu wenig Freizeit (18,8 Prozent) sowie Stress und Zeitdruck (17,6 Prozent).

Wie könnte man den Anteil derjenigen erhöhen, die Vollzeit arbeiten, und damit dem Personalmangel begegnen? Jeder Dritte nennt auf diese Frage den Lohn. «Das deutet darauf hin, dass attraktivere Lohnpakete Fachkräfte dazu bewegen könnten, eine Vollzeitstelle in Betracht zu ziehen», sagt Yves Schneuwly (35) von Coople.

Um Pflege und Betreuung auch in Zukunft sicherstellen zu können, genügen höhere Löhne aber nicht. Schneuwly ist überzeugt: «Das Angebot flexibler Arbeitsmodelle kann auch dazu beitragen, Fachkräfte zu reaktivieren, die den Gesundheitssektor verlassen haben.»

Immerhin: Die 2021 angenommene Pflegeinitiative, die derzeit in ein Bundesgesetz umgewandelt wird, greift diese Forderungen auf. Ob die Massnahmen ausreichen werden, wird sich zeigen müssen.

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