Der starke Franken hat dem Bio-Boom in der Schweiz nichts anhaben können. Fast die Hälfte der Schweizer kauft mehrmals wöchentlich biologisch produzierte Lebensmittel ein. Im Schnitt gab 2015 jeder Konsument 280 Franken für Bioprodukte aus.
«Damit liegen wir weltweit an der Spitze», sagte Daniel Bärtschi (48), Geschäftsführer des Dachverbandes Bio Suisse, vor den Medien in Bern. Der Gesamtumsatz stieg auf 2,3 Milliarden Franken (+5,2%). Bio hat einen Marktanteil von 7,7 Prozent, 2014 waren es 7,1 Prozent.
Klagen über Einkaufstourismus waren nicht zu hören. «Konsumenten, die sich bewusst ernähren, fahren nicht 200 Kilometer nach Deutschland, um dort für ein paar Hundert Franken einzukaufen», sagt Bärtschi. Sie deckten sich bewusst in der Nähe mit möglichst regionalen Produkten ein.
Bärtschi wehrt sich gegen den Vorwurf, Bio sei nur etwas für Reiche. Immer mehr Familien würden sich für biologische Nahrungsmittel entscheiden. «Eltern wollen den Kindern eine gesunde Ernährung bieten», sagt er. Im Schnitt gebe man in der Schweiz sieben Prozent für die Ernährung aus. Die Rechnung sei ganz einfach: «Wenn man sich nicht jedes Jahr das neueste Handy kauft, bleibt mehr für gesundes Essen übrig.»
Bio-Lädeli haben trotzdem zu kämpfen
Auffällig: Vor allem die grossen Detailhändler Coop und Migros legten zu. Bei klassischen Biolädeli dagegen stagniert der Umsatz. «Die Kleinen müssen in den Städten teils hohe Mieten bezahlen. Da fehlt das Geld für Investitionen und Werbung.»
Alle Welt redet von vegan. Ist Bio ein Auslaufmodell? Bärtschi winkt ab. «Vegane Ernährung ist ein Trend, biologische Lebensmittel sind eine langfristige Entwicklung», sagt er. Er sieht für beide Arten der Ernährung grosses Potenzial. Man dürfe aber nicht vergessen, dass der Marktanteil von veganen Produkten noch bescheiden sei.
Aldi und Lidl würden auch gerne
Gerne würden sich auch die Discounter Aldi und Lidl mit der Knospe von Bio Suisse schmücken. Entsprechende Gespräche laufen. «Wir warten aber auf ein klares Bekenntnis der Discounter. Wir wollen keine Rosinenpicker. Wer das Knospe-Label tragen will, muss alle Produkte des täglichen Bedarfs unter einem Dach anbieten», sagt Bärtschi.
Zudem müsse er sich nachweisbar für die Sache Bio einsetzen und auch in die Forschung investieren. Angst, dass die Preise sinken, wenn auch Aldi und Lidli Knospe-Produkte anbieten hat Bärtschi nicht. «Im Ankauf gelten für alle die gleichen Preise», sagt er.