Die Patente der Nestlé-Kaffee-Tochter sind fast alle ausgelaufen. Deshalb lässt Nestlé die Drittanbieter gewähren.
An Nestlés zweitem bekannten Kapsel-System Dolce Gusto hat sich bisher aber kein Klon-Kapsel-Hersteller getraut.
Dolce Gusto ist seit 2006 auf dem Schweizer Markt. Das Kaffee-System, das hierzulande bereits von 300'000 Haushalten genutzt wird, ist noch von vielen Patenten geschützt. Bei den Maschinen-Verkäufen ist man nach eigenen Angaben Nummer 2 in der Schweiz. «Der Schweizer Kaffee-Markt hat noch grosses Potenzial», sagt Christophe Wyss, Chef Nescafé Dolce Gusto, zu BLICK. Erst 40 Prozent der Haushalte hätten eine Maschine für Portionen-Kaffee.
Doch jetzt reiten Anbieter von billigen Dolce-Gusto-Klonen eine erste Attacke. Deren Kapseln sind fast ein Drittel billiger als die Originale. Erste Angebote im Internet stammen von italienischen Lieferanten wie Bialetti oder Tiziano Bonini.
Mit Konsequenzen gedroht
Aber warum sind die Dolce-Gusto-Klone noch nicht in Schweizer Supermärkte gelangt? Gab es doch bereits Gespräche grösserer Detailhändler – darunter Spar, Denner, und Coop – mit den Lieferanten. Vor einigen Wochen wurden die Gespräche plötzlich auf Eis gelegt.
Von Beteiligten weiss BLICK, dass Nestlé-Vertreter den Detailhändlern mit Konsequenzen gedroht haben, falls sie die Dolce-Gusto-Klone ins Regal nehmen würden: Es würden keine Zuschüsse für Werbung mehr fliessen, hiess es in einem Fall.
Ähnlich ging Nestlé Ende letzten Jahres gegen Denner vor. Aus Angst vor rechtlichen Schritten nahm der Discounter eine neue Nespresso-Billigkapsel wieder aus dem Gestell.
«Nestlé begrüsst Konkurrenz»
Wie damals will Nestlé nichts von Drohungen gegen die Detailhändler wissen. «Nestlé begrüsst jede faire und legitime Konkurrenz», sagt Sprecherin Cassandra Buri. Zur drohenden Klon-Konkurrenz will man sich nur indirekt äussern. «Wir sind überzeugt, dass wir auch in einem sich ändernden Marktumfeld eine hervorragende Wahl sind», sagt Dolce-Gusto-Chef Wyss lediglich.
Am Schluss dürften die Konsumenten den Ausschlag geben, ob die neue Klonware ins Regal kommt. Und weil Kunden eine grosse Auswahl fordern, stehen die Chancen für die neuen Billig-Kapseln nicht schlecht.