In Outdoor-Läden findet man alles, was man zum Überleben braucht: Polarjacken, Stirnlampen, Rettungsdecken, Notvorrat. Jetzt aber braucht die Branche selber Überlebenshilfe. Aus dem Boomgeschäft ist ein gnadenloser Verdrängungsmarkt geworden.
Das Wettrüsten kannte keine Grenzen. An den besten Adressen in den Innenstädten haben in den letzten Jahren die bekannten Marken eigene Läden eröffnet: Mammut, Jack Wolfskin, North Face, Patagonia. Outdoor-Ketten wie Transa und Bächli investierten grosszügig in neue Verkaufsflächen. Auch die «normalen» Sportgeschäfte wollten vom Trend zurück zur Natur profitieren.
Nun ist der Zenit überschritten. «Der Markt wächst nicht mehr», sagt Moreno Zmak (54), Verkaufsleiter der Bergsport-Kette Bächli. «Obschon dies schon seit längerem abzusehen ist, kommen immer noch neue Marken und Geschäfte dazu.»
Als 2011 der Sportartikelmarkt wegen des ersten Frankenschocks 2011 um elf Prozent eingebrochen war, hiess es noch: «Das Outoor-Geschäft kennt keine Krise.» Städter trugen die wetterfeste Kletterjacke als Statussymbol über dem Anzug.
«Der Outdoor-Markt ist einer der wichtigsten Bereiche der Sportbranche», erklärt Sportmarkt-Spezialist beim Marktforschungsinstitut GfK, Kurt Meister (51). «Über drei Millionen Schweizer wandern und brauchen eine Ausrüstung.» Jährlich setzt die Outdoor-Branche über 400 Millionen Franken um.
Nun ist die Luft aber draussen. Laut Asmas, dem Verband des Schweizerischen Sportfachhandels, schmilzt jedes Jahr ein Prozent des Umsatzes weg. «Die Goldgräberstimmung ist vorbei», sagt Meister. «Die Kuchenstücke werden kleiner für alle.» Wer heute noch in neue Geschäftsflächen investieren wolle, müsse sich das schon sehr gut überlegen.
Für die Konsumenten sind dies gute Nachrichten. Die Preise sind ins Rutschen gekommen. Günstige Anbieter wie Sherpa Outdoor graben den teuren Herstellern das Wasser ab. «Die Zeiten sind vorbei, in denen man eine Jacke für 50 Franken Produktionskosten für 500 Franken verkaufen konnte», sagt Bruno Rüdisüli (49), Marketing-Chef von Sherpa Outdoor.
Die Firma von Mark Ineichen, dem Otto’s gehört, lässt den Zwischenhandel aus. So sei es möglich, gleichwertige Produkte zu günstigeren Preisen anzubieten.
Der jüngste Frankenschock hat den Preiskampf noch verschärft. Niemand will sich dem Verdacht aussetzen, Währungsvorteile in den eigenen Sack zu stecken. «Vor allem in den Bereichen Outdoor-Bekleidung und Outdoor-Schuhe gab es massive Preisreduktionen», sagt die Sprecherin der Migros-Tochter Sport-XX, Martina Bosshard. Rabattschlachten sind an der Tagesordnung. North Face etwa gewährte vor kurzem während zwei Wochen 15 Prozent auf das gesamte Sortiment – einfach so.
Ob die Händler dies auf Dauer durchhalten, erscheint fraglich. Moreno Zmak von Bächli rechnet mit einer baldigen Marktbereinigung: «In Zukunft wir es weniger Verkaufsstellen und weniger Anbieter geben», sagt er.