Die Berichtssaison ist in vollem Gang: Gestern haben einige der grössten Schweizer Firmen ihre Halbjahreszahlen rapportiert: Die Credit Suisse (siehe Box), ABB und Roche übertrafen die Erwartungen. Deren Aktien hoben ab. Vom Frankenschock keine Spur bei den globalen Konzernriesen.
Anders sieht es bei den mittleren Unternehmen der Industrie aus. Rieter meldet einen Einbruch der Bestellungen. Der Winterthurer Textilmaschinen-Hersteller stoppte die Einstellung neuer Mitarbeiter.
Bei Georg Fischer brechen Erträge und Gewinne weg. Die Frankenaufwertung kostete den Schaffhauser Industriekonzern 7 Prozent des Umsatzes. «Internationale Konzerne mit globaler Präsenz können Währungsschwankungen zwischen den verschiedenen Standorten relativ gut ausgleichen», sagt Jean-Philippe Kohl, Leiter Wirtschaftspolitik beim Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem).
Kleine und mittlere Unternehmen hingegen erbringen den Grossteil ihrer Wertschöpfung in der Schweiz. Die Folge: «Ihre Produkte für den Export sind durch die Frankenaufwertung auf einen Schlag 15 Prozent teurer geworden», sagt Kohl. Dabei sieht die Schweizer Aussenhandelsstatistik auf den ersten Blick gar nicht übel aus. Real sind die Exporte nur um 0,8 Prozent zurückgegangen. Doch Kohl relativiert. «Um keine Kunden und Marktanteile zu verlieren, sind Firmen gezwungen, zu Preisen zu verkaufen, die nicht kostendeckend sind. Das schlägt auf die Margen.»
Und doch: In der Industrie sind im Juni und Juli 4,2 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als im Vorjahr. Jammert Swissmem auf Vorrat? Jean-Philippe Kohl verneint. «Um wieder wettbewerbsfähig zu werden, müssen wir innovativ sein. Dazu braucht es gute Fachkräfte in der Industrie – trotz Margenkrise.»
Sollte der Eurokurs bei 1.05 Franken bleiben, rechnet der Swissmem-Experte mit einer Verschärfung der Lage. «Jede sechste Firma plant dann die Verlagerung mindestens eines Teils der Produktion ins Ausland.»