Die grossen amerikanischen Geldhäuser zeigen sich im jüngsten Krisen-Stresstest robust und dürfen deshalb wieder ohne Einschränkungen Dividenden ausschütten und Aktien zurückkaufen. Getestet wurden nicht nur US-Institute, sondern auch die Amerika-Töchter der beiden Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS.
Der jüngste Belastungscheck habe ergeben, dass die Grossbanken im Krisenfall mit ausreichend Kapital ausgestattet blieben, so das Fed. Zwar würden die insgesamt 23 getesteten Institute zusammen in einem Negativszenario rund 474 Milliarden Dollar an Verlusten bei Krediten und anderen Geschäften erleiden.
Sie besässen dann aber immer noch mehr als doppelt so viel Kapital, wie es die Aufsichtsregeln verlangten. «Während des vergangenen Jahres hat das Fed drei Stresstests mit unterschiedlichen hypothetischen Szenarien aufgelegt und alle haben bestätigt, dass das Bankensystem stark aufgestellt ist, um die voranschreitende Erholung zu unterstützen», wurde Notenbank-Vize Randal Quarles zitiert.
Selbst im Krisenszenario würde die zusammengefasste Kapitalquote (CET 1) der Institute nur bis auf 10,6 Prozent sinken, erklärte das Fed. Damit liege sie deutlich über den aufsichtlichen Mindestanforderungen. Die Aufseher hatten bereits im März signalisiert, dass sie nach dem Bankenstresstest wahrscheinlich noch bestehende Beschränkungen bei Dividenden und Aktienrückkäufen aufheben wollen, sollten die Institute über den Mindestkapital-Anforderungen bleiben.
Analysten erwarten nun, dass Grossbanken wie JPMorgan Chase, Bank of America und Goldman Sachs in der Lage sein werden, zusammen mehr als 100 Milliarden Dollar in den nächsten vier Quartalen an Anleger auszuzahlen. Das Fed erklärte, es erwarte, dass Institute mit der Ankündigung von Dividenden-Plänen bis nach Börsenschluss am Montag warten.
Der diesjährige Stresstest markierte für die Bankenwächter eine Rückkehr zur Normalität. Denn 2020 fand wegen der Corona-Krise die Prüfung erstmals zwei Mal statt. Nach beiden Checks war das Fed damals zu dem Ergebnis gekommen, die Institute verfügten über genügend Kapital und seien in der Lage, auch im Krisenfall weiter Kredite an Unternehmen und Haushalte zu vergeben.
Die niedrigste Kapitalquote unter den getesteten Banken wies im Krisenszenario die Nordamerika-Holding des Bankkonzerns HSBC auf. Sie sank auf 7,3 Prozent. Die US-Tochter der Deutschen Bank verzeichnete dagegen mit 23,2 Prozent die höchste Quote.
Die Credit Suisse Holdings USA lag derweil mit 15,9 Prozent zwischen diesen beiden Werten. Selbiges gilt für die UBS Americas Holding, die noch etwas besser abschnitt. Mit 20,1 Prozent lag sie nur unwesentlich unter dem Spitzenreiter Deutsche Bank.
Bei ausländischen Instituten, die - wie die Credit Suisse oder die UBS - eine Holding in den USA haben, ging es auch um die Frage, ob sie Kapital an den Mutterkonzern überweisen dürfen und ob sie Vorgaben in Bezug auf Kernkapital- und Verschuldungsquoten erfüllen.
Die Deutsche Bank hatte den Stresstest in den vergangenen beiden Jahren bestanden, weshalb das Fed dieses Jahr nicht mehr offenlegt, ob sie alle Vorgaben erfüllt oder nicht. Mögliche Mängel werden in diesem Fall nur mit den Instituten direkt besprochen.
Die Credit Suisse hatte den US-Bankenstresstest noch im Jahr 2019 nur «unter Auflagen» bestanden. Sie bekam damals dieses Urteil, weil die US-Aufseher Schwächen im Prozess der Kapitalplanung bemängelten. Besser erging es der UBS, die vor zwei Jahren keine Auflagen erhielt.
In der Härteprüfung wurde diesmal unter anderem eine globale Rezession durchgespielt, bei der in den USA die Arbeitslosenquote bis auf 10,75 Prozent hochschnellt. Zudem sah das Negativszenario vor, dass die US-Wirtschaft um vier Prozent in die Knie geht und die Aktienkurse um 55 Prozent einbrechen.
(SDA)